
„Du hast ja echt nen Knall! Sonntag warst du nach dem Derby nicht mehr ansprechbar, und heute singst du deine Vereinslieder schon wieder lauthals durchs Haus!“ Kein Zweifel, meine Frau liebt mich, auch wenn sie meine andere Leidenschaft, die zu Hannover 96, nicht versteht…
Sie muss ja aber auch nicht immer alles verstehen. Besonders dann, wenn ich es selber manchmal nicht verstehe, was Hannover 96 da mit mir macht. Nach Nürnberg noch himmelhoch jubelnd und eine Woche lang eine große Klappe gegenüber allen blau-gelben Nachbarn und Kollegen. Nach dem blutleeren Derby dann völlig zerstört und ist hätte am liebsten alle Schals und Trikots verbrannt. Und ab Dienstag aber froh, dass bald endlich wieder das Wochenende ruft, Auswärtsspiel, Flutlicht, und eine schwarz-weiß-grüne Lawine über die A2 in Richtung Ruhrpott rollt.
Dieses Gefühl, diese Romantik, kann uns keiner nehmen. Die macht uns kein Aufsichtsrat, kein EV und keine Geschäftsführung kaputt! Wenn das Wochenende ruft und unsere Fahnen über unseren Köpfen wehen, spielt die Musik auf dem Rasen, egal wie gut oder bescheiden unsere Woche war. Und mit diesem Gefühl machten sich eine Busladung gescheiterter Derbykicker, sowie 5000 Schlachtenbummler auf den Weg nach Gelsenkirchen, um den Sinn dieser restlichen Saison wiederzufinden…
Hannover 96 sorgt für Herzkasper
Es gibt so Wochen bei deinem Lieblingsfußballvereinen, da schenkt dir das Leben nur Zitronen. Als 96er hatte man in den letzten fünf Tagen bestimmt auf vieles Bock, aber sicher nicht auf Ballsport. Obendrauf kam die Tatsache, 15 Jahre lang nicht mehr auf Schalke gewonnen zu haben. Auch 60 Minuten vor Anpfiff wurde es nicht besser, als durchsickerte, dass Marcel Halstenberg gar nicht im Kader stand. Die Aufstellung warf zudem große Fragezeichen auf, was André Breitenreiter genau in der Veltins Arena plante. Ezeh, Momuluh, Voglsammer, und Lee in der Startelf von Hannover 96? Dafür Tresoldi und Rochelt raus? Das kam überraschend! Naja, Hauptsache erstmal 4er Kette und aus den Zitronen eventuell Limonade machen.
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Hannover 96 machte auf Schalke von Anfang an wieder den Eindruck, als suche man seine Persönlichkeit. Aufbau und Abläufe wirkten unsicher, während Laufwege pass-technisch 90 Minuten lang schlecht erreicht wurden. Die Rückkehr von Enzo Leopold und Fabian Kunze nach Gelbsperren waren immerhin ein klares Upgrade. Beide ackerten wie die Bekloppten als Ballmagneten und -verteiler, waren Zerstörer und Spielmacher zugleich. Ohne die beiden läuft im roten Spiel aktuell gar nix.
57 Minuten ließ Coach Breitenreiter das Treiben so laufen, das optisch nicht viel erhoffen ließ. Durch einen erneuten Fehler im Mittelfeld entstand das 1:0 für die Knappen in der 1. Halbzeit, was das Anlaufen fortan noch schwieriger machte. Obwohl Brooklyn Ezeh gute Impulse auf die linke Außenbahn und mehr Physis in die Zweikämpfe brachte, wirkte das rote Auftreten fahrig und nicht griffig. Bei den Tacklings und Zweikampfwerten war Hannover 96 besser, verschenkte gewonnene Bälle aber direkt wieder im Angriffsdrittel. Im Ganzen war es Anschauungsunterricht in Sachen „Fehleranfälligkeit im Frühjahr 2025“. 96 hätte sich nicht beschweren können, wäre das Spiel genauso planlos verloren gegangen. Nur gut, dass Schalke nicht viel tat, um den Deckel auf den Sieg zu machen…
Dann aber schlug die Stunde der Einwechselspieler. André Breitenreiter ist ja Fan von wöchentlichen Betonungen, wie gut und allzeit-bereit seine Auswechselbank sei. In der 57. , 72. und 82. Minute wechselte der Coach unbewusst tatsächlich den späteren Sieg ein: es war die offensive Dynamik, die Havard Nielsen, Rabbie Matondo, Nicolo Tresoldi, Jannik Rochelt und Lars Gindorf frisch einbrachten. Erst jagte Lars Gindorf den Ball ans Aluminium und Jannik Rochelt staubte zentral ab (87. Minute). Dann war es nur eine Minute später Havard Nielsen, der Loris Karius klar machte, warum dieser nicht mehr bei Liverpool spielt, sondern bei Schalke 04.
Hannover 96 fand also erst zehn Minuten vor Schluss den Schalter, um ein vernünftiges Pressing und Torchancen zu kreieren. Vielleicht sprang das rote Pferd nur so hoch wie es musste. Vielleicht ist dies nun aber auch der kontinuierliche Anstieg in der Tabelle. Das werden wir in einem anderen Text für euch in der Länderspielpause analysieren. Es war pure Fußball-Romantik, nach einer emotionalen Woche am Freitagabend dreckig 2:1 auf Schalke zu gewinnen und einen alten Fluch zu brechen. Nach Spielende waren meine neidischen Gedanken somit bei unseren Schlachtenbummlern im Block und bei einer sicherlich feucht-fröhlichen Rückfahrt nach Hannover. Dort angekommen, war in den Kneipen der Messestadt die schwarz-weiß-grüne Welt kurz mal wieder in Ordnung…
Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!
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