Wann schafft es Hannover 96 aus dem Tal der Tränen? Eine Analyse

HANOVER, GERMANY - MARCH 09: Andre Breitenreiter, Head Coach of Hannover 96 reacts during the Second Bundesliga match between Hannover 96 and Eintracht Braunschweig at the HDI-Arena on March 09, 2025 in Hanover, Germany. (Photo by Joern Pollex/Getty Images)

Es hat einige Tage gedauert, um den Frust vom Sonntag zu überwinden und das Geschehene in die Tastatur zu tippen. Geil finde ich den glücklichen Punktgewinn von Hannover 96 auch nicht. Ich bin bitter enttäuscht, weshalb es hier heute auch nur eine kurze Analyse gibt…

Mentalität:
Wieder einmal fehlte es bei Hannover 96 in erster Linie an Biss, Gier und Willen, um dieses für ihre Fans wichtigste Duell der Saison zu gewinnen. Ein Auftreten wie ein schlaffer Sack, keine Körpersprache, keine Duftmarken. 96 hat scheinbar ein Derby-Problem. Der BTSV konnte sich im Niedersachsenstadion entfalten, wie er wollte, ohne ernsthaft in Bedrängnis gebracht zu werden. Für ein Derby absolut mangelhaft.

Der Schiedsrichter:
Ebenfalls mangelhaft fuhr der Schiedsrichter seine sehr undeutliche Linie, pfiff u.a. eine saubere Grätsche von Sei Muroya mit Gelb zurück. Auf der anderen Seite ließ er Eintracht-Kapitän Bicakcic nach brutalem Foul an Nicolo Tresoldi unbehelligt den sterbenden Schwan spielen und mit einer Blitz-Auswechslung der gelb-roten Karte entkommen.  Brisante Derbys erfordern souveräne und gut benotete Referees, die auch in wilden Situationen den Überblick behalten. Dieser Sportsfreund trug hingegen nur zur Unruhe bei.

Taktisches System von Hannover 96 ging nicht auf

Abwehrkette:
Die gut gemeinte 3er Kette entpuppte sich erneut als ungeeignet für die Spielweise von Hannover 96. Es war die xte 3er Kette in der Rückserie, die am Ende nicht den Punch entwickelte, den es gebraucht hätte. Beide Außenverteidiger waren, wie schon in den Spielen zuvor, nicht bei 100%. Doch genau die hätte es gebraucht, um ihre blaugelben Pendants zu überlaufen und die gegnerische Defensive auseinanderzuziehen. Im Rückwärtsgang agierte man viel zu langsam, um rechtzeitig zu Fünft hinten wieder aufgestellt zu sein.  Aber André Breitenreiter versucht es ja trotzdem immer wieder gerne…

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Der Leopold/Kunze-Ersatz:
Tagelang vor dem Derby wurde Max Christiansen als möglicher Ersatz unserer gelbgesperrten Mittelfeldzentrale gehandelt. Fieberhaft wurde versucht, den an der Nase operierten 6er noch mit einer Maske matchfit zu bekommen. Um 13:30 Uhr lief dann Winterneuzugang Boris Tomiak vor der Abwehr auf, eine Position, die nicht ganz seiner Kernkompetenz entspricht. Schon zu seiner Zeit in Kaiserslautern fehlte Tomiak das gewisse Etwas als vorgeschobener Ausputzer, doch André Breitenreiter probierte es trotzdem. Tomiak kippte seinem Fuß entsprechend immer wieder ins halbrechte Mittelfeld weg und schuf damit Raum für die starken Tempelmann und Phillipe.

Verlorenes Mittelfeld:
Zeitgleich war von unseren beiden Halbraum-Achtern (Jannik Rochelt auf links und Lars Gindorf auf rechts) wenig zu sehen. So klaffte zwischen Defensive und Offensive von Hannover 96 erneut eine große Lücke, in der sich die Eintracht in Ruhe sortieren und austoben konnte.  Hinzu kam, dass Wdowik/Rochelt, beziehungsweise Muroya/Gindorf keine Bindung zueinander fanden, sodass es statt Kombinationen meist nur lange Bälle gab, die von den Gästen leicht abgefangen werden konnten.  Man kann also sagen, dass dieses Derby rein taktisch im Mittelfeld verloren wurde.

Signal für den Rest der Saison:
Hatte ich dem erträumten Aufstieg vor dem Derby noch eine Minichance gegeben, dürfte ich nun endgültig hart auf dem Boden der aktuellen Tatsachen gelandet sein. Es ist zu bezweifeln, dass die Mannschaft jetzt nochmal den Drive für drei bis vier erfolgreiche Spiele am Stück entwickelt. Während sich Verein und Kapitalseite noch über einen Geschäftsführer streiten, mag der ein oder andere Spieler gedanklich schon seine Koffer packen. Mit großen Ambitionen gestartet, erleben wir nun die letzten Züge des gescheiterten 3-Jahres-Plans. Das Derby hat erneut gezeigt, dass bei Verletzungen und Sperren das brauchbare Personal in der Breite fehlt. Oder die Idee des Trainers, solche Situationen mal trickreich zu kompensieren.

Meine Hoffnung ist, dass wir die letzten Spielen noch würdevoll beenden, die Unruhe in allen Teilen rund um den Profifußball in den Griff bekommen und auf geschäftsführender Seite die richtigen Entscheidungen treffen. Alles für die neue, nächste Zweitliga-Saison.

Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!

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1 Kommentar

  1. Sauber der Artikel. 

    Jedoch fehlt das eingehen auf die Geschehnisse im W-Block.

    Auch so etwas führt zu einer destabilisierung der Mannschaft. Augen auf, warum muss Hannover permanent im negativen Kreuzfeuer der Aufmerksamkeit stehen? Protest ist gut und richtig. Aber bitte nicht so.

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