Zwischenanalyse zur Winterpause: Wo steht Hannover 96 wirklich?

Die Hinrunde von Hannover 96 in der Analyse.
Die Hinrunde von Hannover 96 in der Analyse.

Liebe 96-Fans,
wir schreiben Winterpause, die Zeit für Besinnung, Reflektion – und Analyse. Wie steht unser Team in der laufenden Saison da? Ein Blick auf die Zahlen und Fakten offenbart Licht und Schatten. Aber bevor wir uns zu sehr in Details verlieren, eines vorweg: Die bisherige Leistung gibt Anlass zur Hoffnung – und zur Diskussion. Tauchen wir ein!

Defensive: Ein Bollwerk mit Überraschungseffekt
Beginnen wir mit der positiven Seite: Unsere Defensive ist überragend. Mit nur 17 Gegentoren stellen wir die beste Abwehr der Liga, und das trotz einer erwarteten Gegentorquote (xGA) von 20,4 (Platz 5). Das heißt, unsere Hintermannschaft – und allen voran Torwart Ron-Robert Zieler – überperformt deutlich. Besonders bemerkenswert: Der Großteil der Gegentore fällt in der mental schwierigen Phase kurz vor und nach der Halbzeitpause (41.-60. Minute). Hier gilt es, die Konzentration noch besser aufrechtzuerhalten.
Offensive: Viele Ansätze, wenig Ertrag
Die Offensivleistung von Hannover 96 bleibt ein Sorgenkind. Mit 20 erzielten Toren rangieren wir auf Platz 14, während die erwarteten Tore (xG) bei 22,5 liegen. Das zeigt: Wir schaffen uns Chancen, nutzen sie aber zu selten effektiv. Die Offensivstrategie – Angriffe über die Außenbahnen (35% links, 39% rechts) – ist klar erkennbar. Doch gerade die individuellen Duelle, auf die diese Taktik angewiesen ist, machen uns zu schaffen. Nur 38,1% unserer Dribblings sind erfolgreich, was ligaweit den letzten Platz bedeutet. Zusätzlich resultieren viele unserer Torchancen aus sogenannten „toten Bällen“ – Freistöße, Einwürfe, oder Eckbälle. Mit 54 schussvorbereitenden Aktionen aus solchen Situationen stehen wir ligaweit an der Spitze. Hier zeigt sich eine klare Stärke, die gezielt weiter ausgebaut werden könnte. Hier muss Trainer Stefan Leitl ansetzen, denn die Idee hinter der Taktik ist gut, die Umsetzung jedoch ausbaufähig.

Halbzeiten von Hannover 96 im Vergleich: Heimstärke und Auswärtsprobleme

Ein weiteres Muster: Unsere Heimspiele sind deutlich stärker als die Auftritte in der Fremde. In der ersten Halbzeit sind wir mit einem Mix aus Siegen (31%), Unentschieden (44%) und Niederlagen (25%) recht ausgeglichen. Doch in der zweiten Halbzeit zeigt sich ein anderes Bild: Zu Hause gewinnen wir 63% der zweiten Hälften, auswärts jedoch nur 13%. Die Schlussfolgerung? Die Mannschaft zeigt in Hannover Moral, während sie auswärts zu oft einbricht.
Taktik, Spielweise und Schüsselspieler
Die Taktik von Trainer Leitl legt großen Wert auf die Außenverteidiger, was die Angriffsverteilung und die hohe Zahl an Flanken (370, Platz 1) belegen. Besonders in Szene setzen sich hier Muroya und Wdowik, die progressive Pässe empfangen und über die Flügel Tempo machen. Mit 35% der Angriffe über links, 27% durch die Mitte und 39% über rechts zeigt sich eine klare Präferenz für die Außenbahnen. In den Statistiken der Schlüsselspieler zeigt sich das deutlich: Lee führt mit 30 progressiven Läufen vor Muroya (27) und Neumann (25). Bei den progressiven Pässen teilen sich Leopold und Halstenberg mit jeweils 79 den Spitzenplatz, gefolgt von Neumann (78). Zudem sind Muroya (81), Wdowik (65) und Momuluh (62) bei den empfangenen progressiven Pässen führend. Allerdings wird unsere Abhängigkeit von den Außenbahnen auch zum Problem: Von 257 versuchten Dribblings gewinnen wir nur 98 (38,1%), was ligaweit den letzten Platz bedeutet. Gerade unsere Außenverteidiger, die oft ins 1-gegen-1 gehen müssen, um Flanken zu schlagen, bleiben zu oft erfolglos.

Tote Bälle: Eine Spezialität in der Landeshauptstadt

Ein weiteres taktisches Merkmal sind die Shot Creating Actions (SCA): Mit 404 Aktionen liegen wir ligaweit auf Platz 8, davon entstehen 54 aus sogenannten „toten Bällen“ wie Freistößen, Einwürfen oder Eckbällen – ein Spitzenwert. Diese Statistik zeigt zwar die Stärke bei Standardsituationen, verdeutlicht aber auch eine Schwäche im offenen Spiel, da unsere Offensivaktionen oft nicht dynamisch genug sind.
Auch bei den Through Balls ist Verbesserungspotenzial erkennbar: Mit nur 9 Versuchen rangieren wir auf Platz 15. Diese Pässe, die besonders effektiv im Raum hinter die Abwehr gespielt werden, könnten unserer Offensive mehr Kreativität und Überraschungsmomente verleihen, was jedoch zu selten gelingt. Bei den Schüssen aufs Tor (4,31 pro 90 Minuten, Platz 11) und den progressiven Aktionen (Platz 13 bei Ballträgern) liegt ebenfalls noch viel Potenzial brach. Positiv hervorzuheben ist Tresoldi, der mit einem xG von 5,4 die meisten erwarteten Tore aller 96-Spieler aufweist.

Trainerdiskussion: Baumgart als Vorbild?

Ein interessanter Aspekt: Der „Neuen Presse“ zufolge wird bereits spekuliert, ob Hannover 96 langfristig von einem emotionaleren Trainer wie Steffen Baumgart profitieren könnte. Während Leitl für seine analytische und strukturierte Herangehensweise bekannt ist, setzt Baumgart auf Leidenschaft, Emotionalität und einen direkten Spielstil, der seine Mannschaft oft dazu bringt, die Initiative zu ergreifen. Leitls Fokus auf Flügelspiel und taktische Disziplin hat Vorteile wie defensive Stabilität und klare Angriffsmuster, zeigt aber Schwächen bei der Durchschlagskraft und dem individuellen 1-gegen-1. Baumgarts Ansatz könnte hingegen mehr Dynamik und Kampfgeist ins Spiel bringen, birgt jedoch das Risiko, defensive Ordnung zu verlieren. Es bleibt eine spannende Frage, welcher Stil besser zu unserem Team passt, insbesondere in Hinblick auf die vorhandenen Spielerprofile und Statistiken. Eine Diskussion, die sicherlich noch lange anhalten wird.
Was bleibt?
Nach 17 Spieltagen stehen wir mit 26 Punkten auf Platz 8 – solide, aber nicht berauschend. Zum Vergleich: In der vergangenen Saison hatten wir 24 Punkte, in der davor 28. Die Aufstiegsträume rücken in weite Ferne, wenn man bedenkt, dass die letzten drei Erstplatzierten im Schnitt 65 Punkte holten. Doch es gibt auch Grund zur Zuversicht: Die Abwehr steht, die Ansätze im Angriff sind da und mit etwas Feinschliff könnte die Effizienz steigen.
Liebe Fans, genießen wir die Pause, laden die Akkus auf – und hoffen, dass Hannover 96 in der Rückrunde konstanter wird. Gemeinsam können wir die Rückschläge meistern und die Stärken ausbauen. Der Ball rollt wieder im neuen Jahr. Bis dahin: Lasst uns mit Leidenschaft und Herzblut die Mannschaft unterstützen – nur gemeinsam sind wir unschlagbar!

Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!

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