Hannover 96 liebt seinen XXL-Gradmesser in Saalfelden

Samstagnachmittag, Deutschland schwitzt unter einer kurzen Hitzewelle und somit beste Voraussetzung, um sich im kühlen Fußbad am Laptop den schweißtreibenden XXL-Test unserer Profis zu kredenzen.

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Hier unsere Eindrücke:

Stefan Leitl ließ zwei verschiedene taktische Aufstellungen auflaufen: Die ersten 60 von insgesamt 120 Minuten schickten wir eine 3er Kette mit Halstenberg auf links, unserem neuen Engländer Josh Knight mittig und Phil Neumann auf rechts gegen die CL-Teilnehmer aus Holland aufs Feld. Bei dieser neuen Kombi schaute man natürlich ganz genau hin und freute sich über das bereits souveräne, selbstbewusste Auftreten unserer Abwehrtürme. Alle drei beherrschen eine saubere Spieleröffnung, in der auch Josh Knight qualitativ mit hält. Seien es flache Pässe auf entgegeneilende Mittelfeld-Kollegen, oder das gut getimte Langholz, die Bälle überbrücken Meter und kamen meistens an.

Und trotzdem machte es der Vorjahres-Dritte der niederländischen Eredivisie clever, als man Sei Muroya von der rechten Schiene nach innen lockte, seine Seite frei legte und darüber das 0:1 erzielen konnte (21. Minute). Das verdiente 1:1 fiel ebenfalls unter Beteiligung unserer Abwehrspieler:
Jannik Dehm nimmt einen langen Ball von Ron-Robert Zieler auf, legt von links nach Innen, wo Nicolo Tresoldi nur den Schlappen hinhalten muss (36. Minute). Schnörkellos gemacht! Noch zwei weitere Beispiele, welchen Schub Hannover 96 aktuell aus der Defensive heraus nach Vorne entwickelt: In der 39. Minute schaltete sich Marcel Halstenberg mit nach vorne ein, bediente Jannik Rochelt und dessen Schuss küsste die Querlatte. In der 48. Minute ging 96 sogar 2:1 in Führung, als Andreas Voglsammer im Gegenpressing einen Ball eroberte, Sei Muroya auf rechts schickte und unser Japaner trocken einnetzen konnte.

Hannover 96 strahlt Dominanz aus dem Rückraum aus

Im Ballbesitz wurde das Spiel breit gezogen und Enzo Leopold ließ sich als 6er immer wieder in die letzte Reihe abkippen, um Bälle zu holen und einen weiteren Anspielpunkt zu bieten. In der Folge kam auch der bereits auffällige Jannik Rochelt ein Stück weit zurück und forderte das Spielgerät. Noch fehlten unserer neuen Nummer 10 die Feinabstimmungen mit den Kollegen, aber der Mehrwert war bereits deutlich erkennbar.

Auch Fabian Kunze machte einen guten Eindruck und erledigte seine Aufgaben mit stoischer Genauigkeit. Auffällig neben seinem robusten Auftreten selbst im Testspiel, waren seine langen und präzisen Bälle, auch als Seitenverlagerung. Genaue Beobachter kennen diese Stärke ja schon aus der letzten Saison von ihm. Rufe nach einem neuen, spielstarken 6er kann ich an dieser Stelle deshalb überhaupt nicht nach vollziehen.

Nach 60 Minuten wechselte Stefan Leitl nicht nur das Personal (nur Neumann, Halstenberg, Leopold und Muroya spielten noch bis zur 90. Minute weiter), sondern stellte auch auf 4er Kette um. Brooklyn Ezeh komplettierte den Defensiv-Verbund und gab sich agil. Zu dieser Zeit stand es 2:2 durch eine Einzelaktion der Niederländer (60. Minute).

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Hannover 96 nahm die taktische Umstellung sofort gut an. Durch Gindorf, Nielsen und Lee sorgte man nach einer kräftezehrenden Vorbereitungswoche nochmal für ordentlich Druck. Auch unser Neuzugang im Sturm, Jessic Ngankam, bringt sich immer besser in den Leitl-Ball ein. Bei drei neuen Offensivkräften, plus den Jungs aus der U23 (Ndikom, Chakroun, Momuluh, Uhlmann), ist es keine Selbstverständlichkeit, dass die Abläufe an diesem Punkt der Saison schon so gut sitzen. Vor allem die Laufwege und mutig offensiv gespielten Bälle wissen zu gefallen.

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Und es war auch nicht selbstverständlich, dass dieser „junge Haufen“ es am Ende einer intensiven Woche und langen Spiels mit viel Moral schaffte, das zwischenzeitliche 2:3 noch in ein 3:3 zu drehen. Brooklyn Ezeh packte dazu kurz vor Schluss nochmal seinen Zuckerfuß per Freistoß aus.

Meine Einschätzung:

Mit dem taktischen Kniff, den starken Knight in die Mitte einer 3er Kette zu stellen und dank Marcel Halstenberg erstmal auf den hektischen Kauf eines weiteren IV verzichten zu können, dürfen wir voller Freude dem Saisonstart entgegenblicken. Unsere 5er Reihe dürfte zur spielstärksten Reihe der 2. Liga zählen. Auch Eric Uhlmann darf bis auf weiteres seine Klamotten für die Profis packen.

Im Mittelfeld haben wir dank Jannik Rochelt und Hyung-Ju Lee an (Entscheidungs-)Schnelligkeit gewonnen. Im Sturm zeigt Nicolo Tresoldi eine tolle Frühform und eine weiter entwickelte Physis. Andreas Voglsammer und Jessic Ngankam sind bissige Kanten, die Hannover 96 gegen jeden Zweitliga-Beton werfen kann. Und auch die „2. Garnitur“ um Oudenne, Ndikom, Ezeh etc. macht Bock auf den 3. August, 13 Uhr im Niedersachsenstadion. Spannend wird es, was Lars Gindorf bei der neuen Konkurrenz in der Offensive ausheckt. Ich sehe ihn als Faktor X, der uns nochmal besser machen kann, egal ob Startelf oder von der Bank kommend.

Im zentralen Mittelfeld hingegen wäre noch ein 6er oder 8er hilfreich, der Leopold, Kunze und Christiansen herausfordert. Aber da herrscht jetzt kein Stress. Eng wird es wahrscheinlich erstmal für den jungen Matsuda auf der linken Schiene. Mit Dehm und Ezeh sind wir dort gut aufgestellt. Zudem scheint Hannover 96 Husseyn Chakroun dort ebenfalls fit machen zu wollen. Letzteres gilt auch für Taddel Momuluh, nur auf der rechten Seite. Mit seiner Schnelligkeit und 1:1-Stärke wäre er ein perfekter Backup für Sei Muroya.

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