„Die Mannschaft muss Wiedergutmachung leisten“ – Wolfsburg-Fan Henry vor dem Gastspiel in Hannover

Nach Hinspiel und Pokal kommt es bereits zum dritten Duell gegen Wolfsburg in dieser Saison. Foto: Stuart Franklin/Bongarts/Getty Images.

Hannover – Am Sonntag kommt es für Hannover 96 zum Niedersachsen-Duell gegen den VfL Wolfsburg. Vor dem Spiel sprechen wir mit VfL-Fan Henry über Abstiegsangst, Überraschungen und Europaträume der Kontrahenten.

Nach Hinspiel und Pokal kommt es bereits zum dritten Duell gegen Wolfsburg in dieser Saison. Foto: Stuart Franklin/Bongarts/Getty Images.

Henry, Willkommen zum Faninterview vor dem Wolfsburger Gastspiel in Hannover. Stell dich unseren Lesern doch bitte kurz vor.

Ich bin Henry, 37 Jahre alt, verheiratet, Vater von drei Töchtern und Ur-Wolfsburger. Bei der Alten Herren-Mannschaft der TSG Mörse bin ich selber am Ball aktiv. Mit meiner Stadt identifiziere ich mich so sehr, dass ich sogar im Rathaus arbeite. 



Der VfL konnte sich letzte Spielzeit erst in der Relegation den Klassenerhalt sichern. Wie konnte aus dem ehemaligen Spitzenteam ein Abstiegskandidat werden?

Aus meiner Sicht hat ein Mann den VfL zu einem Spitzenteam gemacht: Kevin De Bruyne. Mit seinem Weggang fing alles an. Er war es, der in der Saison 2014/2015 dafür gesorgt hat, dass wir Vizemeister und Pokalsieger geworden sind. Klar, es stehen noch zehn weitere Spieler auf dem Platz. Die haben aber enorm von seiner spielerischen Klasse profitiert. Er hat das Team geführt und besser gemacht. Nicht umsonst zählt er heute zu den besten Spielern der Welt. So ein Leader war sein „Nachfolger“ Julian Draxler dann nie. Er hat regelmäßig nur in der Champions League geglänzt, um sich für andere Vereine interessant zu machen. In der Saison 2015/2016 wurden wir dann „nur“ Achter. Ich glaube, dass das genau das Niveau der damaligen Mannschaft wiederspiegelte. Meiner Meinung hätte man dann mit Lucien Favre, der wohl auch Gerüchten zu Folge auch gekommen wäre,  im Sommer einen Neuanfang starten sollen. Stattdessen ging man mit Hecking in die Saison. Der Rest ist bekannt.

Wolfsburg-Fan Henry: „Kevin De Bruyne hat bei uns den Unterschied ausgemacht.“ Foto: David Rogers/Getty Images.

Andries Jonker wurde bereits nach wenigen Spieltagen in dieser Saison durch Martin Schmidt ersetzt, mit ihm gab es nur zwei Niederlagen bis zur Winterpause. Wie zufrieden warst du mit der Hinrunde?

Die Punkteausbeute nach der Hinrunde ist wie in der letzten Saison katastrophal. Alle reden immer von der Qualität, die wir haben und abrufen müssen. Ich habe aber Zweifel, ob diese wirklich vorhanden ist. Spielerisch ist es unter Schmidt in einigen Spielen deutlich besser geworden, nur wenn nicht mehr Punkte rausspringen, ist es aus meiner Sicht auch unerheblich.



Gibt es trotzdem einen Spieler, mit dessen Qualität du in der Hinrunde zufrieden gewesen bist?

Da fällt mir nur ein Name ein: Felix Uduokhai. Vor der Saison quasi als junger Perspektivspieler und Innenverteidiger Nummer vier geholt, hat er sich durch die Verletzungen der anderen Defensivspieler in kürzester Zeit festgespielt. Wer hätte gedacht, dass unser besten Neuzugang nur eine Million Euro kostet.

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Felix Uduokhai (hier im Duell mit dem 96er Niclas Füllkrug) kam im Sommer von 1860 München. Foto: Martin Rose/Bongarts/Getty Images.

Gab es auch Enttäuschungen?

Da gibt es leider einige zu nennen. Obwohl er uns letzte Saison gerettet hat, war Mario Gomez spielerisch eine große Enttäuschung. Fairerweise muss man aber auch sagen, dass er keine Tore machen kann, wenn er keine Bälle bekommt. Und dafür bräuchte man Außenspieler. Auf dem Papier hatten wir mit Ntep, Stefaniak und Kuba zumindest drei. Einer davon ist dauerhaft verletzt, die anderen spielten nicht mal. Olaf Rebbe hat es schlicht versäumt, im Sommer entsprechende Qualität für die Flügel zu verpflichten. Das ist auch der Grund, warum wir in der Offensive so wenig Tore machen. Das Defensivspiel ist in vielen Spielen schon in Ordnung.  



Nach dem starken 0:0 in Dortmund, wurde das Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt mit 1:3 verloren. Wie beurteilst du die ersten beiden Spiele nach Weihnachten?

Das Spiel in Dortmund war aus meiner Sicht gut, aber nicht stark. Wenn Yarmolenko das leere Tor trifft, verlieren wir das Spiel. Auch ich hatte dann die Hoffnung, gegen Frankfurt einen Heimdreier nachzulegen. Unser Slogan lautet: Arbeit, Fußball, Leidenschaft. Gegen Frankfurt gab es davon leider nichts zu sehen. Fairerweise muss man aber auch sagen, dass die Eintracht ein starkes Auswärtsspiel angeliefert hat. 



Mit den Spielen in Hannover, gegen Stuttgart und in Bremen, dazwischen auch noch Pokalviertelfinale in Gelsenkirchen, kommen da jetzt so etwas wie die Wochen der Wahrheit?

Das kann man sagen. Da entscheidet sich mal wieder, wohin es geht. Den Anschluss ans Mittelfeld haben wir schon ein wenig verloren. Das Spiel gegen Schalke wird noch das Einfachste. Ich weiß, das klingt komisch, aber gegen Mannschaften von oben tun wir uns deutlich leichter. Da müssen wir nicht das Spiel machen. Aus den drei Ligaspielen müssten man mindestens fünf Punkte holen. Das sollte auch realistisch sein und weniger dürfen es einfach nicht sein.



Geht der Blick wieder nach unten gehen? Muss der VfL wieder um den Klassenerhalt zittern?

Ja, das befürchte ich. Verlieren kann man immer, es ist aber auch immer eine Frage des „Wie“. Und letzten Samstag fehlte jeglicher Wille oder Kampf.



Was erwartest du für den Rest der Saison? Wo landet das Schmidt-Team am Ende der Saison?

Viel besser als derzeit wird es nicht. Wir bleiben aber drin. Am Ende landen wir zwischen Platz 12 und 15.



Am Sonntag heißt der Gegner bereits zum dritten Mal in dieser Spielzeit Hannover 96: Mit welchen Gefühlen reist ihr zum Maschsee?

Die Truppe weiß, dass sie etwas wiedergutzumachen hat. Mal wieder. Die verhältnismäßig gute Stimmung kippt gerade und eine Klatsche im Niedersachsenduell wäre da wenig hilfreich. Ich bin ehrlicherweise auch gespannt, was die Mannschaft für ein Gesicht zeigt. Ich kann leider dieses Mal nicht selbst vor Ort sein. Normalerweise besuche ich das Spiel in Hannover immer mit einem Kumpel, der 96-Fan ist. Umgekehrt kommt er dann auch immer nach Wolfsburg. Eine schöne Tradition.  



96 ist derzeit der beste Nordclub. Überrascht dich der Aufsteiger?

Ja. Ich bin ehrlich, für mich war 96 vor der Saison Abstiegskandidat Nr. 1. Ihr liefert aber richtig gute Arbeit ab. Ich habe ein paar Spiele gesehen und muss sagen, ihr seid schon „eklig“ zu bespielen. Und ich frage mich, warum wir nicht einen Außenbahnspieler wie Ihlas Bebou auf dem Radar hatten. Wahrscheinlich war uns ein Spieler aus der zweiten Liga nicht gut genug. Am meisten überrascht mich Niclas Füllkrug. Er hat eine starke Entwicklung genommen.

VfL-Fan Henry: „Warum hatten wir einen Spieler wie Ihlas Bebou nicht auf dem Radar?“ Foto: Martin Rose/Bongarts/Getty Images.

Was ist für Hannover noch drin? Wo erwartest du die Breitenreiter-Elf nach 34 Spielen?

Die Liga ist so eng beieinander. Ich denke zwischen Platz sechs und neun wird man 96 am Ende wiederfinden. Mit etwas Glück kann es sogar für Europa reichen.

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Wie lautet dein Tipp für Sonntag?

Das Spiel endet 1:1. Ein Ergebnis was niemanden weiterbringt. Unentschieden können wir aber eben.

Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!

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