Die fatale Liebesbeziehung mit John Guidetti

Wann werden wir Weydandt und Guidetti wieder jubeln sehen? Auch der Monat Mai erscheint unrealistisch.

An den Ligabetrieb ist dieser Tage nicht zu denken, das Corona-Virus blockiert (zu Recht) unser‘ aller Leidenschaft. Die beteiligten Akteure machen aktuell abseits des Platzes auf sich aufmerksam. Mit Spenden in Millionenhöhe möchte man den stark in Mitleidenschaft gezogenen Familien, den Unternehmen und den Gesundheits-Einrichtungen durch die Krise helfen. Auch wenn der Volkssport Fußball zurzeit eine absolute Nebensache ist, irgendwann wird auch hier der Betrieb wieder aufgenommen. Die Frage nach der Beendigung der aktuellen Spielzeit ist nach wie vor ungeklärt, daher richten viele Teams ihre Aufmerksamkeit bereits auf die kommende Saison. So auch Hannover 96 in Person von Gerhard Zuber. Viele Verträge laufen aus, Klauseln müssen gezogen bzw. missachtet werden. Martin Kind hat (mal wieder) einen großen Umbruch angekündigt, schließlich soll in der neuen Saison definitiv der Aufstieg her. In unserem Dreiteiler beschäftigen wir uns mit den Spielerreihen im 96-Team und den möglichen Veränderungen. Im letzten Teil berichten wir über die Ausgangslage unserer Stürmer.

In der 96-Offensive läuft es: Sechs Tore in den letzten beiden Partien, 14 Treffer seit Rückrundenbeginn und nur zwei Rückrundenspiele ohne eigene Bude. Die gute Punkteausbeute aus den letzten Wochen hat man vor allem der Effizienz vor dem gegnerischen Gehäuse zu verdanken. 35 Prozent aller Schüsse zappeln im Netz, zwischenzeitlich lag der Durchschnitt bei nur 22 Prozent. Zwölf Abschlüsse pro Duell zeugen von dem Offensivdrang der Profis. Auch wenn die aktuelle Situation vielversprechend ist, die jetzige Konstellation wird es nicht mehr lange geben…

Die Leihspieler…

John Guidetti scheint endlich in Hannover angekommen zu sein, die aufkeimende Liebesbeziehung hat jedoch ihre Schattenseiten. Die Leihgabe von Deportivo Alavés erzielte im letzten Heimspiel gegen Kiel seinen ersten Treffer für Hannover 96, seine Startelfquote liegt bei 80 Prozent. Durchschnittlich gelingen ihm zwei Torabschlüsse, Tendenz steigend. Die 75-prozentige Passquote und die gut getimten Zuspiele in den Lauf des Mitspielers (Quote von 62 Prozent) sind ein Beleg für sein geschultes Auge. Der Schwede ist ein angriffslustiger Spielertyp (8,5 offensive Zweikämpfe pro Partie), die Art von Charakter welcher in der kampfbetonten zweiten Liga gefordert ist. Die Zeit bei Hannover 96 scheint nun jedoch ein frühzeitiges Ende zu nehmen. Der Schwede wollte sich bei den Niedersachsen für die EM empfehlen, die Corona-Situation blockiert das „Schaulaufen“. In der kommenden Saison gäbe es zwar eine weitere Chance sich auszuzeichnen (da die EM auf 2021 verschoben wurde), diese Chance wird er aber nicht an der Leine ergreifen können. Der Grund ist die geforderte Ablösesumme. Über die Höhe der Kaufoption wurde zwar Stillschweigen vereinbart, die Verantwortlichen sprachen jedoch schon öfters über die „Unmöglichkeit eines Transfers“. Zudem gibt es Gerüchte um Interessenten aus der ersten Bundesliga. Der Nationalspieler fühlt sich in Hannover wohl und würde gerne bleiben, die Erfolgsaussichten sind leider schwindend gering.

Der schwedische Nationalstürmer blüht auf – ein Transfer scheint aber unmöglich

Eine weitere Leihgabe wird und muss hingegen bleiben. Cedric Teuchert kam vor der Saison aus Gelsenkirchen, der bei den Königsblauen abgeschriebene Profi hat sich bei den Niedersachsen zum Shootingstar entwickelt. In 17 Spielen konnte der 23-Jährige fünf Tore erzielen und drei weitere Treffer auflegen. Spielerisch ist er definitiv einer der besten diese Saison! Durchschnittlich schließt er dreimal pro Partie ab (45 prozentige Genauigkeit), erobert 9,5 Bälle zurück und starte 1,69 dynamische Läufe pro Spiel. Hinzu kommt sein Tempodribbling. Der Antritt des Coburgers ist explosiv, von seinen sechs Dribblings pro Partie kann er knapp die Hälfte gewinnen. Teuchert verfügt außerdem über einen feinen Fuß. Er kann es gefühlvoll und mit Schmackes. Übereinstimmenden Medienberichte zur Folge liegt die Höhe der Kaufoption bei 1,5 Millionen Euro, Stand jetzt ein absolutes Schnäppchen. Zuber muss zugreifen!

Es läuft auf getrennte Wege hinaus…

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Der Transfer von Cedric Teuchert wurde lange Zeit mit der Verpflichtung von Marvin Ducksch verglichen – ein paar Monate später ist ersterer für die Teamleistung deutlich wertvoller. Marvin Ducksch ist mit sechs Toren und fünf Vorlagen zwar nach wie vor der beste 96-Scorer, nichtsdestotrotz hagelt es viel Kritik. Der 26-Jährige kam in 19 Ligaspielen zum Einsatz, in den letzten fünf Partien verzichtete Kocak auf den Dortmunder. Beim jüngsten Sieg schmorte er in Hannover, Grund hierfür war eine disziplinarische Verfehlung. „Er steht heute nicht im Kader, da er sich eine disziplinarische Verfehlung geleistet hat. Er kam zu spät zu einer Sitzung“, erklärte 96-Sportchef Gerhard Zuber vor der Partie in Nürnberg. Die Trainingsleistungen der letzten Wochen scheinen schlichtweg nicht ausgereicht zu haben, auch auf dem Spielfeld wirkte er, trotz seiner vielen Scorerpunkte, häufig wie ein Fremdkörper. Viele Fans zogen bereits einen Vergleich zu Mario Gomez, da „er nur zur richtigen Zeit am richtigen Orte stehe und nur das Bein reinhalten müsse“. Durchschnittlich kommt er zwar auf 3,4 Schüsse pro Partie, dies liegt jedoch an vielen Verzweiflungsschüssen. Darüber hinaus steckt Ducksch in Zweikämpfen zu schnell auf (Zweikampfquote von 31 Prozent). Die Dynamik lässt er ebenfalls vermissen. Er startet nur 0,52 progressive Läufe, verglichen mit seinem Konkurrenten Teuchert ist das viel zu wenig – auch wenn Ducksch ein anderer Stürmertyp ist als der quirlige Teuchert. Marvin Ducksch stellt einen Startelfanspruch, daran ist aktuell nicht zu denken. Es ist gut möglich, dass das Abenteuer Hannover 96 nach nur einem Jahr endet.

Sebastian Soto muss sich auf das gleiche Szenario einstellen. Der 19-Jährige spielte sich dank einer extrem starken U20-WM in den Fokus und wurde folglich befördert. Das Interesse anderer Vereine war groß, im Gegensatz zu Chris Gloster (wechselte zur PSV Eindhoven) blieb Soto bei Hannover 96. Der Mittelstürmer verfügt zweifelsohne über großes Talent, von diesem war in dieser Spielzeit jedoch nichts zu sehen. Der US-Boy durfte lediglich 16 Minuten Spielpraxis sammeln. Hinzu kommen drei Partien in der Regionalliga, ein Scorerpunkt blieb ihm verwehrt. Eine richtige Analyse fällt aufgrund der geringen Spielzeit schwer, wir alle hatten uns jedoch mehr vom Shootingstar erhofft. Fairerweise muss man sagen, dass der Trainerstab größtenteils auf Soto verzichtete – auch so kann man ein hoffnungsvolles Talent vergraulen. Eine Vertragsverlängerung kombiniert mit einem Leihgeschäft in der nächsten Saison scheint sinnvoll. Abgeben sollte man Sebastian Soto derweil nicht.

Die Shootingstars…

Neben Soto hat Hannover 96 zwei weitere Shootingstars in den eigenen Reihen – Linton Maina und Simon Stehle. Der 20-jährige Maina konnte in 16 Spielen neun Scorerpunkte ergattern (2 Tore, 7 Vorlagen) und ist die kreative Schaltzentrale im Angriff. Auf der rechten Seite sorgt er für mächtig Trubel, nach wie vor ist die Schnelligkeit seine große Stärke. Sein Top Speed liegt bei 34,9 km/h, kein Akteur der zweiten Liga ist schneller. Seine enorme Dribblestärke (50 Prozent bei 6,4 Dribblings pro Spiel) macht das Verteidigen unangenehm. Auch bei den progressiven Läufen macht ihm keiner etwas vor. Durchschnittlich leitet der gebürtige Berliner 3,3 gefährliche Angriffe mit seinem Antritt ein – Rekord. Seine Passquote liegt bei (für einen Offensivspieler) guten 74 Prozent. Auch in der Rückwärtsarbeit schaltet er sich oft ein. Durchschnittlich kann Maina 2,6 Konter unterbinden, 55 Prozent seiner Balleroberungen finden im frühsten Stadium (sprich in der gegnerischen Hälfte) statt. Sein Vertrag läuft noch bis zum Sommer 2022, ein vorzeitiges Ende ist nicht in Sicht. Maina weiß um sein sensationelles Standing in Hannover, hier wird ihm das Vertrauen geschenkt. Die Niedersachsen sind auf seine Leistungen angewiesen, die Lovestory wird weitergehen.

Linton Maina hat sich zum Leistungsträger entwickelt – ein Abgang kann sich Hannover 96 nicht erlauben

Auf den Spuren von Maina bewegt sich Simon Stehle. Der 18-Jährige wurde notgedrungen ins kalte Wasser geworfen, mit starken Leistungen überzeugte er das Management. Ohne langes zögern stattete man Stehle mit einem Profivertrag aus. Sein großes Talent offenbarte er bereits in der U19-Bundesliga. Für die jungen Hannoveraner lief er in 13 Spielen auf, unter dem Strich standen 14 Tore und vier Vorlagen! Bei seinem Profidebüt gegen Fürth traf er ebenfalls. Gegen Nürnberg (und zuvor gegen den HSV) wurde Stehle nicht berücksichtigt, nichtsdestotrotz ist man in Hannover stolz, den gebürtigen Spanier in den eigenen Reihen zu haben. Er bringt die gleichen Qualitäten wie sein Vorbild Maina mit – Stichwort Tempodribbler. Das Debüttor war eine Traumkombination zwischen Maina und Stehle, an dieses Bild kann man sich gerne gewöhnen. Es wird mit Sicherheit einige Anfragen geben, der Rechtsaußen wird aber bei 96 bleiben.

Märchenprinz auch in diesem Jahr…

Die Personalie Hendrik Weydandt ist nach wie vor unangefochten. Der 24-Jährige ist Top-Torschütze seines Teams (acht Tore), darüber hinaus bereitete er zwei Treffer vor. Der Stürmer stand in 18 Partien auf dem Platz, dabei bewies er auch Jokerqualitäten (bspw. gegen Nürnberg). Sein wuchtiger Abschluss ist allgemein bekannt, durchschnittlich bringt er 2,75 Bälle auf das gegnerische Gehäuse. Kenan Kocak hat ihn zwischenzeitlich auf der rechten Außenbahn eingesetzt – und hier kamen weitere Qualitäten ans Licht. In Sachen Schnelligkeit macht Weydandt so schnell keiner etwas vor. Henne ist zwar nicht der Antritts-schnellste, im langen Sprint hängt er seine Gegenspieler aber regelmäßig ab. Er beackert das Spielfeld nahezu unermüdlich, seine Rückwärtsbewegung ist geschickt und er setzt die Gegner früh unter Druck. Die Zweikampfquote liegt bei soliden 50 Prozent. Die größte Waffe ist sein Kopfballspiel. Mit 1,94 Meter Körpergröße ist Weydandt eine wahre Kante im Sechzehner, von seinen 14,8 Kopfballduellen pro Spiel gewinnt er 48 Prozent. Negativ aufgefallen ist er durch relative viele Fehlpässe (36 Prozent) und zu viele Ballverluste (19,24). Diese Faktoren können seine ansonsten tadellose Statistik nicht hemmen. Der Vertrag läuft im Sommer aus, übereinstimmenden Berichten zur Folge steht man kurz vor einer Verlängerung.

 

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