Die letzten Stunden des Jahres 2023 sind angebrochen, hinter uns 96-Fans liegen Höhen und Tiefen, negativ gekrönt von der undurchsichtigen Schlammschlacht rund um den Investoren-Einstieg. Dem gegenüber stehen einige Lichtblicke, wie beispielsweise DER EINE SONNTAG im November…
Weil wir euch mit schönen Gefühlen in das neue Jahr verabschieden wollen, beginnen wir in diesem Jahr mit den eher negativen negativ behafteten 96-Themen.
Der Investoren Einstieg
Es ist das Steckenpferd der DFL-Geschäftsführung, welches sie in zweiter Instanz durchgeboxt hat. Anfang Dezember stimmen auf einer Mitgliederversammlung des Fußballbundes 24 der 36 DFL-Klubs für den Einstieg von externen Geldgebern. Im Mai wurde der Einstieg noch blockiert, da nur 20 Vereine das Häkchen an der falschen Stelle gesetzt haben… Der Plan des Geschäftsführer-Duos, bestehen aus Dr. Marc Lenz und Sr. Steffen Merkel, sieht vor, dass die Liga zwischen 900 Millionen und einer Milliarde Euro über mehrere Jahre erhält. Im Gegenzug verkauf die DFL knapp acht Prozent seiner Anteile an die externen Geldgeber – diese Investoren haben dann Mitspracherecht im Bereich der wirtschaftlichen Kompetenzen, Anstoßzeiten etc. bleiben von dem Deal unberührt.
Im Mai wollte man noch knapp 12,5 Prozent verkaufen, dann für circa zwei Milliarden Euro. Für die Fanlager sämtlicher Vereine ein Tritt in die Magengrube. Und Hannover 96? Wir könnten das Zündlein an der Waage sein. Die 24 Ja-Stimmen waren zwingend notwendig, denn nur durch sie wurde die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit erreicht. Nur eine Ja-Stimme weniger und der Deal wäre geplatzt. Der Mutterverein hatte Kind angewiesen mit Nein zu stimmen… Doch Tada: Die Abstimmung war geheim und Herr Kind beruft sich auf die Geheimhaltung. Bekannt ist, dass Köln, Freiburg, Union Berlin, St. Pauli, B**********g, Düsseldorf, Magdeburg, Nürnberg, Hertha und Kaiserslautern gegen den Antrag gestimmt haben. Damit sind alle zehn Nein-Stimmen vergeben- Osnabrück und Augsburg haben sich enthalten. Demnach muss Boss Martin Kind mit Ja gestimmt und somit die Anweisung des Muttervereins konterkariert haben… Mal wieder Clinch bei 96, der diesmal aber gesamt Fußball-Deutschland betreffen würde. Aktuell ist jedoch noch unklar, ob die „illegale“ 96-Stimme zu einer Anfechtung des Ergebnisses führen könnte. Das zumindest fordern die Fanbeauftragten.
Die Rückrunde 22/23
Hannover 96 will in der Saison 22/23 das Wort Aufstieg nicht in den Mund nehmen – schließlich verfolgt man akribisch seinen drei-Jahres-Plan. Doch in den ersten 17 Spielen liefern Stefan Leitl und seine Jungs ab und punkten konstant. Am Ende der Hinserie stehen 28 Punkte und ein fünfter Tabellenplatz auf der Habenseite – mit nur fünf Punkten Differenz zum Relegationsrang.
Doch ab Spieltag 18 der Bruch. Hannover 96 startet mit acht sieglosen Spielen in die Rückrunde! Darunter fünf Niederlagen, 15 Gegentore und kein Spiel zu Null. Der Frust hat sich ins Knochenmark eingefressen und der Stuhl von Stefan Leitl wackelt so stark, wie er nur wackeln kann. Am 01. April soll der 3:1-Sieg gegen Sandhausen den Aufbruch verkörpern – doch noch eine Woche später kassieren die Roten sechs Buden vom HSV und danach drei von Heidenheim. Am 18. Spieltag ist Hannover raus aus der ersten Tabellenhälfte und versucht sich mit 34 Zählern am rettenden Strohhalm festzuklammern. Abstand auf Rang 16: Sieben Zählrechen.
Welcher Faktor für das Taumeln des roten Boxers verantwortlich ist, ist mir bis heute Schleierhaft. Die Roten haben sich in einen negativen Rausch gespielt. Erst wurden die Verantwortlichen unruhig, dann die Fans und dann die Spieler selbst… keine guten Voraussetzungen.
Am 22. April dann denn ersehnte Befreiungsschlag. Der doppelte Teuchert und Louis Schaub gelingen gegen Bielefeld drei Buden – und trotz einer roten Karte gegen Yannik Lührs bringt die Leitl-Zehn das Spiel endlich einmal erfolgreich über die Bühne. Es folgte ein Heim-Dreier gegen Nürnberg, spätestens hier konnte man die Seele baumeln lassen – zwar nicht guten Gewissens, aber sie baumelte. Unter dem Strich muss man sagen: Sehr gut, dass Hannover nicht den üblichen Weg gegangen ist und den Trainer direkt vor die Tür gesetzt hat. Trotzdem und ohne jeden Zweifel eine katastrophale Rückserie.
Der 19. März 2023
Apropos katastrophal: Das generelle Erlebnis der Rückrunde wurde am 19. März dem Enddarmprodukt garniert. Zum Derby sind die Pläne groß, aus den miserablen Umständen will man die letzte Motivation ziehen und mit einer „Gerade Jetzt“ Mentalität den ungeliebten Nachbarn in einem Kampfspiel niederringen. Schöne Theorie, schlechte Umsetzung. Nach 90 Minuten steht ein 0:1 auf der Anzeigetafel. Mund abwischen und weitermachen ist nach einem solchen Spiel nicht möglich… Zwar konnte man die reguläre Spielzeit mithalten, doch in der 91 Minute musste das passieren, was der Fußballgott von langer Hand geplant hatte: Letzter Angriff von Peine-Ost und Nikolaou stolpert den Ball über die Linie. Bei 21 Torschüssen der Gastgeber war genau das nur eine Frage der Zeit… Immerhin soll es später noch eine gelungene Revanche geben!
Ausschreitungen am Millerntor
Wir wechseln die Saison, positiv wird es aber noch nicht. Am 10. November reisen wir als Tabellen-Dritter zum Tabellenführer. Beim FC St. Pauli winkt sogar der Sprung auf Platz zwei, das absolute Topspiel zieht viel Aufmerksamkeit auf sich. Auf dem Platz dominiert der Kampfgeist, vor allem die Gäste lassen ihre Seele auf dem Feld. Am Ende ringen wir den Hanseaten ein torloses Remis ab, was in dieser Spielzeit nur sehr wenigen Team gelungen ist! Doch der Punktgewinn wird getrübt und auch die Aufmerksamkeit verschiebt sich auf die Ränge.
Kurz vor Ende des Spiels kommt es im 96-Block zu Tumulten, unter dem Strich stehen mindestens 15 verletzte Fans und 17 Polizisten. Zahlreiche Fans mussten in Hamburger Krankenhäusern behandelt werden, die Ordner des FC St. Paulis leisteten noch vor Ort erste Hilfe. Die finale Ursache ist nach wie vor nicht geklärt, rund um den Polizeieinsatz laufen die Ermittlungen. Ein männlicher Fan wurde Polizeiangaben zufolge „erheblich attackiert“ und auch am Boden liegend noch getreten. Die Fanhilfe Hannover widerspricht der Darstellung und spricht von einem Konflikt zwischen Fans, welcher zum Zeitpunkt des Einsatzes aber schon geklärt gewesen sein soll. Mit voller Montur griffen die Polizisten im Block ein – es folgten heftigen Auseinandersetzungen und Folgen. Das Spiel wurde daraufhin für knapp fünf Minuten unterbrochen und wurde zur Nebensache.
Jetzt ist aber genug der schlechten Worte, denn das Jahr 2023 hatte auch viele schöne Momente parat! Anfangen wollen wir mit einer Personalie.
Marcel Halstenberg: Der Fußballer mit Romantik
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Fußball ist bekanntlich ein Mannschaftssport, schöne Momente an einem einzigen Spieler festzumachen ist daher eher schwierig. Doch im Fall von Marcel Halstenberg wollen wir eine große Ausnahme machen – denn das ist auch er: ein großer Ausnahmefußballer. Während andere Akteure ihre Karriere in der Sonne ausklingen lassen oder die amerikanische MLS unsicher machen – was Halstenberg fußballerisch zweifelsohne könnte – schwärmt der Verteidiger von seiner Heimat. Anfang Juni verbreiten sich die ersten Gerüchte, dass der Champions League-Teilnehmer und Pokalsieger, der noch vor wenigen Wochen einen deutschen Nationalspieler in Reihen von RB Leipzig von seinem Stammplatz verdrängt hat, tatsächlich mit einer Rückkehr zu Hannover 96 liebäugelt. Aus Lieber zur Familie, aber auch zum Klub.
Der gebürtige Laatzener wird im Jahr 1999 von Hannover 96 gescoutet, von da an spielt er zwölf Jahre lang im 96-Nachwuchs. Im Jahr 2011 ginge es in die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund. Es folgten Stationen bei St. Pauli und RB – wo er zwischen 2015 und 2023 seine erfolgreichste Zeit feierte. In seiner Vita stehen 20 Champions League-Einsätze, 165 Bundesligaspiele und neun Einsätze für die deutsche Nationalmannschaft. Ohne Frage hätte er bei einem etablierten Erstligisten unterkommen können und hier einen Anspruch auf einen Stammplatz gehabt.
Doch es zieht in zurück in die Heimat, auch um sich seinen Kindheitstraum zu erfüllen: Endlich für die Profis im vollen Niedersachsenstadion auflaufen zu können. Das hat funktioniert – und wie! Der 32-Jährige ist absoluter Leistungsträger auf und neben dem Platz und geht voran. Seine Leistungen müssen wir nicht extra loben, sie sieht jeder Rote. Abgesehen vom Ligaauftakt gegen Elversberg (spielte 45 Minuten) stand er die komplette Spielzeit auf dem Feld, drei Treffer und zwei Vorlagen stehen auf seiner Habenseite. Ein absoluter Gewinn für den Verein!
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Gala gegen Osnabrück
Die Hinrunde 23/24 verlief über weite Strecken sehr ordentlich, zum Schluss ging dem Team von Stefan Leitl die Puste aus. Die Gala gegen Osnabrück muss jedoch in die Geschichtsbücher. Am 17. September (6. Spieltag) reist das Tabellenschlusslocht aus Osnabrück zum damaligen Tabellen-Siebten, 37.000 Fans im Niedersachsenstadion wollen ihr Team zum ersten Heimsieg der Saison pushen. Und das hat ganz gut funktioniert.
Im 3-4-2-1-System hatte man zwar zunächst Probleme gegen tief stehende Osnabrücker, doch in der 20. Minute brach der Bann: Nach einer starken Schaub bugsiert Nielsen die Kugel mit einem satten Rechtsschuss in die Maschen. Der Auftakt für eine waschechte Gala, die durch Nielsen in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit eingeleitet wurde. In zweiten Abschnitt waren es dann zweimal Schaub, zweimal Teuchert, Köhn und Voglsammer, die den niedersächsischen Partner ganz Tief ins Tal der Tränen kegelten. Gleichzeitig bedeutete es den zweithöchsten Sieg in der 96-Historie, umgehend hinter dem 8:0 gegen den KSC aus der Saison 1886/87. Zugleich der höchste Sieg in diesem Bundesliga-Jahr.
Der Derbysieg
Wir haben es bereits angekündigt: Die Revanche im heimischen Niedersachsenstadion ist völlig verdient geglückt! Am 5. November gastiert Peine Ost im Niedersachsenstadion, eine ausverkaufte Hütte peitscht unsere Mannschaft zu einer der stärksten Saisonleistungen bisher. Am Ende steht ein verdientes 2:0 auf der Anzeigetafel – und es werden zwei weitere Märchen geschrieben: Rückkehrer Marcel Halstenberg verewigt sich mit seinem verwandelten Elfmeter ein zweites Mal in den 96-Geschichtsbüchern. Und Fabian Kunze erzielt seinen ersten Treffer im roten Dress überhaupt, über ein Jahr hat er auf diesen Moment gewartet – das Warten hat sich ohne Zweifel gelohnt!
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Die pure Dominanz spiegelt sich auch in den Zahlen wieder: 70 Prozent Ballbesitz, 13:1 Torschüsse und 2:6 gelbe Kartons. Die Nummer eins in Niedersachsen steht fest!
Unsere U23
Während den Profis gegen Ende der Hinrunde die Puste ausgegangen ist, hat die U23 noch einmal so richtig aufgedreht und thront völlig verdient auf dem Platz an der Sonne. Mit 41 Zählern führt die Truppe von Daniel Stendel das Feld in der Regionalliga Nord souverän an, der Vorsprung auf Platz zwei beträgt sechs Zähler (Phönix Lübeck hat allerdings drei Spiele weniger absolviert). Mit 54 Treffern stellt man die mit Abstand beste Offensive – kein Wunder also, dass Stefan Leitl seine Fühler in Richtung zweiter Mannschaft ausgestreckt hat. Mit unter die Profis mischt sich derzeit Kapitän Lars Gindorf: Der 22-jährige Offensivmann ist mit 18 Treffern der beste Schütze der Liga – künftig könnte er den Druck auf Nielsen und Tresoldi erhöhen. Aber auch Mittelstürmer Sean Busch (6 Tore, 3 Vorlagen), Mittelstürmer Nick Stepantsev (5 Tore, 4 Vorlagen) und Sprinter Monju Momuluh (4 Tore, 5 Vorlagen) machen auf sich aufmerksam.
Die letzten drei Duelle konnten die jungen Roten allesamt gewinnen, aus den letzten zwölf Spielen holte man sensationelle 28 Punkte- das entspricht einem Durchschnitt von 2,333 Zählern pro Spiel! Die letzte Niederlage ist datiert auf den 22. Oktober. Weiter geht es am 11. Februar mit einem Auswärtsspiel in Havelse – mit dieser Leistung ist Liga 2 definitiv erreichbar!
Das seid IHR
Und zwar in doppelter Hinsicht:
Zum einen hat sich der Support für das Team aus unserer Sicht in dieser Spielzeit enorm gesteigert! Auch wenn die Fronten zwischen Führung und Fanlager alles andere als einfach sind, das Team bekommt dies in keiner Sekunde zu spüren. Nicht umsonst werden wir Fans an jedem Spieltag von Trainer und Spielern explizit hervorgehoben. Mit durchschnittlich 37.225 Zuschauern im Niedersachsenstadion haben wir eine Auslastungsquote von über 79 Prozent – RESPEKT! In der zurückliegenden Spielzeit lag die Quote in den heimischen Wänden bei 30.616 Zuschauern. In der Hinrunde unterstützten 297.800 Zuschauer das Team in Hannover!
Auswärts sind durchschnittlich 2.328 Schlachtenbummler mit dabei – bei einer durchschnittlichen Distanz von 317 Kilometern. Das beliebteste Ziel war Gelsenkirchen mit 5.300 Roten. Insgesamt nahmen knapp 21.000 Hannoveraner mindestens eine Auswärtsfahrt auf sich.
Unabhängig von der Anzahl begeisterten natürlich die etlichen Choreografien und Pyro-Einlagen (ja, sehr umstritten, aber optisch einfach unfassbar gut)! Besonders hervorzuheben ist die Action gegen Magdeburg, die auch international für Aufsehen gesorgt hat.
Zum anderen habt ihr unsere Seite stark supportet. 96Freunde ist für uns alle ein Hobby uns eine unentgeltliche Leidenschaft – unsere Motivation ist zum einen das Teilen unserer Meinung, viel wichtiger ist aber, dass wir euch erreichen und einen Fußball-Diskurs eröffnen können! Unsere Klickzahlen und somit unser „Erfolg“ basieren natürlich auf der sportlichen Leistung von Hannover 96. Ein kurzer Einblick: In der Sommerpause – und gerade in dieser mit dem Transfer von Halstenberg – ist die Euphorie auch in unseren Zahlen zu spüren, sobald die erbrachten Leistungen jedoch den Erwartungen hinterherhinken, bleibt „nur noch“ ein harter 96-Freunde-Kern. So ist es kein Wunder, dass 96Freunde zu Erstligazeiten Zahlen erreichte, die aktuell unantastbar sind.
Aber das ist egal, denn ihr tragt uns weiterhin – und wir alle bleiben motiviert! (PS: Falls jemand von euch Lust hat, regelmäßig seine Gedanken zu teilen, meldet euch gerne). Im Jahr 2023 haben wir 72 Artikel auf unserer Seite veröffentlicht und damit 96.190 von EUCH erreicht – ein fettes DANKESCHÖN von uns allen! Jetzt wünschen wir euch und euren Familien einen guten Rutsch in das neue Jahr, wir freuen uns auf ein erfolgreiches 2024 mit euch!
Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!
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