Ein wilder Samstagnachmittag in Hannover. Nach turbulenten 90 Minuten brauchte man eine kleine, womöglich auch etwas längere, Verschnaufpause. Das Team von Kenan Kocak zeigte zwei komplett verschiedene Gesichte, am Ende guckte man in die Röhre. Dabei kam die Aufholjagt nicht einmal zu spät. Es ausschließlich auf den VAR zu schieben wäre jedoch viel zu einfach – und würden der Hannover-Mentalität nicht gerecht werden…
Drücken wir es positiv aus: Der neutrale Fan kam heute definitiv auf seine Kosten. Der Hannoveraner hingegen nicht. Mit voller Hütte hätte das Spiel eventuell doch eine andere Wendung genommen, das steht aktuell aber nicht zur Debatte. Mit ordentlich Rückenwind ging das Team von der Leine in die heutige Begegnung gegen St. Pauli. Den Tabellen-17., welcher erst einen einzigen Sieg in dieser Saison feiern konnte. Die Meinung unter den Spielern, Verantwortlichen und Anhängern war klar: Wer aufsteigen will, muss gegen die Nordlichter gewinnen!
Nun ja, es war vielleicht etwas zu viel Wind. So viel Wind, dass er den Spielern aus Hannover das Talent zum Fußballspielen aus den Beinen fegte. Zumindest in der ersten halben Stunde. Dabei reichten schon zehn Minuten, um den Hausherren den Zahn zu ziehen. Nach zwei Minuten eröffnete Paulis Zalazar das Spektakel, nur acht Minuten später erhöhte Burgstaller die Anzeige auf der Tafel zugunsten der Gäste. Sofern ein Beispiel für einen Fehlstart gesucht wird, das heutige Spiel eignet sich sehr gut. In beiden Fällen agierte die Abwehr – sofern man überhaupt von einem Agieren sprechen kann – zu zögerlich. Bei Treffer Nummer eins wirkte auch der sonst so stark aufspielende Michael Esser noch etwas schläfrig.
Doch zur Personalie Esser: Unserem Schlussmann ist diese Niederlage keinesfalls anzukreiden. In den restlichen 88 Spielminuten hielt er, was es zu halten gab. Nur dank ihm blieb es bei dem 0:2-Pausenrückstand. Denn binnen der ersten halben Stunde bekam 96 keinen Fuß in die Tür, erst ein frühes Intervenieren des Coaches brachte die Hausherren zumindest etwas ins Spiel. Für den neben sich stehenden Sulejmani und einen schwachen Schindler kamen Muslija und Weydandt. Wirkliche Gefahr konnte man jedoch nicht mehr entfachen – im Gegenzug musste man aufpassen, dass man sich nicht noch im ersten Abschnitt einen Konter im eigenen Stadion fing.
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Immer wieder Esser. Mit dieser Devise begannen auch die zweiten 45 Minuten. In der Kabine schien es mächtig laut geworden zu sein, denn dem Tam um Kapitän Hübers war der Drang zum gegnerischen Tor definitiv anzuerkennen. Mit zunehmender Zeit würde der Tabellensechste stärker, die Paulianer wackelten. Nutznießer dessen war Haraguchi, welcher die Roten durch seinen Doppelschlag (53. und 55. Spielminute) zurück in das Rennen um die drei Punkte brachte. Es keimte die Hoffnung und das völlig zu Recht. Im Anschluss an den Ausgleich flog beinahe minütlich ein Ball auf des Gegners Kasten. Zu oft versagten jedoch die Nerven.
Am Ende des Tages standen 17 Abschlüsse auf der Habenseite, über die fatale Ausbeute spricht jedoch niemand mehr. Anstatt dessen hat sich ein neuer Buhmann in den Fokus gerückt: Schiedsrichter Sören Storks. Mit gleich zwei absolut diskutablen Aktionen sorgte er in den Schlussminuten für erhitzte Gemüter. In der 79. Minute senste Stojanovic Hendrik Weydandt im gegnerischen Sechzehner regelrecht um – auf den ersten Blick ein glasklarer Elfmeter. Doch der Schiri sah es anders. Und auch der Keller in Köln gab keinen Laut von sich. An dieser Stelle muss man sich hinterfragen, was die Herren hinter dem VAR überhaupt machen… Das Storks das Foul nicht erkennt, ist die eine Sache. Fehler passieren. Doch das die vorhandene Unterstützungsleistung in einer derartigen Szene nicht greift, ist unverständlich und nicht wirklich akzeptabel.
In der 88. Minute rückte Storks erneut in den Fokus. Diesmal verwies er Jaka Bijol nach einem ungestümen und unnötigen Foulspiel mit der Ampelkarte vom Feld. Mit Sicherheit hätte man hier mehr Fingerspitzengefühl an den Tag legen können, doch nüchtern und mit etwas Abstand betrachtet muss der Defensivallrounder in die Pflicht genommen werden. Binnen der gesamten Partie langte er gleich mehrmals ungestüm zu – den Schiri zu 100 Prozent zu verantworten wäre falsch.
Das Drama spitzte sich in der Nachspielzeit zu, als der 17-jährige Stürmer der Gäste den Ball mit seinem Fuß an den Innenpfosten wurschtelt und dieser ins Netz springt. Das 3:2 der Gäste war gleichzeitig der K.O-Schlag und bescherte den Niedersachsen die zweite Heimniederlage in dieser Saison. Extrem bitter, aber die Niederlage hat sich die Elf von Kocak selber zuzuschreiben.
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Ein Elfmeter in der Schlussphase hätte mit Sicherheit den Siegtreffer gebracht – und auch mit elf Mann hätte das Spiel in den letzten Zügen anders laufen können. Doch entscheidend war die Zeit zwischen Minute 55 und 80. In dieser Spanne war nur Hannover am Drücker, teilweise auch mit herausgespielten Angriffen. Haraguchi, Weydandt oder Hübers, viele Akteure hätten den eigenen Sieg einleiten können. Doch wer seine Chancen nicht nutzt, bekommt am Ende einen Denkzettel verpasst. Dem Charakter der Truppe muss man dennoch ein Lob aussprechen. Die Moral im zweiten Abschnitt war war astrein, nahezu erstligareif. Zu seiner Leistung fand man viel zu spät, ein Unentschieden hätte man verdient gehabt.
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