Das Kandidatenmikado geht weiter, Zeit wird verplempert – Hannover 96, bitte aufwachen!

Den Jubel hatten sich die 96-Spieler um Weydandt, Bakalorz und Prib nach dem 1:0-Sieg gegen Mainz verdient. Foto: Getty Images

In seiner neuen Kolumne „Frank sieht rot“ kommt Kolumnist Frank Meyer nur kurz ins Träumen – eine Relegation gegen den Hamburger SV ist dann doch zu unrealistisch. Viel wichtiger ist es ihm, eine Mahnung zur Eile an die Klubführung zu adressieren. Lest selbst!

Es war mal wieder ein Fußball-Wochenende, das alles geboten hat. Da war nach zweijähriger Verletzungspause endlich wieder Eddy Prib im Kader und wird von Thomas Doll unter großem Jubel der Fans und seiner Mitspieler zur 2. Halbzeit eingewechselt. Dann wird endlich mal zugunsten der Roten per Videobeweis entschieden. Und schließlich gelinkt „Henne“ ein wirkliches Duseltor zum Sieg über die Mainzer. Puh, erstmal durchatmen. Das war tatsächlich der erste Dreier seit Februar.

Und nach diesem unverhofften Dreier bestand wieder ein bisschen Hoffnung auf Platz 16. Man war auf drei Punkte an Stuttgart dran – zumindest für ein paar Stunden, bis Stuttgart gegen Gladbach ebenfalls einen unverhofften Dreier einsackte. Eigentlich dachte ich, dass nach der Stuttgarter 0:6-Klatsche in Augsburg die Schwaben nicht mehr zurück auf die Siegerstraße finden. Aber neuer Trainer, neues Glück. Und so waren es dann wieder die sechs Punkte Rückstand für Hannover auf Platz 16 – und meine kurzzeitige Euphorie war nach zwei Stunden schnell wieder dahin.

Und nun? Lassen wir mal das 96-Spiel gegen die Bayern außen vor. Zwei Partien gegen Freiburg und Düsseldorf, und wer weiß… ein weiterer Duselsieg zu Hause gegen Freiburg und dann ein Endspiel in Düsseldorf… aber gut, das sind unrealistische Träume, weil wir auf drei Patzer von Stuttgart angewiesen sind. Und ganz ehrlich: Mir ist auch bewusst, dass man mit mickrigen 24 Punkten den Abstieg verdient hat. Aber wie grandios wäre es, wenn wir in der Relegation gegen den Hamburger SV spielen würden!

Ein Viertel des Kaders bestand aus Leihspielern – was für ein Wahnsinn!

Okay, ich wische meine Träume mal beiseite. Gehen wir nun vom realistischem Fall aus, sprich Abstieg. Es wird einen großen Umbruch im Kader geben, der sich bereits andeutet. Füllkrug ist weg, Bebou so gut wie, die ganzen Leihspieler werden gehen. Meiner Meinung war auch keiner dabei, bei dem es sich lohnt, über eine weitere Verpflichtung nachzudenken – vielleicht bis auf Akpoguma, aber der wird sicherlich nicht bleiben wollen. Leider waren zu viele Enttäuschungen dabei. Über Wood brauchen wir wohl gar nicht reden. Von Asano und vor allem Wimmer als Ersatz für Sané hatte ich mir vor der Saison viel mehr versprochen. Letzterer war ja ausdrücklich Breitenreiters Wunschspieler.

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Worüber ich immer noch den Kopf schüttele, ist der Ansatz von Heldts Transferpolitik, so massiv auf Leihspieler zu setzen. Einem Leihspieler fällt es ja immer schwerer, sich in einer neuen Stadt einzuleben. Er ist für ein Jahr auf Abruf da, sucht sich vielleicht nicht mal eine eigene Wohnung, sondern wohnt im Hotel und pendelt an den trainingsfreien Tagen nach Hause. Und wenn du dann nicht nur einen Leihspieler hast, sondern gleich ein Viertel des Kaders aus Leihspielern besteht (Wood, Wimmer, Asano, Akpoguma, Müller), dann kann doch gar kein Mannschaftsgefüge entstehen, bei dem alle bereit sind, 100% für Hannover zu geben. Und wenn man schon Leihverträge eingehen muss, warum dann solche, die nach einer Anzahl von Spielen zum Kauf zwingen? Mag sein, dass Heldts Budget eng gesetzt war, trotzdem hat er als sportlicher Leiter hier schlicht und ergreifend einen falschen Ansatz gewählt.

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Über Walace und Haraguchi will ich mich gar nicht mehr äußern. Am besten, wir setzen einen Haken hinter diese Katastrophensaison und planen die kommende Saison mit neuer Ausrichtung und vor allem neuen Personal. Nur noch so viel, Schuld an diesem – in meinen Augen selbstverschuldetem – Abstieg sind alle Verantwortlichen. Heldt, Kind, Breitenreiter, Doll. Es wird Zeit für mehr sportlichen Sachverstand in der Führungsebene. Tim Block hat das in einem früheren Artikel treffend beschrieben.

Die Zeit verstreicht auf fahrlässige Weise

Da der Abstieg nun so gut wie fest steht, hätte man jetzt alle Zeit der Welt, einen leistungsfähigen Zweitligakader zusammenzustellen. Wie gesagt: Hätte! Denn wer soll es machen? Gerhard Zuber und Jan Schlaudraff sind sicher keine schlechten Mitarbeiter – doch welcher Spieler hat Lust, zu Hannover 96 zu kommen, wenn er nicht mal weiß, welchen Trainer und welcher Sportgeschäftsführer ihn nächste Saison hier erwarten?



Ich ärgere mich, dass nun wieder wird wertvolle Zeit verplempert wird. Das Kandidatenmikado geht munter weiter (Krösche hat abgesagt, Beiersdorfer wurde von der Liste gestrichen, Cherundolo ist noch nicht weit genug, Boldt hat immer noch nicht zugesagt). Schön wäre es, wenn bald eine Entscheidung getroffen würde. Kind hofft auf eine Verpflichtung „im Mai“ – ich hoffe sehr, er meint Anfang Mai und nicht Ende Mai, denn diese Personalie ist eine wichtige Weichenstellung, was den Kader und die Trainerfrage betrifft. Nur irgendwie befällt mich die Angst, dass man nun wertvolle Zeit verstreichen lässt, was einem dann hinterher auf die Füße fällt. Am Ende sind alle Schnäppchentransfers vom Markt, und man darf sich wieder bei den schwer vermittelbaren Spielern bedienen.

Und nun noch ein kleiner Absatz zum e.V., wirklich nur ein paar Sätze, weil ich weiß, dass es viele 96-Fußballfans nicht wirklich interessiert. Aber für mich gehört der e.V. auch dazu. Als ich Fan geworden bin, musste man noch nicht mühsam zwischen KGaA und e.V. unterscheiden… Ich wünsche den neuen Aufsichtsräten um Carsten Linke und dem neuen Vorstandsteam um Sebastian Kramer viel Glück und Geschick bei ihrer Arbeit. Hoffentlich werden sie es schaffen, endlich wieder den Verein zu einen. Was
eine schwere Aufgabe wird, denn es wurde viel verbrannte Erde hinterlassen. Ich kann nur hoffen, dass Sebastian Kramer bei seinem präsidialen Ansatz bleibt, den er bisher glaubhaft verkörpert hat. Auch wenn der Verein derzeit nicht auf Rosen gebettet ist, macht das Beste draus.

Rote Grüße,

Euer Frank

Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!

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1 Kommentar

  1. Lieber Frank. Dein Kommentar bringt es ganz gut rüber. In einem Punkt möchte ich meine Gefühlswelt gerne los werden. Ich weiß ganz genau, dass ich nur belächelt werde, und trotzdem, für mich sind die Roten noch nicht abgestiegen. Warum? Nun, zu erst glaube ich nicht, dass Stuttgart in Berlin punktet. Ich glaube auch nicht, dass sie überhaupt noch punkten. Allerdings glaube ich ganz fest daran, dass 96 die nötigen Punkte holen wird, und am 34. Spieltag gegen 17.23 auf Platz 16 stehen. Und noch etwas lieber Frank, halte Deinen Traum fest, denn einen Tag später, steht nach dem letzten Spieltag der HSV auf Platz 3. Daran glaube ich, doch sollte  das nicht klappen, bin ich ganz bei Dir. Ich kann es überhaupt nicht nachvollziehen, dass 96 so viel Zeit ungenutzt verstreichen lässt. Egal ob in Liga 2, oder doch erste Liga. So langsam sollte die Planung los gehen. Egal mit wem. Lässt doch Schlaudraff mal machen.

    Vor einigen Jahren, es gab noch keine 3 Punkte Regel, lag der SC Freiburg 3 Spieltage vor Schluss 6 Punkte zum rettenden Ufer zurück. Keiner hätte auch nur einen Pfennig auf Freiburg gesetzt. 3 Spieltage später, war Freiburg gerettet, und Nürnberg, die nur einen Punkt aus drei Spielen bräuchte, war abgestiegen. Warum sollten sich Wunder nicht wiederholen. 96 Alte liebe. Ich wünsche euch allen eine schöne Woche.

    Euer Harry96

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