Catch me if you can: Braucht Hannover 96 einen Kittel?

Seitdem die Trennung von Sonny Kittel und dem Hamburger Sportverein offiziell ist, geistert der Name des Mittelfeldspielers durch etliche Sphären. Kein Wunder also, dass auch Hannover 96 weit vorne mit dabei ist. Stefan Leitl hat bereits Gespräche mit dem 30-Jährigen forciert – doch brauchen die Roten ihn wirklich?

„Sonny ist natürlich ein herausragender Kicker. Da werden wir nicht die einzigen sein, sie sich um so einen Spieler bemühen wollen. (…)  Ich mag ihn sehr, auch wie er gespielt hat. Seine Statistiken der letzten Jahre sind gut“, sagte Leitl der Bild. Wie schon bei Nielsen könnten Leitls Beziehungen – diesmal aus Ingolstädter Zeiten – ein Schlüssel für die Niedersachsen sein. Doch wenn man die persönlichen Benefits ablegt, stellt sich die spielerische und qualitative Frage: Welche Vorzüge hätte ein solcher Transfer?

Nüchtern betrachtet, sprechen die Zahlen tatsächlich Bände: Mit 13 Torbeteiligungen (5 Tore, 7 Vorlagen) in 31 Saisonspielen kann ein offensiver Mittelfeldspieler absolut zufrieden sein, zumal über 50 Prozent dieser Statistik in den letzten drei Monaten zustande gekommen sind. Beim HSV stand er schon auf dem Abstellgleis, dank eines beachtlichen Leistungsaufschwungs spielte er sich nicht nur zurück in die erste Elf, sondern wurde direkt zum Anker des Hamburger Offensivspiels. Auch auf den Flügelpositionen hat er sein Können unter Beweis gestellt.

Aber…

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An für sich haben wir einen Mann auf exakt jener Position, der sich in den letzten Wochen ebenfalls ordentlich viel Selbstbewusstsein geholt hat: Louis Schaub. Bei ihm stehen 10 Torbeteiligungen (5 Tore, 5 Vorlagen) zu Buche – in nur 25 Spielen. Auch sein Durchbruch ließ auf sich warten, die Rückrunde war die Sternstunde unserer Nummer 11. Meiner Meinung nach wäre es ein fataler Fehler, Schaub einem Konkurrenzkampf mit Kittel auszusetzen. Abgesehen davon, dass Schaub zwei Jahre jünger ist, passt er deutlich besser in das 96-Umfeld. Auf der Tribüne wird er gefeiert, sein Herz brennt für den Klub und mental schätze ich ihn deutlich stärker ein. Ein Bild, dass auch unser Autor Steven teilt:

„Sonny Kittel ist fußballerisch ein begnadeter Kicker, der den Unterschied machen kann. Wenn er will und wenn das Umfeld stimmt. Doch oft genug konnten wir auch einen Kittel erleben, der schlichtweg nicht ins Spiel kam, weil ihm seine Laune selbst im Weg stand. Hier sei an die rote Karte und das Frustfoul gegen Genki Haraguchi erinnert, der ihn im Mittelfeld nass gemacht hatte. Launische Spielmacher sind das letzte, was Stefan Leitl und 96 brauchen. Zu einem Zeitpunkt, wo sich in der 2. Saison ein klares Gebilde, eine Ordnung, ein Rudel bilden muss. Ich möchte viel lieber einen Sebi Ernst, Louis Schaub oder Tom Moustier mit tollen Szenen auf dem Platz sehen. Außerdem kann man ein Geld, das ein Kittel kosten würde, besser in zwei andere Spieler investieren, die uns direkt helfen.“

Beim öffentlichen Training hat Schaub seinen Anspruch auf die ersten Elf direkt bekräftigt – Feuer, dass Hannover 96 jetzt braucht! Aus sportlicher Sicht bleibt uns eins zu sagen: Das Kittel-Gerücht darf gerne ein solche bleiben.