Verkorkster Saisonstart von Hannover 96 in Kaiserslautern. Alles war angerichtet für ein spannendes Fußballmatch, doch am Ende gingen die Hausherren dank eines Lucky Punch in der Nachspielzeit als Sieger vom Platz. Und dennoch dürfte der Kickoff zur neuen Saison gerade aus Hannoveraner Sicht auf der Haben-Seite nochmal wichtige Erkenntnisse für das rundum erneuerte 96er Team gebracht haben. Denn seien wir ehrlich: Rund lief es bei noch keinem Team am Wochenende. Es knirscht nicht nur bei Hannover 96 in der Abstimmung und in den geplanten Automatismen.
Am Ende war die von außen zugesprochene, haushohe Favoritenrolle doch mehr Last als Lust. Der größtenteils neu formierten Truppe um Kapitän und Torwart Ron-Robert Zieler war der nationale Fokus eines Eröffnungsspiels zur Primetime dann doch zu druckvoll. Ganz Deutschland schaute nach verzehrter Bratwurst auf den Auftaktkick zweier Traditionsvereine. Scheinbar etwas zu viel für die Nerven unserer Jungs, die sichtlich nicht nur mit sich selber, sondern auch mit der aufgepeitschten Atmosphäre am Betzenbetg zu kämpfen hatten… Und dort werden noch ganz andere Mannschaften ins Schwimmen kommen (meine Meinung)!
FCK-Coach Dirk Schuster brachte es nach dem Spiel am Mikro gut auf den Punkt:
Man hatte die Achse Ondua – Besuschkow – Kerk ausgewählt und wollte dort unser Aufbauspiel sabotieren. Damit sollte unser Zentrum unter Stress gesetzt und zu Fehlern gezwungen werden. Besonders Kameruns Nationalspieler Gael Ondoua, mit viel Vorschusslorbeeren in die Partie gestartet, bekam das giftige Anlaufen in den ersten Minuten schmerzhaft zu spüren. Sein behäbiges Aufbauspiel hatte Lautern auserkoren, um Bälle zu erobern und schnell ins Umschaltspiel zu kommen. Und leider tat er den Gastgebern mit seiner reaktionslangsamen und etwas unglücklichen Tagesform genau diesen Gefallen. Zudem rutschte Linksaußen Ben Zollinski dermaßen aggressiv mit offener Sohle in unseren 6er, ein Tackling, das aber gegen uns ausgelegt und schon früh mit der ersten gelben Karte gegen Ondoua geahndet wurde. Sichtlich überfordert und haarscharf vor Gelb-Rot wurde Ondoua in der 27. Minute bereits gegen Fabian Kunze gewechselt.
„Überfordert“ trifft es auch ziemlich genau bei Sebastian Kerk. Wie in der letzten Saison tauchte unser Freigeist gegen vehement zustellende Gegner ab und trug wenig zum Kreativspiel bei. Gerade über seine scharfen Zuspiele in die Schnittstellen des Gegners hatte man gehofft, in das letzte Drittel zu gelangen.
Auch bei ruhenden Bällen, sonst eine Spezialität unseres Zuckerfußes, erwischte Kerk einen rabenschwarzen Tag. In dieser Form, und wenn er nicht langsam mal dauerhaft den Kampf der 2. Liga annimmt (Stichwort Fallrückzieher vor dem 2:1 entschlossener verteidigen!), dürfte es für den Rotschopf schnell eng werden im Mittelfeld der Startelf. Nur auf seine guten Momente zu hoffen, ist leider zu wenig…
Was machten indessen Max Besuschkow und Louis Schaub in der „Raute“? Nicht viel bzw viel zu wenig. Ergebnis: Flaute in der Raute.
Im Sturm bekamen weder Hendrik Weydandt als „Kante“, noch der um ihn herum anlaufende Maxi Beier einen Fuß auf den Pfälzer Rasen. Zu statisch und kaum in Szene gesetzt gab es keinen Stich zu holen.
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Erst in der 2. Halbzeit, nach den Wechseln rund um Minute 60, klappten die Abläufe bei unseren Roten (an diesem Abend in Schwarz spielend) leichter und besser. Endlich näherte man sich versprechender dem letzten Drittel und zog das Pressing auf, das bereits von Anfang an geplant war.
Bei aller angebrachten Kritik, es war an diesem Abend eben nicht alles nur schlecht. Gerade bei genauerer Betrachtung konnte man schon erkennen, wohin die Laufwege und insgesamt die Reise gehen soll. Wenn man sich erstmal weiter aufeinander eingroovt. Dafür exemplarisch dürfte der zwischenzeitliche Ausgleich in der 80. Minute sein, als Cedric Teuchert endlich mal durch ein Loch zur Grundlinie durchstieß und perfekt in den Rückraum zu Harvard Nielsen passte. Zu schnell für die ansonsten wache Abwehr der Pfälzer. Diese Abwehr war letztes Jahr übrigens die stärkste der 3. Liga und Garant für den Aufstieg. Klar, dass man hier wusste, wie man Beton anrührt.
Hannover kreierte immerhin 66% Ballbesitz und sollte damit in den (minimalsten) Vorgaben von Trainer Stefan Leitl liegen. Auch eine Passgenauigkeit von 78% ist nicht so schlecht, darf noch verbessert und muss weiter in das entscheidende letzte Drittel geschoben werden.
Die zu erwartende „Raute“, eine Spezialität von Leitl, konnte sich erst in Halbzeit 2 besser in Szene setzen. Zu oft blieb das Spiel noch zu langsam, ging nicht genug in die Tiefe, und zerschellte am Bollwerk der Betze-Buben.
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Auf der Analyse-Seite Sofascore schneiden bei Kaiserslautern vor allem Spieler aus der zentralen Achse am besten ab, die (wie eingangs erwähnt) erfolgreich unsere Raute sabotiert hatten.
Demgegenüber punkten bei 96 erst die Einwechselspieler Fabian Kunze und Harvard Nielsen. Ein Indiz dafür, daß wir in der 2. Halbzeit unsere spielerische Überlegenheit endlich besser ausspielen konnten.
Die rechte defensive Seite mit Phil Neumann und Jannik Dehm schneidet besser ab als die linke, mit Börner und Köhn. Trotzdem wurde Derrick Köhn aus Hannoveraner Sicht zum „Man of the match“ gewählt. Unser Neuzugang zeigte viel Elan nach Vorne und hatte seine linke Seite auch in der Absicherung eigentlich gut im Griff.
Eine strittige Szene gab es dann nochmal kurz vor dem 2:1, als Kaiserslautern statt eines Einwurfs eine Ecke ausführte, in deren Folge der Lucky Punch gegen uns fiel. Unser Torwart und Kapitän Ron-Robert Zieler sprach hinterher aufgebracht von einer klaren Fehlentscheidung, doch leider lässt sich die Szene mit dem vorhandenen Bildmaterial nicht mehr eindeutig rekonstruieren…
So bleibt unter dem Strich eine lange Heimfahrt ohne Punkte im Gepäck. Und die Erkenntnis, dass wir uns immer noch mit Mannschaften schwer tun, die tief stehen und über das Körperliche kommen. Hier müssen Stefan Leitl und sein Team schnellstens eine Idee entwickeln, denn diese Art von Gegenwehr werden wir auch dieses Jahr noch öfters erleben. Vielleicht hätte es geholfen, von der Raute auf ein Spiel mit 2 schnellen Außen zu wechseln, um das Spiel breiter und schneller zu machen…?
Man sieht, wir stecken mitten in einem Lernprozess. Der neue Trainer versucht mit vielen neuen Spielern eine Idee um zu setzen, und das braucht einige Wochen und Spiele Zeit. Wir werden noch öfters Lehrgeld zahlen, so viel ist sicher. Und doch sah vieles im Ansatz schon spannender aus als noch letzte Saison…
Schon nächsten Samstag gegen St. Pauli bietet sich die Gelegenheit, es besser zu machen. Es ist Mittwochabend und ich hab schon wieder Bock auf Spieltag!! Schön, dass Du zurück bist, 2. Liga ❤️
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