Diese Zahlen lügen nicht. Wenn Hannover 96 mehr als 50% Ballbesitz hat, verlieren die „Roten“ fast immer. Anders sieht es hingegen bei Spielen mit unter 50% Ballbesitz aus.
Wir haben uns einmal die Mühe gemacht, die Ballbesitz-Statistiken dieser Bundesliga-Saison aufzulisten. Dabei zeigt sich: Je weniger Ballbesitz Hannover 96 hatte, desto höher war tendenziell die Punkteausbeute. Bei den zwei Siegen gegen Stuttgart und Wolfsburg lag der Ballbesitz durchschnittlich bei 42%. Bei den sechs Niederlagen lag der Ballbesitz jedoch deutlich höher – im Schnitt bei 53%. Passend dazu lag der Ballbesitz bei den drei Unentschieden exakt in der Mitte – bei 47%.
Je weniger Ballbesitz, desto mehr Punkte holte Hannover 96 im Durchschnitt. Zufall? Wohl kaum. Hannover 96 spielt einfach erfolgreicher, wenn die Roten nicht das Spiel machen müssen, sondern sich auf schnelle Konter fokussieren.
Ballbesitzfußball und der Kader der Roten – das passt schlicht nicht zusammen. Tim Block analysierte dazu schon vor einigen Tagen treffend: „Der Kader ist nicht mit Spielern versehen, die ununterbrochen Räume öffnen, in die Tiefe gehen oder eben einen Vertikalpass präzise aus 20 Metern Entfernung vor die letzte Kette des Gegners spielen.“
53% Ballbesitz bei Niederlagen. 47% Ballbesitz bei Unentschieden. 42% Ballbesitz bei Siegen.
Unentschieden gegen Bremen: 48% Ballbesitz bei Hannover 96
Unentschieden gegen Dortmund: 54% Ballbesitz bei Hannover 96
Niederlage gegen Leipzig: 61% Ballbesitz
Niederlage gegen Nürnberg: 45% Ballbesitz
Niederlage gegen Hoffenheim: 58% Ballbesitz
Niederlage gegen Frankfurt: 55% Ballbesitz
Sieg gegen Stuttgart: 50% Ballbesitz
Unentschieden gegen Leverkusen: 38% Ballbesitz
Niederlage gegen Augsburg: 57% Ballbesitz
Niederlage gegen Schalke: 40% Ballbesitz
Sieg gegen Wolfsburg: 34% Ballbesitz
„Kombinationsspieler, die sich auch in engen Räumen regelmäßig behaupten können, sind sie alle nicht.“
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Passend dazu auch die Analyse von „Ferdi“ (bei Twitter bekannt als @fußballleben22). Er schreibt: „Nach dem meist gelungenen Aufbauspiel, auf das Breitenreiter schon letzte Saison viel Wert gelegt hat – Heiko Herrlich hat mal sinngemäß und etwas übertrieben gesagt, dass keine Mannschaft konsequenter flach von hinten heraus spielt als Hannover 96 – fehlen in aller Regel die Ideen. (…) Das verwundert nur bedingt, denn die Offensivspieler passen nicht wirklich zu einem ballbesitzorientierten Spiel. Füllkrug oder Wood überzeugen durch physische Stärke, genauso wie Asano, Bebou oder Tempodribbler Maina durch ihre Schnelligkeit und Beweglichkeit eine Waffe sind, aber Kombinationsspieler, die sich auch in engen Räumen regelmäßig behaupten können, sind sie alle nicht. Das führt zu wenig Torgefahr und Ideenlosigkeit, wenn 96 den Ball hat und der Gegner geordnet ist und tief steht.“
Sowohl die Ballbesitz-Statistik als auch die Analyse zeigt: Breitenreiters Idee von Mehr Dominanz am Ball ist vor allem deshalb gescheitert, weil ihm dazu die passenden Spieler fehlen. Gescheitert bedeutet in diesem Fall, dass die Idee für diese Saison nicht funktionieren wird. Falls Hannover 96 wirklich mehr Dominanz am Ball ausüben will, muss Horst Heldt in der nächsten Sommerpause andere Spielertypen verpflichten.
Offenbar haben das auch Breitenreiter und sein Co-Trainer Volkan Bulut erkannt – beim letzten Sieg gegen Wolfsburg war nichts mehr von der ursprünglichen Ballbesitz-Idee zu erkennen, die Breitenreiter zu Beginn der Saison einstudiert hatte. Im Gegenteil: Mit raschen Vorstößen über die pfeilschnellen Außenspieler Linton Maina und Noah Joel Sarenren Bazee im Kombination mit den quirligen Stürmern Ihlas Bebou und Bobby Wood entfernte sich Breitenreiter konsequent vom Ballbesitz-Dogma.
Vier Rückrundensiege, aber kein einziges Mal mehr Ballbesitz als der Gegner
Fun-Fact: Dass Hannover 96 keinen Ballbesitz-Fußball kann, ist nicht erst seit dieser Saison so. Auch in der Rückrunde der letzten Saison bewahrheitete sich diese These. Bei keinem der vier Rückrundensiege hatte Hannover 96 mehr Ballbesitz als der Gegner (42% beim Heimsieg gegen Hertha, 47% beim gewonnenen Nordduell gegen Werder, 44% beim Heimsieg gegen Freiburg, 50% bei Füllkrugs Gala gegen Mainz). Und beim besten Spiel der vergangenen Saison, beim 4:2 zu Hause gegen Borussia Dortmund, besaß Hannover 96 sogar nur zu 38% den Ball.
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Das ist doch alles nichts neues. Daran ist doch schon Slomka gescheitert, als er von seiner 10-Sekunden-Regel abging und die Jungs Fussball spielen sollten.
Apropos 10-Sekunden-Angriffsregel: Warum kann man die guten Ideen nicht behalten?