Lehrstunde in der Lausitz: Neue Aufgabe für Titz

Hannover 96 erhält in Cottbus eine Lehrstunde in Sachen Mentalität.

Nachdem am Samstagvormittag noch all unsere Kinder in Niedersachsen feierlich in die Grundschulen eingeschult wurden, erlebten auch unsere Roten ab 18 Uhr ihre ganz eigene „Einschulung“. Hier wie dort muss nun einiges gelernt werden, um eines Tages – oder spätestens am Ende der Saison – ein großes Ziel erreichen zu können.

Nach zwei gefeierten Ligasiegen in Folge reiste Hannover 96 mit feiner Klinge in die Lausitz und scheiterte an der Gegenwehr einer Mannschaft, die nichts zu verlieren hatte. Wer zuvor die Pokal-Konferenz aus den vielen kleinen Arenen der Republik verfolgt hatte, wusste: Auch andere Favoriten taten sich schwer. Diverse „Zwerge“ aus Liga 3, 4 und 5 präsentierten sich bissig, mutig und keineswegs bereit, sich abschießen zu lassen. So warf auch Energie das Kämpferherz in die Waagschale – und brachte den großen Favoriten aus Niedersachsen letztlich zu Fall.

Gerade in den ersten 30 Minuten überrannten die Gastgeber unsere Roten, die mental nicht richtig auf dem Platz zu stehen schienen. Erst gegen Ende der ersten Halbzeit nahm der Titz’sche Offensivball an Fahrt auf, die Kombinationen griffen besser. Doch da stand es nach einem Sonntagsschuss bereits 1:0 für die Brandenburger, die sich fortan aufs Verteidigen konzentrierten. Spätestens mit dem fahrlässig verschossenen Strafstoß von Boris Tomiak wurde klar, dass vieles an diesem Abend nicht so rund lief wie erhofft.

Ungewohnter Gegenwind für Hannover 96

Der Gegenwind aus Hexenkessel und giftigem Publikum – das nur zwei Meter von der Seitenauslinie entfernt jede Aktion der Heimelf nach vorne peitschte – verunsicherte einige der Startelfspieler von Hannover 96 deutlich. Eine Erfahrung, die es so in den ersten Saisonpartien im Niedersachsenstadion oder in der Düsseldorfer Arena noch nicht gegeben hatte. „Straight in your face“ war das Motto.

Hinzu kam ein junger Schiedsrichter, der viele versteckte Fouls der Cottbuser übersah. Das sorgte für sichtbaren Frust bei unseren Profis, deren Kombinationsspiel immer wieder durch harte, teilweise unfaire Attacken unterbrochen wurde. Auch diese Erfahrung gilt es nun mitzunehmen – hoffentlich mit dem Effekt, künftig mehr Wettkampfhärte zu entwickeln.

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Solche Szenarien hätte man theoretisch vorab besprechen und sich mental darauf vorbereiten können. Am Ende gab es aber eine Lehrstunde in Sachen Mentalität – eine, die uns auch in Magdeburg, Dresden, bei Peine Ost und in einigen weiteren Ligapartien begegnen wird. Gegner und Publikum, die es ungemütlich, eklig und bissig machen. Hier muss Chefcoach Christian Titz seine junge Truppe weiter abhärten. Aber auch unsere Leader wie Boris Tomiak, Virgil Ghita und Enzo Leopold dürfen emotionaler auftreten. Nicht alle Fights gewinnt man mit der feinen Klinge – Körpersprache wird im Ligabetrieb noch häufiger gefragt sein, wenn man oben mitmischen will.

Ein weiteres Handicap für Hannover 96 war das Fehlen von Mustapha Bundu. Der dynamische Sierra Leoner hätte uns beim An- und Überrennen der Abwehrreihen sehr gut getan. Unser neuer Außenbahn-Turbo war in seiner bisherigen Form schlicht nicht zu ersetzen. Hussein Chakroun verschenkte sein Potenzial zunächst auf Rechtsaußen, während Jannik Rochelt auf Links nicht die Räume bekam, die er für sein feinfüßiges Spiel braucht. Durch die Mitte war ohnehin kein Durchkommen – dort rührte Cottbus Beton an.

Deutliche Leistungssteigerung kommt zu spät

Nach der Pause wechselte Chakroun auf Links und drehte endlich stärker auf. Auf der anderen Seite brachte der eingewechselte Daisuke Yokota Schwung ins Spiel, ähnlich stark wie zuletzt in der Liga. Hannover 96 spielte sich in der Folge am und im Cottbuser Sechzehner fest – jedoch ohne Glück im Torabschluss. Einen Sahnetag wie ihn der Energie-Keeper erwischte, wird nicht jeder Gegner in der Liga gegen uns haben, so viel steht fest. Deshalb war die Enttäuschung nach dem Schlusspfiff zwar groß, aber die Niederlage nicht niederschmetternd. Das junge Team weiß selbst am besten: Niederlagen sind Lehrstunden – beim nächsten Mal wird es besser laufen.

Dann hoffentlich auch wieder mit Taïbi und Bundu, zwei zusätzlichen Optionen, um gegnerische Bollwerke aufzubrechen. Im Defensivbereich ist zudem Maik Nawrocki auf einem guten Weg zurück in den Kader und könnte Boris Tomiak unter Druck setzen. Spannende Wochen stehen bevor!

Ankreiden muss man den Jungs, dass sie zu spät aufgewacht sind. 60 Minuten lang zeigten sie guten, druckvollen Fußball mit mehreren Chancen – doch am Ende reichte es nicht. Cottbus hatte an diesem Abend einfach auch eine gehörige Portion Glück.

Fußball-Lehrer Christian Titz reagierte prompt: Schon am Sonntag bat er seine Schützlinge erneut zum Training, um an Feinjustierungen zu arbeiten. Ein gutes Zeichen, dass Hannover 96 Schlüsse zieht. Arbeiten, lernen, weiterentwickeln – das ist der Weg. Am Samstag wartet mit dem 1. FC Magdeburg der nächste Brocken. Volle Konzentration auf die Liga!

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