Es ist wieder so weit, das wahre Derby steht vor der Tür. Die Generalprobe im „kleinen Niedersachsenduell“ ist schon einmal geglückt – auch wenn der 1:0-Sieg gegen Osnabrück deutlich souveräner hätte ausfallen können beziehungsweise müssen. Die drei Punkte vom Montag interessierten aber schon am gleichen Abend nicht mehr, denn es ist Derbywoche. Ergo, der Fußball steht unter anderen Sternen. Zumindest in Niedersachsen.
Die Landehauptstadt ist sportlich angespannt, das Duell gegen die Blau-Gelben dürfte wohl auch den größten Anti-Fußballer elektrisieren. Der Rückenwind aus dem jüngsten Heimspiel dürfte dem Team von Kenan Kocak guttun, doch zusätzliche Motivation bedarf es wohl kaum. Jeder weiß, worum es am Samstag geht. Allen voran die waschechten Hannoveraner-Jung wie Timo Hübers. Falls es doch einen kleinen „Push“ braucht, wollen wir einmal in der Historie kramen und die besten Auftritte gegen den Nachbarn hervorholen.
03.10.2020 – Gala vor ausgewählter Kulisse
Wir sind uns einig, dieses Spiel hätte eine volle Hütte mehr als verdient gehabt. Im Zuge der Pandemie schafften es nur 7.800, in diesem Moment wahrlich privilegierte, Zuschauer durch die Einlasskontrolle, dennoch befanden sich gefühlte Massen in der HDI-Arena. Zumindest kickte die Mannschaft so, als würde sie von 49.000 Zuschauern angepeitscht werden. Nach 90 Minuten war das sensationelle 4:1 besiegelt, großer Jubel – völlig zurecht. Die Roten waren die gesamte Partie über überlegen, allerdings verschlief und verdaddelte man (wie so oft in dieser Spielzeit) den ersten Spielabschnitt. Zu Beginn der zweiten Hälfte, welchen man ebenfalls verpennte, brauchte es gar den gegnerischen Führungstreffer, um einen Hallo-Wach-Effekt zu erzeugen. Der kleine Schönheitsfehler wurde ein Glück nicht zum Gnadenstoß. Mit Witz, Kreativität und qualitativer Überlegenheit meldete man sich zurück. Nur 180 Sekunden später erzielte ein groß aufspielender Linton Maina den Ausgleich, danach spielte man sich in einen richtigen Flow. Neben Maina spielte sich insbesondere Genki Haraguchi in den Fokus – am kommenden Samstag wird er erneut eine zentrale Rolle spielen. Er bereitete nicht nur den Ausgleichstreffer vor, sondern riss in den kommenden Minuten viele Löcher in die BS-Hintermannschaft und eröffnete den Raum für weitere Chancen. Jene wurden auch genutzt: In der 71. Minute durch Hendrik Weydandt, in der 74. durch Niklas Hult und abschließend durch den Matchwinner persönlich. Es war der höchste Sieg gegen die Nachbarn seit 23 Jahren und dürfte der ultimative Kick für die Partie am Samstag sein.
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15.04.2017 – Fülle zeigt Muskeln
Richtig gehört, Hannover 96 hat die beiden letzten Derbys für sich entscheiden können. Am 29. Spieltag der Saison 16/17 konnten 42.700 Zuschauer Füllkrugs Muskeln bewundert – denn auch abgesehen von seinem goldenen Tor zeigte der gebürtige Niedersachse eine stabile Leistung, um in seinen Worten zu sprechen. Das Ergebnis war zwar nicht so eindeutig wie das aus dem Jahr 2020, allerdings war die Überlegenheit auf dem Feld zu erkennen. Mit ordentlich Rückenwind gingen die Roten in die Partie – der damalige Aufstiegsdruck machte sich bemerkbar. Der Dreier gegen den Nachbarn war mitunter wesentlich für den abschließenden zweiten Tabellenplatz und, für die Fans von besonderer Bedeutung, der Platzierung vor dem Rivalen. Obwohl die Partie noch nicht allzu lange her ist, steht keiner aus dem damaligen Kader mehr im aktuellen Aufgebot von Hannover 96. Da soll noch einer sage, es gab keinen Umbruch. Ob positiv oder negativ ist jedoch jedem selbst überlassen.
07.05.1998 – Derbysieg zum Aufstieg
Diese Partie stammt zwar aus dem letzten Jahrtausend, dennoch sind die 90 Minuten in die Geschichtsbücher von Hannover 96 eingegangen. Mit einem 1:0-Auswärtssieg besiegelten die Roten in der Nachbarstadt den ersten Schritt in Richtung Aufstieg aus der Regionalliga Nord (damals die 3. Liga) – man sicherte sich die Teilnehme an der „Aufstiegsrunde“. Hier setzte man sich gegen die Kickers Offenbach, Tennis Borussia Berlin und die Sportsfreunde Siegen. Die Mannschaft von Reinhold Frantz spielte eine nahezu tadellose Saison, die Krönung dürfte Wohl der Derbytreffer von keinem Geringerem als Gerald Asamoah gewesen sein. Es war das 18. Saisontor des ehemaligen Nationalspielers, unter dem Strich standen am Ende 19 Treffer. Damit ist er bis heute einer der besten 96-Torschützen binnen einer Spielzeit. Der Aufstieg leitet gleichzeitig die „erfolgreichste“ 96-Ära ein. Künftig sollten die Niedersachsen nie mehr unterklassigen Fußball spielen.
Lange Zeit war die Historie aus Sicht der Hannoveraner zum Haare raufen. Mit den jüngsten zwei Erfolgen hat 96 jedoch zurück in die „Derby-Spur“ gefunden. Alles spricht für den Derby-Hattrick am Samstag, denn verfassungsmäßig spricht alles für die Mannschaft von Kenan Kocak. Wir dürfen uns schon jetzt, drei Tage vorher, auf ein packendes Spiel freuen.
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