Hannover 96, dein Freund und Helfer

Hängende Köpfe bei Hannover 96: Leider bereits ein vertrautes Bild in der neuen Zweitligasaison

Knapp 40.000 Zuschauer, fast alle Spieler gesund, sogar die beiden Last-Minute-Neuzugänge an Bord: Die Voraussetzungen für ein Fußballfest gegen Bielefeld waren perfekt. Am Ende kam alles anders. Null Punkte, null Tore – und das in einem Heimspiel! Lest hier eine Ausgabe von Frank Meyers Kolumne „Frank sieht rot“.

Ich weiß, man sollte nie etwas aus der Emotion heraus schreiben – deswegen versuche ich es nun ziemlich sachlich und nüchtern zu analysieren. Zuerst ein paar einleitende Worte zur Kaderplanung. Dann komme ich zum Spiel gegen Bielefeld zu sprechen.

Ich habe erstmal das Ende der Transferperiode abgewartet, bevor ich mich in meiner Kolumne zur sportlichen Situation äußern wollte. Man hat 18 Spieler abgegeben und 9 Neue geholt. Die sportliche Leitung wollte einen Neuanfang und sich von altem Ballast befreien. So weit, so gut. Es war klar, dass man Leute wie Füllkrug und Bebou nicht halten konnte, obwohl ersterer sich bei den Fans selbst in Aus geschossen hat. Man hat größtenteils diejenigen abgegeben, die man für den Abstieg mitverantwortlich gemacht hat. Das finde ich vernünftig. Und als Sahnehäubchen obendrauf: Man hat sich sogar von Walace und Jonathas getrennt. Das war Schlaudraffs Meisterstück.

Unter den finanziellen Voraussetzungen hat Jan vergleichsweise gute Transfers getätigt. Bei jemandem wie Ducksch, der in Kiel Toptorschütze war, kann man realistisch betrachtet hoffen, dass er das hier wiederholt. Egal ob Teuchert, Stendera oder Hansson: Das sind ja nun keine schlechten Jungs. Was mir im Kader fehlt, ist ein echter Zehner (so wie früher ein Kiyotake), der das Spiel macht, der mal den genialen Pass spielt oder wenn nötig das Spiel langsam macht. Ohne solch einen Zehner hängen die Spitzen in der Luft und das Spiel ist zu sehr auf Zufall und Ball nach vorne bolzen ausgelegt.

Jetzt sind sieben Pflichtspiele um – und seien wir doch mal ehrlich: Wenn wir das Spiel in Wiesbaden außen vorlassen, dann war das erschreckend schwach. In sechs von sieben Spielen hat die Mannschaft die Erwartungen nicht erfüllt! Ja, man kann nun sagen, die Jungs müssen sich erst einspielen. Mag ja sein. Aber wozu gibt es die Vorbereitung? Neben einer langen Vorbereitung (wir mussten nicht noch wie Stuttgart eine Relegation spielen) gab es ja nach Ende der Transferperiode auch noch eine zweiwöchige Länderspielpause. Reicht das denn nicht, um sich im Training kennen zu lernen und einzuspielen?

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Kommen wir nun zum Auftritt gegen unsere Freunde aus Bielefeld. Eigentlich sind wir in der Situation, dass wir uns nicht erlauben können, Freundschaftsgeschenke zu verteilen. Die ersten 30 Minuten waren durchaus ansehnlich, abgesehen davon, dass eine 100%-ige Torchance fehlte. Aber es ist wie fast immer in dieser Saison: Erst fangen wir uns ein unnötiges Gegentor – und plötzlich ist es vorbei mit der ganzen Herrlichkeit. Besonders brutal war es gegen Hamburg, wo man wie ein Kartenhaus in sich zusammengefallen ist und mit viel Glück nur 3 Tore kassiert hat. Gestern das gleiche Bild: Nach dem Gegentor hängende Köpfe, jegliche Glaube an sich selbst war wie weggepustet, nur noch Krampf und Kampf statt Selbstvertrauen und Siegesgewissheit. Zwar nicht ganz so schlimm wie gegen Hamburg, aber Bielefeld hatte das Spiel zu jeder Zeit unter Kontrolle.

Das Erschreckende ist, dass keiner bei 96 auf dem Platz ist, der dazwischen haut. Kein Pinto, kein Lala, kein Tschauner, der die anderen mal zusammenstaucht. Bakalorz ist leider viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Er kann sich ja schwer für seine eigenen Fehler wie gegen Fürth oder Hamburg selbst zusammenstauchen. Und in so eine verkorkste Situation passt es dann auch, dass Anton sich die Ampelkarte abholt. Leider war das kein Zufall, sondern ein Platzverweis mit Ansage. Und hier ist es Aufgabe das Trainers, den Spieler zum Selbstschutz auszuwechseln. Ins gleiche Bild passt übrigens dann der Elfer von Felipe. Dass man nach dem ersten Gegentor immer ins Schwimmen gerät, hat meiner Meinung nach etwas mit der Einstellung zu tun.

Hinten stehen wir nicht sicher, während wir vorne naiv und ungefährlich agieren. Beim Spiel gegen Bielefeld ist es uns nicht gelungen, aus dem Spiel heraus wenigstens eine 100%-ige Torchance zu kreieren. Aber wie auch, wenn du den Ball einfach nach vorne bolzt und hoffst, er kommt bei Weydandt, Teuchert oder Ducksch an. Wo ist da das System? Den Ball nach vorne bolzen haben wir früher auf dem Dorfacker gespielt. So was ist für jeden Gegner leicht auszurechnen. Fabian Klos sagte nach dem Spiel gegen Bielefeld ja sogar, dass er mehr Druck von Hannover erwartet hätte. Na, wenn der Gegner das schon sagt! Man könnte es auch so formulieren: Selbst unser Gegner war verblüfft, wie harmlos und ausrechenbar wir uns verhalten haben.

Auch wenn der derzeitige Tabellenplatz und die Leistung und Verfassung der Mannschaft etwas anderes zeigt, bin ich immer noch der Meinung, dass dieser Kader allein von den Namen her stark genug ist, um im oberen Drittel mitzuspielen. Deshalb noch ein paar Anmerkungen zum Trainer und seine Aussagen nach dem Spiel (Interview in der Sportschau). Der O-Ton von Slomka lautete: „Sie müssen in Form kommen.“ Angesichts so einer Aussage werfen sich mir viele Fragen auf. Was hat man denn bis jetzt gemacht, dass die Spieler nach sieben Pflichtspielen immer noch nicht in Form sind? Wofür war die Saisonvorbereitung inklusive Trainingslager denn da? Polemisch formuliert: Haben die nur FIFA 20 an der Konsole gedaddelt, quasi nach dem Vorbild der Nationalelf bei der WM in Russland? Ganz ehrlich: Wenn die Spieler nach sieben Pflichtspielen nicht in Form sind, liegt hier die Verantwortung beim Trainer. Denn der Trainer ist, wie das Wort schon sagt, für das Training verantwortlich. Und wozu trainiert man? Genau: Um sich in Form zu bringen!

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Unterm Strich bleibt nicht viel Positives aus den letzten zwei Wochen. 0:3 gegen unsere Freunde aus Hamburg, 0:2 gegen unsere Freunde aus Bielefeld. Immerhin: Auf die hannoversche Freundschaft ist Verlass. Hannover 96, dein Freund und Helfer. Ich hoffe, dass wir den Kielern, die ja selbst gerade tief im Schlamassel stecken, nicht auch noch Aufbauhilfe leisten.

Ich bleibe dabei, was ich bereits vor der Saison mit Blick auf die Trainerpersonalie gesagt habe: Aufgewärmter Kaffee schmeckt bitter. Leider ist die Situation sehr trist und mies. Ich fürchte, uns stehen unruhige Zeiten bevor, auch wenn ich es mir nicht wünsche.

Rote Grüße, euer Frank

Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!

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1 Kommentar

  1. Lieber Frank,

    Du, und Ihr kennt ja meine Unerschütterliche positive Einstellung. Um so schwerer fällt es mir Dir zu 100% recht zu geben. Natürlich, wenn Du als Verein 18 Spieler abgiebst, 9 neue kommen. Da kannst du trainieren, bis Teufel komm raus. Du kannst hunderte Testspiele spielen. Das alles kann leider nie ein Pflichtspiel ersetzen. Von daher bin ich  immer noch guter Dinge, dass unsere Roten mit diesem Kader noch nach oben kommen. Das, was 96 neben einem 10er noch dringend braucht, und das meine ich auch so, diese Mannschaft, ne eigentlich jede Mannschaft, braucht einen Psychotherapeuten. Manchmal haben, fast alle Menschen, einen Knoten im Kopf ,den dann auch ein noch so guter Trainer nicht lösen kann. Dann brauchst Du einen Fachmann, oder Fachfrau die einfach das Wissen haben, dem Spieler psychisch zu helfen. Zumindest sollte man im Verein Mal darüber nachdenken.

    In diesem Sinne. Einen schönen Abend und einen guten Start in die neue Woche. Niemals allein

    Euer Harry96

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