Generalabrechnung

Weihnachten ist nun das Fest der Liebe und Besinnlichkeit. Also versuchen wir doch mal, der ganzen Situation etwas Positives abzugewinnen. Hierfür ist es jedoch zwingend notwendig die Ansprüche, die man hat(te), ein „wenig“ herunter zu schrauben. Ich habe zu Saisonbeginn geschrieben, mit zwei Derbysiegen und einem Platz unter den ersten sechs wäre ich absolut zufrieden und ich könnte getrost von einer gelungenen Saison sprechen. Einige, so auch unser Geschäftsführer, haben derweil schon vom Aufstieg geträumt beziehungsweise ihn als Ziel ausgegeben. Kind ist noch immer dieser illusionären Meinung, immerhin müsse man mit diesem Kader ja aufsteigen. Er hat diese Aussage im Laufe der Saison zwar mehrfach revidiert, dies war dann aber mehr der Tagesaktualität geschuldet als der generellen Einsicht, das der jetzige Kader schlichtweg nicht aufstiegsfähig ist. Die Dramaturgie in Hannover ist groß, nach den vielen negativen Ergebnissen wurden dann doch sogar vom Abstiegskampf gesprochen… 

Aber wollen wir die jetzige Situation doch einmal realistisch sehen. Man steht am Ende des Jahres auf Platz zwölf. Man hat in Hamburg unerwartet den ersten Auswärtssieg seit ewigen Zeiten geholt, nur um im nächsten Auswärtsspiel bei der Übermannschaft Heidenheim wieder sein wahres Auswärtsgesicht zu zeigen. Wobei man nach Aussage des Trainers  in der hiesigen zweiten Halbzeit ja ein „Riesenspiel“ gemacht hat. Aktuell sind die Ansprüche, trotz des Wunschdenkens, also nicht mehr so hoch. Es folgte das Heimspiel gegen Bochum, was man gewann, um dann in Regensburg zumindest einen Punkt zu ergattern.
Ich versuche dem Ganzen mal etwas Positives abzugewinnen und es auf die heruntergeschraubten Ansprüche zu projizieren.  Denn dann sieht die Sache gar nicht so schlecht aus. Man steht im Mittelfeld der 2. Liga, das Derby gewonnen, sowie gegen Hamburg und Bochum – zwei Spitzenteams aus der Liga. Für jede „normale“ Zweitligamannschaft ist das ein Bomben-Ergebnis. Und 96 ist halt eine mittelmäßige Zweitligamannschaft. Außerdem ist die Weihnachtszeit gleich Glühweinzeit: Und mit viel vom warmen Getränk kann man sich die Situation wie oben geschrieben, schön trinken. Aber wer mich kennt weiß, dass ich von etwaigen Trinkspielen kein Fan bin. Betrachten wir die Sache also mal nüchtern. Man steht nach 13 Spielen auf Platz zwölf, aber das ist nicht das, was man will. Weder die Fans noch die sportliche Leitung. Vom Geschäftsführer will ich gar nicht erst reden. Der ändert seine Meinung minütlich oder von Mikro zu Mikro. Zu den Spielen ist alles gesagt und geschrieben, auch von mir.
Mit der aktuellen Ausbeute kann im Lager von 96 niemand zufrieden sein – eventuell kippt über die Feiertage ja der Schalter…
Kommen wir nun zur generellen Situation der Roten. Die Erwartungen von vor einigen Monaten wurden meilenweit verfehlt, das dürfte jeder einsehen. Viele haben vom Aufstieg geträumt und geredet. Man ging das Risiko eines Umbruchs ein, um so das von Kind propagierte Ziel des Aufstiegs in dieser Saison zu erreichen. Fazit nach 13 Spielen: Beide Pläne sind Stand jetzt krachend gescheitert. Zur zeitigen Situation hat jeder seinen Senf dazu gegeben und seine Schuldigen genannt. Ich mach mir mal die Mühe es langfristig zusehen:
Wenn man sich den Verlauf seit den beiden Euroleague-Jahren anschaut, ging es stetig und kontinuierlich bergab. Man hatte alle Möglichkeiten und hat diese alle buchstäblich verkackt. Einige sahen uns damals schon in der CL. Aber es kam wie nach dem Pokalsieg, aufgrund persönlicher Befindlichkeiten und Animositäten und personeller Fehlentscheidungen kam es wie es kommen musste. Es ging in die Niederungen der Liga inklusive ständigem Abstiegskampf. Trainer gaben sich die Klinke in die Hand, Sportdirektoren hatten eine Halbwertzeit von einem Jahr. Nur der Geschäftsführer war die stetige Konstante, bekanntlich von sportlicher Inkompetenz gesegnet. Man war damals auf Augenhöhe mit Gladbach und Co. – und wo steht man heute?! Eberl hat gerade bis 2026 verlängert, ist schon ewig dort und kann in Ruhe arbeiten. Er hat freie Hand und es wird nicht von oben reingrätscht. In Hannover hingegen meint jemand, der vom sportlichen null Ahnung hat, er müsse sich in diese Dinge einmischen, anstatt dem Sportdirektor freie Bahn zu gewähren.
Die ersehnte Kurve hat man auch unter Kenan Kocak noch nicht bekommen
Was dabei herauskommt, sieht man in unserem Fall. In Ruhe arbeiten kann hier niemand, sobald es eine Niederlage hagelt, wackelt der Stuhl. Das Gegenbeispiel ist nun mal Gladbach, wo Eberl seit Jahren auch bei Misserfolgen seine Ruhe hat. Und genau das ist das Traurige in Hannover: Solange Kind meint, er müsse sich in alles und jedes einmischen und er müsse jedem Mikro Guten Tag sagen, genauso lange wird es hier nie eine kontinuierliche positive Entwicklung geben. Die ganze Personalpolitik auf der Sportdirektorposition ist nur ein Witz. Dass Trainer bei Misserfolg fliegen, das ist leider Tagesgeschäft (auch in Gladbach). Aber auf der wichtigen Position des Sportdirektors muss Kontinuität her, jedenfalls wenn man Erfolg haben will. Siehe Gladbach oder Frankfurt.
Schmadtke sollte damals „Vorstand Sport“ werden, als Gleichgesetzter mit Kind fungieren – Ergebnis bekannt. Ein anderer Kandidat war in meinen Augen Martin Bader, ich weiß dafür werden mich viele jetzt auslachen. Aber unter ihm wurde die Akademie ins Leben gerufen, er hat viel im Hintergrund bewirkt, was viele nicht wissen. Er war mal im Podcast von Vorwärts nach weit und hat ein bisschen geplaudert über seine Zeit hier. Das war sehr interessant und seitdem habe ich ein anderes Bild von ihm. Er wäre auch ein Kandidat für den Sportvorstand. Für eine positive Entwicklung ist es dringend erforderlich sich jemand an die Seite zu holen, der vom Fach ist. Und man muss Macht teilen, welches das Grundübel bei 96 ist.
Aber solange dieses Problem nicht gelöst ist, wird es nie eine positive Konstante geben. Es wäre jetzt zu einfach „Kind muss weg“ zu fordern. Für viele wäre das die einfachste Lösung. Nur sprechen die Machtverhältnisse bei KGaA S&S dagegen.
Fazit: Es steht eine Person einer positiven Entwicklung entgegen. Man braucht nur ein bisschen Macht teilen und sportlich kompetente Leuten ihre Arbeit machen lassen.
Wie dem auch sei. Ich wünsche allen Fans der Roten besinnliche Feiertage und ein gesundes neues Jahr. Bleibt gesund, damit wir uns nächstes Jahr im Stadion wiedersehen können und unsere Roten zum Sieg schreien können.
Euer Frank

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