Auf ein Wort, liebe Fans!

Eigentlich hatte ich meinem Chefredakteur direkt nach dem Spiel noch getickert, dass ich diese Woche mal keine Spielanalyse schreiben würde. Zu frustrierend war das inzwischen wöchentlich grüßende rote Murmeltier. Aber schon 6 Stunden und einige Bierchen später glühte hier die Tastatur…

Vorsichtig schaute ich am Abend des 27ten Spieltags in die Kommentarspalten der Social Media-Apps rein. Wohlwissend dass sich seit spätestens 14:30 Uhr Wut und Gülle über die Mannschaft von Hannover 96 ergießen würde. Mit 6:1 gab es eine deutliche Reibe gegen den Hamburger Sportverein, der uns in den letzten 35 Minuten komplett überrollte.

Um an einem Ostersamstag zur besten Uhrzeit und bestem Wetter vor ausverkaufter Hütte gegen ein eingespieltes Uhrwerk wie den HSV etwas bestellen zu wollen, musst du als Gegner schon verdammt viel Glück und ein rundum funktionierendes Team haben. Und der HSV sehr schlecht drauf sein. Das gelang in dieser Saison im Volkspark bisher nur 3 Teams, nämlich Rostock, Darmstadt und Magdeburg. Hannover 96 hingegen hatte schon im Hinspiel am Maschsee dumme Fehler begangen und in der Nachspielzeit mit 1:2 verloren. Wer hier also vorab von „Sensation schaffen“ und „den Favoriten ärgern“ schwadronierte, nimmt scheinbar richtig gute Pillen.

Tim Walter übernahm den HSV im Sommer 2021 und blieb auch das 4. Jahr in Folge in der 2. Liga hängen. Das hielt ihn aber nicht ab davon, weiter an einem unglaublich effektiven Team mit blind sitzenden Abläufen zu feilen. Schwächere Spieler wurden abgegeben und dafür noch spielstärkere und – intelligentere Spieler geholt. Hier ist der Unterschied zu Hannover 96, daß halt auch einfach mal Geld für Ablösen in die Hand und attraktive Kicker mit Funktions-Garantie in den Verein gelockt wurden. Der Kader mit dem höchsten Marktwert der 2. Bundesliga ist eine Maschine, die sich im Grunde nur selber ein Bein beim Aufstieg stellen kann. Hier sitzen nach 1,5 Jahren „Walter-Fußball“ die Abläufe im Tiefschlaf.

Hannover 96 hat ein 3/4 Jahr unter einem neuen Trainer und einer größtenteils neuen und ablösefreien Mannschaft hinter sich. Man turnt immer noch im gesteckten Soll herum, pfeilt an Taktiken und Spielsystemen. Und doch liegen die Nerven an der Leine schon wieder blank, und Presse und Ultras fordern die Verschickung von Team und Trainer in die Wüste… Tim Walter hatte nach seiner Übernahme den Aufstieg nicht geschafft und dennoch wurde er nicht reflexartig abgesägt, obwohl die Ambitionen in Hamburg sicherlich noch etwas höher sind. Die Früchte in Form einer laufenden Mannschaft und eines immer wieder ausverkauften Stadions sieht man nun deutlich. Ich laß das mal als kleine Einordnung mit Blick auf unser eigenes, ständig nervöses Umfeld stehen, Freunde…

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Tim Walter sagte neulich: „Fußball ist ein Fehlersport, wir machen Fehler um zu lernen und uns zu entwickeln.“
Auch 96 macht in dieser Saison viele davon und zahlt mächtig Lehrgeld. Für eine auf vielen Positionen neu besetzte Mannschaft, mit einem Altersdurchschnitt von 24,79 Jahren, ist das ärgerlich, aber noch völlig im Soll. Damit haben wir übrigens den viertjüngsten Kader der Liga, nur mal so nebenbei. Wir wollten diese Saison mehr auf die Youngster setzen, sie an den Profifußball ranführen und möglichst unter die Top 10 kommen. In Hamburg feierte mit Yanik Lührs das nächste Talent sein Profidebüt und zählte noch zu den Besseren in einer am Ende blassen 96er Mannschaft.
Tim Walter sagt auch, Aufstieg sei keine Tür, durch die man so einfach mal durchgehe, sondern eine Treppe, die man erklimmen müsse. In Hannover suchen viele leider immer noch nach dem Aufzug direkt ins Dachgeschoss des deutschen Fußballs.

Warum träumen rund um 96 immer noch so viele Fans von einem Siegeszug durch die 2. Liga? Warum nimmt man ein solide erarbeitetes 3:1 gegen Schlusslicht Sandhausen nicht einfach demütig hin, sondern rennt wieder euphorisch in die Faust eines derzeitigen Platzhirsches? Welche Erfolge aus den letzten 5 Jahren genau ermächtigen uns dazu, mit dicker Hose nach Heidenheim, Kiel, oder Paderborn zu fahren?

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Gegen den Hamburger SV hatten dir Roten keine Chance

„Das kann nicht der Anspruch von Hannover 96 sein“, und „Der große HSV kommt aus Hannover“, wenn ich sowas schon höre oder lese!! Unser exklusiver Anspruch hat uns in den letzten Jahren ganz üble Niederlagen gegen Aue, Würzburg, Dresden, Peine Ost und viele andere belächelte Gegner eingebracht, das ist nunmal die harte Realität, meine Damen und Herren! Und dazu trägt eben auch unsere aufgeblähte Erwartungshaltung bei. Wenn sich hier Fans und Freunde unseres wunderschönen Vereins moralisch/fanatisch über andere kleinere und graue Vereine erheben, ist der tiefe Fall nicht weit. Wir haben gegen Hamburg verloren, weil wir naive Fehler gemacht haben. Diese werden wir aufarbeiten und verbessern. Als Team, mit Stefan Leitl. Deshalb sollte man an der Stelle auch gar nicht erst eine Trainerdiskussion entfachen.

Und hey Leute, wie wirkt denn dieses ganze Gebashe von eigenen Spielern und Trainern bitteschön? Meint Ihr, Eure ungefilterten Wutausbrüche im Netz färben nicht negativ auf unseren Verein und den Fußball-Standort Hannover ab? Dazu die ständigen Trainerentlassungen, die Termine am Arbeitsgericht, die vom Hof gejagten Spieler? Wer soll denn da noch Bock auf 96 haben, hm? Ein Terodde etwa? Stindl, Sebastian Rode, und wie sie alle heißen, die hier am Biertisch alle gehandelt werden? Kurzzeitig wurde Hannover als tolle neue Adresse für Talente und Einsatzzeiten gelobt. Nur um dann auf unsere 19jährigen Talente zu meckern. Da paßt etwas nicht von Fan-Seite, merkt ihr selber.

Der Auftritt in Hamburg war taktisch und von der Einstellung her bis zum 3:1 gar nicht übel. Das sollten wir positiv ins Heimspiel gegen Heidenheim mitnehmen und wieder angreifen. Bzw es den süddeutschen Dullis so lange so schwer wie möglich machen. Hoffentlich mit weniger gravierenden individuellen Fehlern, aber mit der Unterstützung von treuen Fans im Rücken. Denn wie sagte Tim Walter: „Wir verlieren im Team, und wir werden auch im Team gewinnen. Nur so geht es!“

Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!

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