„Alarmstufe: Rot“ ist ein alter Action-Klassiker mit Steven Seagull in der Hauptrolle. Darin spielt er den unscheinbaren Koch an Bord eines amerikanischen Kriegsschiffes, der während der Kaperung durch Terroristen unter Deck übersehen wird und dann quasi im Alleingang mit der Bande aufräumt…
Von Steven Gläser
„Alarmstufe Rot“ ist auch eine Realitysoap beim deutschen Sportverein Hannover 96, dessen 1. Fußballmannschaft immer weiter in Abstiegsgefahr gerät. Auch hier ist es ein perfekt ausgebildeter Spezialist, der quasi aus dem Bauch des Schiffes heraus nach oben klettert, das Ruder an sich reißt und so den glorreichen roten Dampfer vor dem Untergang bewahrt. Sein Name: Christoph Dabrowski, 42 Jahre, Jugend- und U23-Trainer bei 96 seit 2013. Ein echtes, hauseigenes Juwel, wenn man bedenkt, dass Dabro es in seiner aktiven Laufbahn als Spieler sogar in die deutschen Nachwuchs-National- und Olympia-Mannschaften schaffte. Er kickte zwischen 1996 und 2009 für Werder Bremen, Arminia Bielefeld, den VFL Bochum und Hannover 96.
Angesichts dieser Vita überrascht es, dass die Verantwortlichen im Verein Dabrowski so lange in der U23 „übersehen“ konnten… Wie viele Fehlgriffe an Trainern hätte man vermeiden können, hätte man einfach mal mutig auf den bodenständigen Mann aus dem Nachwuchs gesetzt…?!
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Dabrowski beschreibt sich selber als „fußballbesessen“ und wenn man ihm vor dem Mikro zuhört, könnte man durchaus denken, er verlasse die Akademie von 96 nur zum Schlafen. Der Mann LEBT seinen Job und weiß es, seine Leidenschaft auch auf seine von ihm geführten Teams zu übertragen. Nicht umsonst gilt er als großer Förderer unserer U23-Talente, wovon in naher Zukunft nicht nur Lawrence Ennali noch mehr profitieren dürfte. Letzterer bekam im Spiel gegen den Hamburger SV in den letzten 30 Minuten das Vertrauen, in einer Phase, als Hamburg mit Mann und Maus auf unser Tor stürmte. Ennalis freche Flügelläufe gehörten dann auch zu den Highlights, die die Zuschauer zu Standing Ovations aus den Sitzen rissen.
Dabrowskis intensives Coaching direkt an der Seitenlinie, sein nimmermüdes Anfeuern, Winken, Gestikulieren, und Motivieren übertrug sich wie eine Initialzündung auf die Mannschaft, die bis zum Umfallen gegen die spielerisch besseren Hamburger fighteten. Auch bei Fans und Presse kam diese Action enorm gut an!
Christoph Dabrowski wurde 1978 im polnischen Katovice geboren und vereint Demut, Leidenschaft, Arbeitseifer und Stallgeruch in sich. Wenn er spricht, dann sowohl als Fußball-Lehrer, aber auch als Seelenverwandter seiner Spieler, der auch schon mit dem selben Druck auf dem Platz stand. „Ich weiß, wie sich die Spieler in der jetzigen Situation fühlen, und kann ihnen helfen,“ sagt er und trifft den Nerv einer tief verunsicherten 96-Truppe. Da wo sein Vorgänger Jan Zimmermann vielleicht mehr Kumpel und weniger Coach war, und scheiterte, bringt Dabro die nötige Erfahrung und Energie mit, die den Impuls im Team bewirken kann.
Sport-Chef Markus Mann war sofort dermaßen begeistert von seinem Interimscoach, dass er sich gegen Martin Kind durchsetzte, Dabro bis Jahresende für die erste Mannschaft buchte und zwei weiteren, namenhaften Trainerkandidaten absagte! Starker Move!!
Am Ende wäre es vielleicht sogar denkbar, bei entsprechenden guten Resultaten bis Saisonende mit Dabro zu planen. Vielleicht in einem Model, wie es Hertha BSC mit Pal Dardai aushandelte: nach Ende des Engagements bleibt der Trainer weiter im Guten im Verein tätig und kehrt in den Nachwuchsbereich zurück. Und Jan Zimmermann, anstatt ihn für viel Geld vom Hof zu kehren, könnte man mit der U23 betreuen. Denn letztendlich kennt Zimmermann die Regionalliga bestens und weiß junge Nachwuchskicker zu führen. Warum also immer verbrannte Erde hinterlassen, Herr Kind?
Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!
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Bin seit 1953 Anhänger von 96, damals noch gegen Eimsbüttler TV, Altona 93 und Arminia. Das noch größere Wunder als die Weltmeisterschaft wenige Wochen später, war das 5:1 gegen Kaiserslautern.
Aber, nach den ersten guten Jahren mit dem Aufstieg in die Bundesliga, gab es sehr oft Tränen, außer beim Pokalsieg, – da waren es Freudentränen, vor allem, weil unser Sohn genau so fanatisch hinter Gladbach stand. Damit kann ich ihn noch heute aufziehen.
Dabro war und ist ein GUTER, schon als Spieler! Der schafft den Richtungswechsel nach oben: ein bißchen Geduld und dann mit Macht!
Ich drücke Euch die Daumen
Mal wieder ein sehr, sehr guter Text 🙂
Das geht schon mit dem, wie ich finde, gut versteckten Wortspiel "…Action-Klassiker mit Steven Seagull.." los (hätte nicht jeder bemerkt).
Auch ich erinnere mich natürlich an diesen Klassiker mit 'Steffen Möwe' 😉
Als modernde Kunst hingegen darf gerne der hausinterne Tausch der Trainer mit Abklatschen bezeichnet werden.
Alles Gute und bleibt gesund,
Euer 96-Sympathisant Matze.