
Nach der unglücklichen Niederlage gegen Hertha BSC, aber mit der gleichzeitigen Erkenntnis, dass der Titz-Ball trotzdem wieder stark auf den Platz gebracht wurde, suchten wir Fans krampfhaft nach Erklärungen. Ja, man kann so verlieren, aber es muss doch irgendwo etwas zu finden sein…
Einer der wenigen greifbaren Aufreger war die Auswechslung von Jannik Rochelt gegen Husseyn Chakroun. Zur Halbzeit nahm Christian Titz unsere bemühte, aber glücklose Nummer 10 vom Feld und brachte die flinken, frischen Beine unseres libanesischen Nationalspielers. Was oberflächlich wie ein 1-zu-1-Tausch aussah, versteckte gewisse Erklärungen im Detail.
Grundsätzlich sind Jannik und Husseyn zwei sehr ähnliche Spielertypen, die im System des Trainers aufeinander aufbauen. Denn egal, wer gegen wen getauscht wird – der Eingewechselte hält den Druck auf den Gegner weiter hoch, jeder mit seinen eigenen Stärken. Gerade mit Virgil Ghita und Maurice Neubauer dahinter haben wir eine enorm starke und energische linke Seite. Die Offensivspieler können sich dadurch voll auf ihren Vorwärtsgang konzentrieren.
Jannik Rochelt ist ein Ballabholer, der Wege bis zur Mittellinie zurückgeht. Von dort schleppt und treibt er die Bälle über die linke Außenbahn, um gerne schräg in den Strafraum einzubiegen. Unter Christian Titz geht er vermehrt ins 1-gegen-1, was ihm zuletzt häufiger den Applaus der Fans einbrachte. Anhand seiner Heatmap erkennt man seinen Tummelplatz recht gut. Gerne zieht er das Spiel in die Breite, um dann per Doppelpass in das Vakuum des Gegners zu stoßen.
Jannik Rochelt erhält unter Titz neue Rolle
Husseyn hingegen ist ein Angreifer, der auf kurzer Strecke unglaublich schnell beschleunigen kann. Er braucht keinen langen Anlauf, um auf Topspeed zu kommen und wirkt im Vergleich noch gedankenschneller und gieriger im Zweikampf. Er sucht die Tiefe, die Lücken in der Abwehr und geht auch bei engsten Defensivreihen kompromisslos ins direkte Duell. Von daher kann man die Intention des Trainers verstehen, den mutiger und giftiger wirkenden Chakroun zu bringen. Was sich bei ihm bestätigte, war sein Topspeed: Am Ende brachte er es auf 33 km/h und landete damit auf Platz drei der schnellsten Spieler dieser Partie.
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Unter dem Strich hatte Jannik Rochelt an diesem Abend aber die glücklicheren Aktionen:
Er hatte einen Schuss aufs Tor und einen wichtigen Pass zur Großchance von Benedikt Pichler. 50 Prozent seiner Dribblings waren erfolgreich und gegen den Ball gewann er ebenfalls 50 Prozent seiner Zweikämpfe. Seine Passquote lag bei starken 92 Prozent.
Husseyn Chakroun hatte gegen die humorlose, engmaschige Berliner Defensive wenig Chancen, um zu glänzen. Als in der zweiten Halbzeit das 0:1 gegen Hannover 96 fiel, konnte sich Hertha noch mehr hinten einigeln – was die Lösungsfindung unserer Offensivreihe nicht einfacher machte. Dennoch war die Entscheidung des Trainers einen Versuch wert, um den Gegner vor neue, frische Aufgaben zu stellen. Rückblickend hatte Jannik Rochelt die besseren Ideen, um sich und seine Sturmkollegen in Szene zu setzen. Vielleicht lag es aber auch an dem noch völlig offenen Spiel in der ersten Hälfte.
Auf die bisherige Saison gesehen, hatte Chakroun rund 50 Minuten weniger Einsatzzeit als Rochelt. Er konnte in dieser Zeit jedoch mehr Schüsse pro Spiel, mehr Ballkontakte, mehr Tacklings und mehr gewonnene Zweikämpfe verzeichnen. Das bestätigt das Bild eines energischen, dynamischen Offensivmanns. Unsere Nummer 10 hingegen konnte mehr Großchancen herausspielen, brachte 56 Prozent seiner Steilpässe an den Mitspieler, entschied die Hälfte seiner Dribblings für sich und eroberte einige Bälle zurück. Das klingt nach einem Spieler, der im letzten Drittel vor allem spielerische Lösungen sucht.
Wie sich so ein Wechsel auswirkt, weiß natürlich niemand im Vorfeld. Gerade bei der Leistungsdichte in unserem aktuellen Kader sind es bei einigen Spielertypen oft nur Nuancen, die den Unterschied machen. Christian Titz steht somit jede Woche vor der Qual der Wahl. Ob nun Rochelt oder Chakroun starten oder eingewechselt werden – bei dieser ähnlich starken Formkurve ist das aktuell keine große Diskussion wert. Und dennoch: Die entscheidenden Momente gegen Hannover 96 haben gezeigt, dass jeder kleine Wechsel den Spielverlauf prägen kann. So wie Rochelt im ersten Durchgang seine Akzente setzen konnte, hätte es genauso gut auch Chakroun sein können. Das macht Mut für die kommenden Partien.
Am Ende bleibt die Erkenntnis: Auch wenn die Niederlage gegen die Hertha schmerzt, zeigt die Entwicklung, dass wir mit Spielern wie Rochelt und Chakroun für die nächsten Aufgaben bestens gerüstet sind.
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