14 Tage nach der Schmach an der Hamburger Straße wollte Hannover 96 alles daran setzen, eine sofortige Reaktion zu zeigen und bloß nicht in eine Abwärtsspirale zu geraten. Mit einem wichtigen, frühen Tor und einer über das ganze Spiel hinweg hohen Intensität konnten 3 für Tabellenrang und Mentalität wichtige Punkte erkämpft werden.
Wer erinnert sich nicht noch, als 1938 unser Rot das Königsblau schlug und unsere erste Deutsche Meisterschaft gewann? So oder so, nach 12 sieglosen Spielen gegen die Ruhrpott-Malocher konnten wir am Samstag endlich mal wieder mit einem Dreier triumphieren, obendrauf war es tatsächlich erst der erste Sieg in Liga 2! Ein Sieg, der auch für die anstehenden Aufgaben in Magdeburg und gegen Karlsruhe wichtig für den Kopf ist. Denn da werden zwei ganz andere Kaliber auf uns warten…
Die Roten zeigten sich von Minute eins an zwar durchaus motiviert, hatten über die ganze Dauer gesehen jedoch die leicht schlechteren Statistik-Zahlen. Zeitweise hatte man das Gefühl, dass man den Königsblauen im Mittelfeld irgendwie zu viel Raum zur Entfaltung ließ. Dann waren es aber immer wieder die Duos Kunze/Leopold und Halstenberg/Neumann, die die Versuche der Gäste in (vor)letzter Instanz abräumten.
04 forcierte in der 2. Hälfte den Ballbesitz, ohne endscheidend vor Ron-Robert Zieler gefährlich zu werden. Kontrolle hatte nur die Heimmannschaft, auch dank der Taktgeber Marcel Halstenberg und Enzo Leopold.
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Zu viele Worte muss man jetzt nicht über diese Partie verlieren. Ein dominanter aber auch eher langweiliger Auftritt, zudem im Detail mit Luft nach oben.
Dazu 3 Beispiele:
Während sich auf der rechten Seite schnell ein spielendes Dreieck aus Momuluh, Dehm und Voglsammer bildete (wahlweise gesellten sich auch Neumann oder Leopold dazu), das immer eine Überzahl bildete und im Fall von Vogi einen Schalker Verteidiger aus der Mitte abzog, war dieses Miteinander auf der linken Seite wenig zu erkennen. Batik Wdowik wirkte leider immer noch gehemmt im Vorwärtsgang, ein Hinterlaufen wie von Dehm auf dem anderen Flügel blieb auch am Samstag oft aus. Damit stand Hyunju Lee etwas verloren da und wirkte unglücklich in seinen Aktionen.
Daran anknüpfend zeigte der in der U21 stark aufspielende Nicolo Tresoldi eine zu starke Box-Fixierung. Das Entgegenkommen auf den Flügel war wahrscheinlich verboten, um immer als Knipser in der Mitte präsent zu sein. Der später eingewechselte Jessic Ngankam spielte diesen Part irgendwie besser und war aktiver im Rückraum, finde ich. Und drittens war die Rolle von Enzo Leopold interessant zu beobachten. Es schien eine klare Traineransage gegeben zu haben, nach der unsere #8 auf offensive Ausflüge zu verzichten habe. Damit beraubte man sich zwar eines weiteren belebenden Elements, konnte aber im Sinne eines spielenden 6ers schon vor der Abwehrkette Gegnerdruck von dieser nehmen. Ergebnis war das nächste Zu-Null im heimischen Stadion und die bis dato geringsten Gegentore der Liga.
Nachdem im Vorfeld viel über die Diskrepanz zwischen starken Heimspielen (12 von 12 Punkten = Platz 1) und schwachem Auswärtsauftreten philosophiert wurde, sollte man nach diesem Wochenende froh sein, nicht in ein weiteres Negativerlebnis nach dem verlorenen Derby getappt zu sein. Und liest man mal über die schwarz/weiß-gefärbte Heim- und Auswärtsbilanz hinweg, haben wir hier auch eine Überraschung für die Statistik-Fans unter Euch: Legt man mal eine Tabelle anhand der Performancescores an, so steht 96 zusammen mit dem anderen HSV auf Platz 4! Das bedeutet, dass Stefan Leitl in dieser Saison ein sehr spielstarkes Team auf den Platz bringt und somit vieles richtig macht. Auch wenn die Kollegen vom „Global Soccer Network“ unter der Woche einiges zu bemängeln hatten (mangelhafte Torausbeute, fehlendes Tempo und Präzision, geringe Kreativität im letzten Drittel) bleiben die Roten an der Spitzengruppe dran.
Man könnte jetzt die Zahlen ganz simpel als das sehen, was sie ausdrücken. Minimalismus. Mangelnde Durchschlagskraft. Oder man wird episch und hofft darauf, dass aus dieser Offensive irgendwann ein Spieler hervortreten wird, der unser neuer Shootingstar wird. Ich persönlich würde ja gerne mal Lars Gindorf an der Seite von Jessic Ngankam sehen, weiß aber auch, dass Stefan Leitl das definitiv besser einschätzen kann.
Die nächste Chance dazu wird es nächstes Wochenende bei momentan starken, aber nicht unschlagbaren Magdeburgern geben.
Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!
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