
Hannover 96 spielt „nur“ unentschieden in Dresden und zeigt, dass es noch mitten in einer Selbstfindungsphase steckt. Doch wenn man die eigene Verärgerung über die liegen gelassenen drei Punkte erst einmal überwunden hat, darf man sich als Fan gerne mit den neuesten, großartigen Statistiken versöhnen. Allein unser xG-Wert von 3,8 belegt, dass ein Sieg in Dresden absolut möglich gewesen wäre…
Zwei Mal Aluminium, dazu eine Großchance von Källman – wir waren ganz nah dran. In sechs von sieben Spielen dieser Saison hatten wir übrigens den höheren xG-Wert als der Gegner. Das zeigt eindrucksvoll, dass unser Grundkonzept, Fußball aktiv zu gestalten und Spiele gewinnen zu wollen, völlig intakt ist. Weiter unten werde ich diese Werte noch einmal aufgreifen.
Trotzdem möchte ich meinen Eindruck schildern, dass ich am Sonntag nicht vollkommen zufrieden mit unserem Team war. Und ich schreibe bewusst „Team“, um auch die Trainer in die Diskussion einzubeziehen. Dresden spielte mit elf Mann einen ähnlichen Ansatz wie wir: Ballbesitz, Dominanz und offensive Umschaltmomente. Nur eben mit weniger individueller Klasse, dafür bissiger und oft auf die Knochen. Christian Titz wagte verletzungsbedingt eine Umstellung in der Startelf. William Kokolo feierte unter Wettkampfbedingungen sein Pflichtspiel- und Startelf-Debüt. Für den pfeilschnellen Linksfuß (Topspeed: 35 km/h in Dresden) rückte sogar Leistungsträger Maurice Neubauer auf die rechte Seite, wo er ungeprobt auf Daisuke Yokota traf.
Rochade von Titz geht nicht auf
Auch Kokolo und Jannik Rochelt waren sich bis dahin fremd, was man an gegenseitigen Unsicherheiten erkannte. Insgesamt hatte man das Gefühl, dass unsere Dynamik mit und gegen den Ball darunter litt. Schnell wurde klar: Rochelt braucht Neubauer. Es war ein Versuch, der hätte aufgehen können, am Ende aber zu einem unrunden Spiel führte. Immerhin konnte Titz froh sein, dass wir nach einer vogelwilden ersten Halbzeit mit 2:2 in die Pause gingen – und er das Experiment wieder in die Schublade legen konnte.
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Gar nicht gefallen wollen mir die neuerdings überall in Fußball-Deutschland praktizierten flachen Ecken. Auch Co-Trainer Lars Barlemann scheint diese Variante bei uns ins Training integriert zu haben – leider bislang mit mäßigem Erfolg. In den ersten Spielen hatten wir regelmäßig Vorteile durch unsere Lufthoheit im gegnerischen Strafraum. Auch diesmal lag unsere Zweikampfquote in der Luft über 50 %. Dennoch probierte man es lieber flach gegen 22 engmaschig verteidigende Sachsen-Füße. Und nicht nur bei Ecken wollte man laut zurufen: „Nun hau doch mal drauf!“ Dynamo-Keeper Schreiber ist nicht als Krake bekannt, ein Fernschuss wäre durchaus eine Option gewesen.
Apropos Schüsse und Flanken: Wir machen uns in der Redaktion derzeit Sorgen um Stoßstürmer Benjamin Källman, der im Strafraum erneut „verhungerte“. In 33 Minuten kam er nur auf fünf (!!) Ballkontakte, darunter immerhin eine Großchance. Diese entstand kurz nach seiner Einwechslung, als unsere Offensive endlich einmal mutig, schnell und direkt spielte. Doch solche Szenen gab es an diesem Nachmittag zu selten. Källman wartet inzwischen seit zwei Spielen, 61 Minuten und mageren 13 Ballkontakten auf brauchbare Zuspiele seiner Mitspieler.
Alles in allem gibt es aber wenig wirklich Essenzielles zu kritisieren. Christian Titz hat ein wenig experimentiert – schließlich weiß niemand, wie schnell Mustapha Bundu wieder fit wird. William Kokolo als ähnlichen Spielertyp in die Spur zu bekommen, ist völlig nachvollziehbar. Wir sind mit einer sensationellen Frühform gestartet und müssen uns nun kurz justieren. Andere Teams haben den Start verschlafen und kommen jetzt erst langsam ins Rollen. So oder so bleiben wir ganz oben dabei – mit ligaweiten Bestnoten, die sowohl der User „96Impulse“ bei X/Twitter als auch die Kollegen von „Hannoverscher Sportverein News“ zusammentragen.
Statistik-Übersicht (bis 6. Spieltag)
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Platz 1:
Torschüsse: 99
Aluminiumtreffer: 5
Ballbesitz: 56 %
Sprints: 1016
xG: 13 Tore
Ballberührungen im gegnerischen Strafraum: 186 -
Platz 2:
Großchancen: 20
Intensive Läufe: 4072
Fouls am Gegner: 88
Passquote: 87,1 % -
Platz 3:
Vergebene Großchancen: 13
Rückt man die Werte zu Pfosten- und Lattentreffern sowie vergebenen Großchancen ins richtige Verhältnis, sieht die Welt doch schon viel entspannter aus, Freunde.
Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!
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