Hannover – Eine turbulente Woche liegt hinter Hannover 96. Podiumsdiskussion, Fantreffen, Heimspiel gegen Werder Bremen: langweilig ist es am Maschsee jedenfalls nicht. Nach diesen Tagen ist eins deutlich: Es wurde eine Chance vertan und das auf beiden Seiten. Ein Kommentar.
Fans zeigen sich unversöhnlich
„Wir haben auch im Hintergrund vieles auf den Weg gebracht – ich bin schon enttäuscht“, so äußerte sich 96-Manager Horst Heldt vor dem Spiel gegen Werder bei Eurosport. Aus seiner Sicht kann man das sogar verstehen. Der Verein ist über seinen Schatten gesprungen und hat den Fragenkatalog der Fanszene in einer Podiumsdiskussion beantwortet. Doch den Fans reichten die Antworten nicht. Mit großer Mehrheit stimmten sie für eine Fortführung des Boykotts. Es sei „nur ein Teil der Forderungen erfüllt“, so hieß es auf dem Fantreffen vor dem Heimspiel gegen den Tabellennachbarn. Das Ergebnis zeigte sich dann Freitagabend. Im Nordoberrang herrschte Totenstille. Auch in der Phase, in der die Mannschaft – nach dem 1:2 Anschluss – die Unterstützung so dringend gebraucht hätte.
Unzufriedenheit nachvollziehbar
Im Verein Hannover 96 gibt es vieles, was es zu kritisieren gilt. Der Vorstand kann schalten und walten, wie er will. Wichtige Entscheidungen können im „Hinterzimmer“, zwischen Vorstand und Aufsichtsrat, getroffen werden. So geschehen zum Beispiel beim Verkauf der letzten Anteile an der Profigesellschaft im Jahr 2014. Und auch die Beantragung der Ausnahmegenehmigung von der 50+1-Regel wurde von den Mitglieder nicht abgesegnet. Im Gegenteil. Es gab sogar einen gegenteiligen Beschluss der Mitgliederversammlung. Das ist zwar durch die aktuelle Satzung legitimiert, mutet dennoch seltsam an. Außerdem zeigt sich Klubchef Kind oftmals wenig einsichtig und lässt auch bisweilen den Willen zur Einsicht vermissen. Das muss kritisch hinterfragt und begleitet werden.
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Lieber ein Ende mit Schrecken
Mit der Einladung zur Jahreshauptversammlung und während des Spiels mit einem mehrseitigen Flyer auf der Osttribüne, macht der Vorstand auch wieder Stimmung gegen eingereichte Anträge. So soll eine Satzungsänderung verhindert werden, mit der die Mitglieder diesen Entscheidungen zukünftig zustimmen müssen. Doch machen wir uns nichts vor: Das Verhalten von Martin Kind, Uwe Krause und Co. wird sich nicht nachhaltig ändern. Und dieser Kampf kann nur im Verein ausgefochten werden. Seit Saisonbeginn herrscht, mit Ausnahme von zwei Spielen in der Rückrunde, Ruhe auf den Plätzen in N16/17. Die Kritik an Kind ist bundesweit in den öffentlichen Fokus gerückt. Wenn die Fans dieses 96 nicht unterstützen können, sollten sie so konsequent sein und den Spielen einfach fernbleiben. Manchmal kann nur noch eine Scheidung helfen. Ewige gegenseitige Vorwürfe bringen keine Fortschritt. Im Gegenteil.
Chance vertan
Eine der Hauptforderungen der Fanszene hat der Klub erfüllt. So haben die Anhänger am Freitag eine große Chance vertan. Als Zeichen des guten Willens, hätten sie das Stadion zum Kochen bringen können. Sie hätten der Mannschaft die Unterstützung geben können, die sie in dem Spiel und in dieser Phase der Saison so dringend braucht. Sie haben die ausgestreckte Hand nicht genommen, sondern weggeschlagen. Das war ein Fehler.
Möchte Kind eine Einigung mit den Fans?
Ja, der Verein hat sich den Fragen der Fans gestellt. Ja, der Verein ist damit über seinen Schatten gesprungen und hat auf die Beantwortung der eigenen Fragen verzichtet. Das ist ein großer Schritt. Doch die Art und der Umfang der Beantwortung hinterlässt weitere Fragen. Das nötigste wurde preisgegeben, doch bei wesentlichen Punkten wollten Kind und Vorstand Krause nicht ins Detail gehen.
Arroganz und Überheblichkeit
Das ist natürlich ihr gutes Recht, sie sind nicht zu der Beantwortung verpflichtet. Das zeigt dennoch wenig Gespür für die Situation. Die Fans fühlen sich, aus ihrer Sicht zurecht, von oben herab behandelt. Es ist kein Dialog auf Augenhöhe. Und durch die Mail an die Mitglieder, in der Stimmung gegen die Satzungsänderung gemacht wird, hat der Vorstand zusätzlich Öl ins Feuer gegossen?
Chance vertan
Damit hat auch der Verein eine große Chance vertan. Mit einem offenen und ehrlichen Dialog hätte man sich mit dem eigenen Anhang wieder versöhnen können. Es hätte am Freitag laut werden können. Und zwar im ganzen Stadion. Da muss die Frage erlaubt sein, ob das überhaupt gewollt ist.
Mannschaft leidet
So bleibt eine (scheinbar) ausweglose Situation. Beide Seiten zeigen sich Dogmatisch und uneinsichtig. Das kann nicht funktionieren. Leidtragende ist die Mannschaft. Eine Mannschaft, die für 96 steht. Für die ganze Stadt. Die begeisternden Fußball mit Herz und Leidenschaft zeigen kann. Die hat mehr verdient, als das Theater auf beiden Seiten.
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