Hannover – Hannover 96 tritt am Samstag beim 1. FC Nürnberg an. In der Bundesliga wartet der „Club“ seit Herbst 2010 auf einen Sieg gegen die „Roten“. Vor dem Spiel sprechen wir mit Club-Fan Steffen. Dabei geht es auch um den Genuss Bundesliga.
Steffen ist seit vier Jahren Fan des 1. FC Nürnberg. Auf Twitter informiert er über Neuigkeiten rund um seinen Lieblingsverein. Erste journalistische Erfahrungen sammelte er zum Beispiel für das Portal fussball.news.
Zunächst einmal herzlich Willkommen zurück in der Bundesliga. Wie fühlt es sich an?
Es ist schon ein sehr tolles Gefühl, sich auf einem komplett anderen Niveau beweisen zu dürfen. Die Zweitliga-Tristesse haben wir zum Glück nun überwunden und dürfen uns zumindest für ein Jahr an der Bundesliga erfreuen. Es ist richtig schön, regelmäßig große Namen im Club-Stadion begrüßen zu dürfen
0:1 in Berlin, 1:1 gegen Mainz und in Bremen. Ihr seid punktgleich mit 96 in die Saison gestartet. Wie zufrieden bist Du?
Ich bin da zweigeteilt. Auf der einen Seite muss man dieser komplett bundesligaunerfahrenen Mannschaft Zeit zur Entwicklung geben, aber genauso müssen wir schon jetzt zum Saisonstart stark punkten. Denn zum Ende der Hinrunde warten reihenweise die große Namen. Dass es ein sehr schwerer Kampf werden würde, war erwartbar. Ich persönlich genieße einfach das Jahr in der Bundesliga, unabhängig vom Ausgang.
In Bremen fiel der Ausgleich erst in der Nachspielzeit. Spricht das für euren Willen?
Dieser Wille und allgemein der soziale Zusammenhalt in unserer Mannschaft ist riesengroß. Das wurde auch von Spielern, Trainern und Funktionären nach dem Aufstieg immer wieder betont. Ich glaube, dass es innerhalb der Mannschaft funktioniert, die Abläufe stimmen und somit mehr erreicht werden kann.
Eure Gegentore fielen bisher alle zwischen Minute 25 und 30. Dafür waren die zweiten 45 Minuten stets besser. Warum braucht der Club diese Anlaufzeit?
Ich glaube, dass man das schon auf die wenige Erfahrung in der Bundesliga zurückführen kann. Die Mannschaft startet immer euphorisiert und lässt dann vielleicht im Kopf einen kleinen Ticken nach. In der Bundesliga wird das dann eiskalt bestraft. Danach ist es aber schön zu sehen, dass sich die Manschaft immer wieder gefangen hat und noch zwei Punkte gegen gestandene Bundesligisten geholt hat.
Finanzvorstand Michael Meeske folgt nun doch dem Lockruf aus Wolfsburg. Worin liegen die Gründe und wie schwer wiegt sein Abgang für den Club?
Ich finde es unglaublich schade, dass Michael Meeske den Club verlässt. Meeske selbst nennt als Hauptgrund die kürzere Distanz zur Familie. Er war während seiner Zeit beim FCN maßgeblich daran beteiligt, dass der Club den totalen Zusammenfall vermieden hat. Natürlich hätte es vielleicht auch jemand anderes geschafft, aber er war es nun mal, der uns aus dieser finanziell sehr, sehr schwierigen Lage vorerst gerettet hat. Wir werden in diesem Jahr erstmals wieder positive Zahlen schreiben können und von unseren rund 20 Millionen Euro Verbindlichkeiten Teile abzahlen können.
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Für euch geht es diese Saison nur um den Klassenerhalt, stimmst du da zu und gelingt euch das?
Für einen normalen Aufsteiger geht es immer nur um den Klassenerhalt. Vor allem wenn man so wie wir, extrem auf das Geld schauen musste bei mögliche Investitionen im Sommer. Außerdem haben wir vier Jahre in der zweiten Liga hinter uns. Da verliert man einfach komplett den Anschluss – auch weil der Fußball in der Zeit einen großen Boom durchmachte. Deswegen geht es einfach nur darum, in dieser Liga zu überleben. Aber wie schon oben gesagt, es ist für mich eher ein Genuss als ein Überlebenskampf.
Wie beurteilst du die bisherigen Leistungen von Hannover 96?
Ich glaube, dass ist für euch extrem wichtig war, die Nebenkriegsschauplätze, hier vor allem den Fanboykott, beiseite legen zu können. Ich glaube, dass das die Spieler sehr stark beschäftigt hat. Gemessen an den bisherigen Gegnern, ist der Start in der Bundesliga meiner Meinung nach sehr gelungen. Im DFB-Pokal – bei allem Respekt – löste man die Pflichtaufgabe. Von daher glaube ich, dass man bei euch sehr zufrieden sein kann.
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Was traust du der Breitenreiter-Elf diese Saison insgesamt zu?
Wie du ja bestens weißt, war ich vor der Saison in Bezug auf 96 eher skeptisch. Das lag auch an nicht mehr so guten Rückrunde in der vergangenen Saison. Damals war aber auch noch nicht geklärt, wie sich das Fan-Thema weiterentwickelt. Mittlerweile habe ich einen besseren Eindruck gewonnen, und habe das Gefühl, dass Hannover 96 mit einer soliden Mannschaft einen Mittelfeldplatz zwischen 10-13 gut erreichen kann.
Sportdirektor Horst Heldt hat zuletzt eine Berufung von Niclas Füllkrug in die Nationalelf gefordert. Stimmst du ihm zu und wie sehr hat dich sich seine Weiterentwicklung nach dem Wechsel vom Club nach Hannover überrascht?
Ich glaube, dass Horst Heldt grundsätzlich damit Recht hat, dass die Nationalelf einen körperlich starken Angreifer braucht. Bei Niclas muss man aber auch beachten, dass er nun erst eine richtig gute Saison hatte. Sollte er das bestätigen können und eventuell den Schritt zu einem internationalen Verein machen, kann ich mir gut vorstellen, dass die Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist. Schon während seiner Zeit beim Club, deutete er sein Potenzial mehrmals an. Da freut es mich sehr, dass er dies nun auch auf sehr guten Niveau zeigen kann. Mich freut es immer, wenn sich ehemalige Spieler gut entwickeln.
Ist er in deinen Augen auch der Schlüsselspieler des kommenden Gegners, oder auf wen müsst ihr außerdem besonders aufpassen?
Natürlich stehen die Stürmer immer im Rampenlicht. Aber beispielsweise Pirmin Schwegler, hat ebenfalls einen sehr großen Einfluss auf euer Spiel. Auch über die Außen verfügt ihr über eine hohe Qualität.
Was für ein Spiel erwartest du?
Ich glaube, dass es ein interessantes Spiel werden wird. Was ich an meinem Club dieses Jahr besonders mag, ist, dass er versucht mitzuspielen und mitzuhalten. Lange Bälle werden nur selten benutzt, flaches Passspiel soll zum Erfolg führen. Auch ihr werdet mit einer sehr guten Mannschaft antreten. So hat der Spielausgang vielleicht auch etwas mit Glück zu tun.
Zum Schluss bitte dein Ergebnistipp. Welchen Spielstand sehen wir nach Abpfiff auf der Anzeigetafel?
Ich tippe ehrlich gesagt nicht gerne, weil ich daran nicht gut bin. Aufgrund der Ausgeglichenheit dürften Kleinigkeiten ausschlaggebend sein. Von daher ist ein Tipp sehr schwierig, aber ich hoffe natürlich – auch mit der Fanbrille – auf den ersten Club-Sieg diese Saison.
Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!
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