Hannover – Die Interessengemeinschaft (IG) Pro Verein 1896 fordert auf ihrer Informationsveranstaltung am Dienstag eine deutliche Stärkung des Stammvereins von Hannover 96. Außerdem stellt Pro Verein eigene Pläne für die Zukunft des Vereins vor.
Stärkung des Breitensports
Geplant sei das Zwei-Säulen-Modell aus Verein und Profisparte zu erhalten. Gremien, einzelne Abteilungen und der Breitensport des Vereins sollen dagegen spürbar gestärkt werden. Notwendig sei dafür eine komplette Aufarbeitung und Bewertung der Vergangenheit und die Abwahl dreier Aufsichtsratsmitglieder.
Uneingeschränkte Befugnis für den e.V.
Mit zahlreichen Maßnahmen will Pro Verein 1896 den Verein an sich, besonders aber auch dessen Gremien stärken. Grundlage des Konzeptes sei, dass der Sportverein gemäß den geltenden Regularien der DFL, die Vertretungs- und Geschäftsführungsbefugnis der dem Verein gehörenden Hannover 96 Management GmbH uneingeschränkt innehaben muss.
Interesse des Vereins wahren
Deren Geschäftsführer müsse die Interessen des Vereins uneingeschränkt wahren“, erläuterte 96-Aufsichtsrat Ralf Nestler. Hannover 96 e.V. solle die Möglichkeit haben „mit Vernunft und im Einvernehmen mit den Gesellschaftern neue Lösungen für den Verein (zu) finden“.
Zwei-Säulen-Modell
Wie dies aussehen könnte, stellte Lasse Gutsch vor: „Basis des Konzepts bleibt das Zwei-Säulen-Model unter 50+1, sprich die Auslagerung der Profigesellschaft könne und solle nicht rückgängig gemacht werden. Der e.V. aber muss gestärkt werden und seine Rechte behalten. Die vorhandene Struktur mit der Management GmbH soll gelebt werden.“ Dies funktioniere aber nur gemeinsam: Verein plus Profifußball.
Mitgliederbeschlüsse müssen gelten
Die Beschlüsse der Mitgliederversammlung des Vereins müssten laut Robin Krakau von Pro Verein 1896 eingehalten und die Unabhängig der Vereinsgremien gewährleistet werden. Das bedeute auch, dass allen Aufsichtsratsmitgliedern alle Unterlagen und Informationen des Vereins zur Verfügung stehen müssen, was nicht der Fall sei. Hannover 96 -Aufsichtsrat Nestler verwies beispielhaft auf die Begründung des auch vom Vereinsvorstand gestellten Antrages auf eine Ausnahmegenehmigung bei der DFL und dem im Juli eingegangenen Ablehnungsbescheide der DFL.
Keine Alleingänge mehr
Zudem sei es dringend geboten, Interessenkonflikte zu vermeiden. Krakau „Bestes Beispiel: Herr Kind verhandelt mit Herrn Kind!“, und meint damit die bedingte Veräußerung der Anteilsmehrheit an der Hannover 96 Management GmbH, die Kind quasi im Alleingang beschlossen hatte. Der Verkaufspreis (12.750 Euro) dieser Anteile gilt als stark umstritten. Pro Verein hat hierzu durch eine renommierte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ein unabhängiges Gutachten erstellen lassen, welches den Wert dieser Anteile im zweistelligen Millionenbereich festsetzt.
Hauptamtlicher Vorstand für den e.V.
Außerdem fordert Pro Verein transparentere Entscheidungsprozesse. Um auch den Vorstand handlungsfähiger zu machen, schlägt Pro Verein die Schaffung eines hauptamtlichen Vorstandspostens vor.
Schaffung einer Fanabteilung
Um mehr Einnahmen zu generieren und damit den Stammverein zu stärken, wolle Pro Verein eine „Fanabteilung“ ins Leben rufen, die neben den übrigen Mitgliederabteilungen agiert. Ziel: Die hohen Einnahmen aus dieser Sparte könnten aufgrund geringer Ausgaben dazu genutzt werden, andere Abteilungen im Verein finanziell zu unterstützen und den Breitensport zu stärken.
Mitgliederoffensive
Zudem wolle man die Gesamtmitgliederzahl im Verein spätestens bis 2025 auf 30.000 ausbauen. Steigende Mitgliederzahlen würden sich auch positiv auf die Verbundenheit mit Hannover 96 in Stadt und Region auswirken. Dies werde auch zu mehr Umsätzen im Merchandising-Bereich führen.
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Markenrechte
Mit einer Überarbeitung der Vergabe der Markenrechte könnten dadurch dem Verein zusätzliche Einnahmen entstehen. Zumindest dann, wenn der Verein die Rechte von der Hannover 96 Sales & Service GmbH & Co. KG zurückerhält. Um derartige Stärkungen der Vereinsgremien erreichen zu können vor allem aber um diese seit vielen Jahren bestehenden Streitpunkte unter den Mitgliedern endgültig beizulegen, sei eine Aufarbeitung der Vergangenheit unabdingbar.
Ende der Streitigkeiten
Wie dies geschehen könnte, erklärt Ralf Nestler: „Aufklären, Bewerten, Handeln!“. Beispielsweise müsste die Berücksichtigung stiller Reserven beim Anteilsverkauf geprüft werden. Ebenfalls bedürfe der 96-Grundlagenvertrag einer umfassenden Überarbeitung. Der Rückfall der Markenrechte sei derzeit nicht insolvenzfest. Trotz der Differenzen in der Frage 50+1, müsse Streit zukünftig vermieden und die geltende Rechtslage Grundlage allen Handelns sein. Das ginge durch die Beauftragung einer externen und unabhängigen Wirtschaftsprüfungs-und Rechtsanwaltsgesellschaft.
Überarbeitung der Satzung
Auch die Satzung des Sportvereins sei, wie die Rechtsstreitigkeiten der letzten Zeit belegen würden, noch zu ungenau und bedürfe dringend einer Überarbeitung. Ziel müsste es laut Pro Verein nun sein, die Kompetenzen der Mitgliederversammlung zu stärken, was nicht erfordere, den Vorstand die Handlungsfähigkeit zu nehmen. Das letzte Wort aber müssten die Mitglieder haben. Zudem sei der Minderheitenschutz zu gewährleisten. Krakau kritisiert, dass Minderheiten keine Möglichkeit hätten, mit Vereinsmitgliedern in Kontakt zu treten und verweist auf den aktuellen Aufruf zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung, über den die Antragsteller die Mitglieder des Sportvereins nicht direkt informieren könnten, obwohl jedes Mitglied dem mit Beitritt und Anerkennung der Satzung zugestimmt habe. Hannover 96 verwies nach Anfrage auf den Datenschutz.
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Verfehlungen Kinds
In seinem einleitenden Abriss ließ David Waack trotz allem die Erfolge unter Kinds Ägide(n) nicht aus. Dennoch kritisierte er besonders die jüngste Vergangenheit bei Hannover 96. Er zählt auf: widerrechtliche Abstimmungen auf den Jahreshauptversammlungen,Empfehlungs-charakter von Mitgliederbeschlüssen, die eigentlich bindend seien sollten, zerstrittene Investoren, Ablehnung des Antrags auf 50+1. Vor allem habe Martin Kind seinen eigenen Ansprüchen nicht genügen können, denn auch er habe an den aktuellen Regelungen mitgearbeitet. Zuletzt konnte Pro Verein in Person von Waack einen Gerichtserfolg gegen die Abstimmungsmethoden auf der vergangenen Jahreshauptversammlung erreichen: Zukünftig müsse bei einem Antrag auf geheime Abstimmung nicht der Versammlungsleiter, sondern die Mitgliederversammlung entscheiden. Außerdem sei das sogenannte Subtraktionsverfahren zur Auszählung korrekt anzuwenden.
Erweiterung des Sportangebots
Den Weg neue Sportarten in den Verein aufzunehmen, wolle man fortsetzen. Das Projekt „Fortuna 96“ lehnt man allerdings deutlich ab. Stattdessen möchte man sich für eine Aussöhnung von Hannover 96 und einen allgemein fairen Umgang mit anderen Vereinen in Stadt und Region einsetzen. Dies sei in der Vergangenheit nicht der Fall gewesen.
Profisponsoren auch im e.V.
Auch gebe es seitens Pro Verein 1896 die Überlegung „Gemeinsame Sponsoren für beide Säulen im Verein“ zu schaffen. Damit wären Profis sowie Amateure und Breitensport auch hier verbunden. Dies könne konkret so aussehen, referierte Lasse Gutsch, dass Sponsoren mit einer Summe X (genannt wurden beispielsweise 2-3 Prozent des Gesamtsponsorings) den Sportverein unterstützen. Dies werde helfen die Sparten zu unterstützen, aber auch Schulden des e.V. abzubauen.
Höchste Verschuldung der Vereinsgeschichte
Durch den Neubau des Vereinszentrums ist der Stammverein aktuell mit ca. 6 Millionen Euro belastet. Dies entspricht der höchsten Verschuldung in der Vereinsgeschichte von Hannover 96. Derzeit generiere der Verein nur eine mittlere fünfstellige Summe aus Sponsoring und Spenden, ein hauptamtlicher Vorstand mit dieser Kernaufgabe, die auch ein Ex-Profi von 96 wahrnehmen könne würden beide Säulen stark profitieren.
„System-Kind“ als Problem
Abschließend beurteilt Krakau, dass eine strukturelle, wirtschaftliche und personelle Erneuerung unbedingt notwendig sei. Nicht Herr Kind sei ein Problem, sondern das System-Kind. Eine außerordentliche Mitgliederversammlung sei jetzt notwendig. Probleme seien zu lösen, wenn sie da sind. Konkret rufen die Initiatoren dazu auf, die Aufsichtsräte von Lintel, Beck und Schmidt abzuberufen und sofortige Neuwahlen durchzuführen.
Unterschriftensammlung kurz vor Abschluss
Es würden noch rund zehn Prozent der notwendigen Stimmen (rund 5% aller Vereinsmitglieder: Sowohl aktiv, passiv, als auch Fördermitglieder können den Antrag unterstützen) fehlen, um die Versammlung zu erwirken.
Pro Verein reicht allen die Hand
Zum Ende der Veranstaltung wendete sich der Moderator Dennis Ketels, an die kritischen Teilnehmer im Publikum: „Wir reichen jedem einzelnen Mitglied die Hand!“. Er lud alle Sparten damit ein, in den Dialog zu treten, um mögliche Ängste vor Budgetkürzungen oder Überstimmungen zu nehmen. „Schreiben sie uns eine E-Mail!“, lautete sein konkretes Angebot. Pro Verein konnte auf der Veranstaltung verdeutlichen, sehr konkrete Pläne für die Zukunft von Hannover 96 zu haben.
Ein Gastbeitrag von Patrick Schiller
Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!
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