Hannover 96 in Afrika (Teil 2): Mr. Abu Gbonda

Der Fanclub von Hannover 96 in Sierra Leone.
Der Fanclub von Hannover 96 in Sierra Leone.

Nachdem wir Euch im ersten Teil Michael Miezal aus Lemgo vorgestellt haben, seines Zeichens Mitarbeiter des Projekts „Intermission“, möchten wir heute direkt den Leiter des 96-Fanclubs in Sierra Leone zur Wort kommen lassen. Aus Gründen der Kommunikation haben wir das Interview für Euch ins Deutsche übersetzt. Liebe 96er, please welcome Mr. Abu Gbonda! 

Hallo Abu, wie geht es Dir? Stell dich unseren Lesern doch einmal kurz vor.
Hallo, mir geht es gut, obwohl ich nach wie vor etwas traurig bin, dass unser Hannover 96 zur Zeit nicht in der 1. Bundesliga spielt. Mein Name ist Abu Gbonda und ich stamme vom Sherbro-Stamm auf der Bonthe Insel, im Süden von Sierra Leone. Ich bin 45 Jahre alt und Vater von einem Mädchen und einem Jungen. Seit 11 Jahren bin ich nun Fan von 96.
Wie fing es mit Dir und Hannover 96 denn genau an? 

Ich hörte erstmals im Jahr 2010 durch eine Wette von Hannover 96. Ich wettete also auf 96 und gewann durch Glück eine gewisse Summe. Ich schaute erstmal im Internet, was es alles zu 96 zu wissen gab. Was ich fand, war mir sofort sympathisch. So kam ich darauf, auch eine Mitgliedschaft abzuschließen. Über den Verein bekam ich den Kontakt zu Michael Miezal. Er ist Mitarbeiter von „Intermission“ in Sierra Leone. Wir trafen uns eines Sonntagmorgens zum Kirchgang in Freetown (Hauptstadt von Sierra Leone, Anm. d. Red.). Kirche bedeutet für uns Gemeinschaft, aber auch Treffpunkt, um sich Hilfe zu geben und sich über alltägliche Dinge auszutauschen.

In der Folge wurde Michael für mich nicht nur zu einer Kontaktperson, sondern zu einem großen Bruder – auch für unseren Fanclub. Ein echter Freund und Förderer. Er war die ganzen Jahre für uns da und verlinkte uns auch mit anderen Fans, unter anderen mit Rolf-Uwe Harnisch vom Fanclub „Rote 12“. Danke Euch, Michael und Rolf-Uwe, für alles, was Ihr für den Fanclub und Sierra Leone tut! Das ist jenseits aller Vorstellungskraft.

Berichte uns doch mal vom Fußball in eurem Land. Für viele von uns ist es sicher ein unbekanntes Land.

Sierra Leone ist ein kleiner Staat in Westafrika und besitzt eine Einwohnerzahl von rund 7 Millionen Menschen. Jung und Alt pflegen einen großen Enthusiasmus für Fußball. Die Menschen sind sehr lebenslustig und respektvoll anderen gegenüber. Leider streuen unsere Politiker immer wieder Hass in die verschiedenen Regionen und Stämme, sodass das Land nicht als Einheit dasteht. Politische Gewalt ist ein Problem. Das andere ist der tägliche Hunger. Die alltäglichen Dinge und auch Wohnkosten sind sehr teuer. Die meisten Menschen können sich keine zwei warmen Mahlzeiten pro Tag leisten. Viele schaffen es nicht mal, sich alle sieben Tage in der Woche etwas zu essen zu leisten.

Lust auf noch mehr Hannover 96? Unsere 96-App für Android im neuen Gewand! Jetzt gratis holen & immer auf dem neuesten Stand bleiben: Zur App "96 News" | 96Freunde auf Instagram folgen: Hier geht's entlang!

Der Fanclub in Sierra Leone zählt mehr als 400 Mitglieder
Welchen Stellenwert besitzt Fußball angesichts solcher Lebensumstände bei Euch?
Jung und Alt lieben Fußball und füllen die sogenannten „Cinemas“ während der Übertragungen am Wochenende. Sie schließen Wetten ab und während der laufenden Saison ruht sogar die Gewalt auf den Straßen. Besonders für unsere Jugend stellt Fußball etwas Großes dar, das ihnen Träume und Hoffnung gibt. Mein Plan ist es, ein Projekt zu entwickeln, das mit Hilfe des Sports die Kids von der Straße und aus der Kriminalität holt. Die Spieler in unserem Fanclub sind aber nicht nur vor dem Fernseher begeistert, sondern haben selber einige Teams angemeldet und nehmen an Wettbewerben teil. Viele träumen davon, eine Chance in Europa, Deutschland oder sogar bei Hannover 96 zu bekommen. Und sie sind tatsächlich gut und gewinnen viele ihrer Spiele!
Fußball als Chance auf ein besseres Leben, das klingt super!
Ja, absolut! In meinem Team, das ich betreue, gibt es einige wirklich talentierte Spieler, die hart für ihren Erfolg arbeiten. Überhaupt bringt Sierra Leone immer wieder gute Kicker hervor. Das Problem ist nur, dass es niemanden im Land gibt, der mal richtig in den Fußball investiert. Momentan habe ich drei junge Spieler, die auch für internationale Scouts interessant wären. Mein großer Traum ist es, dass sie mal bei Hannover vorspielen dürften.
Wieviel Mitglieder hast du denn im Fanclub? Kommen alle nur aus der Hauptstadt Freetown?
Zur Zeit haben wir mehr als 400 Mitglieder, die aus allen Ecken des Landes stammen. Wir schauen so oft wie es geht alle möglichen Spiele aus den großen internationalen Ligen und natürlich von Hannover 96. Die Spiele laufen als Livestreams in den vielen kleinen Bars, oder man schaut sie in den Cinemas.
Auf den Fotos, die man bei Facebook finden kann, sieht man glückliche Menschen mit den Trikots und Schals unseres Vereins. Es ist immer noch schwer zu glauben, dass 96 auch in einem kleinen Land in Afrika so gefeiert wird.
Immer wenn uns Michael besucht, bringt er einen großen Koffer voller Shirts und Bälle von Hannover mit. Der Tag, an dem er das erste Mal solch eine Tasche öffnete, wird mir ewig im Gedächtnis bleiben! Er hatte mir ein persönliches Geschenk mitgebracht, ein braunes Trikot mit Unterschriften! Ich danke Michael und Rolf-Uwe für ihre Großherzigkeit!
Wer sind denn die Lieblingsspieler, die am meisten von Euch gefeiert werden?
Die meisten Fans schwärmen für Didier Ya Konan und Steve Cherundolo.
Einmal für Hannover 96 spielen - der Traum vieler Kinder im Fanclub
Einmal für Hannover 96 spielen – der Traum vieler Kinder im Fanclub
Unser Team liegt zur Zeit auf Platz vier in der 2. Bundesliga und will diese Saison unbedingt aufsteigen. Meinst Du, das könnte klappen?
Meine Vorhersage ist der zweite oder dritte Platz. Hannover könnte es endlich zurück in die 1. Bundesliga schaffen!
Meine letzte Frage ist eher auch ein Aufruf an alle 96-Fans: Michael Miezal hatte von Deinem Wunsch erzählt, eines Tages mal nach Hannover kommen und ein Spiel im Stadion verfolgen zu können… Dazu gibt es sogar eine Spendenaktion, richtig?

Genau, seit circa einem Jahr läuft eine Aktion bei „Go Fund Me“, die mein Freund und Bruder Rolf-Uwe Harnisch ins Leben gerufen hat. Einige Menschen haben dafür Geld eingezahlt, wofür ich ihnen sehr dankbar bin. Ich bete zu Gott, dass er es ihnen vielfach zurückzahlt! Bereits zweimal hatte ich ein Visum besorgt, aber es fehlte immer noch Geld für das Flugticket. Vielleicht klappt es ja mit der Hilfe von 96freunde.de und Euren Lesern, Steven, ich danke Dir für Deine Möglichkeit!

Hier ist der Link dazu:
Helft Abu dabei, das erste Mal in seinem Leben nach Hannover zu kommen und ein Spiel live im Niedersachsenstadion zu erleben! Wenn Ihr ihm und dem Fanclub Wertsachen spenden wollt – z.B. Trikots, Shirts, Schals oder einfach nur Kleinigkeiten von 96 – dann schreibt mir (stevenelpogo1@web.de), 96Freunde-Leiter Henrik (henrik-jonathan.zinn@gmx.de) oder Michael (Michael.Miezal@inter-mission.de) einfach eine Mail. Wir sorgen dann dafür, dass
unsere Fans in Sierra Leone zu ihrem Glück kommen!

Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!

Lust auf noch mehr Hannover 96? Die kostenlose 96-App für Android holen: Zur App "96 News" | 96Freunde auf Instagram folgen: Hier geht's entlang!

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.