Hannover kriselt – Deshalb braucht der Verein seine Anhänger mehr als je zuvor

Himmel und Hölle liegen oft nah beieinander – aus niedersächsischer Sicht sogar zu nah. Am Sonntag erlebte man den absoluten Traumstart, Bobby Wood erzielte nach 22 (!) Sekunden den Führungstreffer gegen die hoch gehandelten Gladbacher. Was darauf folgte, ist wohl die Definition einer Klatsche…

Anstatt als strahlender Sieger nach Hannover zurückzukehren, dürften sich die Profis von Hannover 96 derzeit im Tal der Tränen befinden. Einen 1:0 Vorsprung derart zu verspielen gelingt nicht vielen Teams. Im gesamten Internet hagelt es Kritik, über die genauen Gründe des Misserfolgs wird jedoch oftmals nicht sachlich diskutiert. Zu oft gerät die Führungsriege in den Fokus, doch ist dies berechtigt?

Hannovers Hintermannschaft gleicht einem Trümmerhaufen
Wir wollen definitiv keinen Sündenbock für die derzeitige Situation ausmachen, es jedoch  nicht zu übersehen, dass Hannovers Probleme in der Hintermannschaft entstehen. Nicht nur, dass die Angreifer vergebens auf verwertbare Zuspiele aus den Hinterreihen warten müssen, es sind vor allem die individuellen Nachlässigkeiten, die 96 das Genick brechen. Derzeit befinden sich 9 Verteidiger im Kader der Roten, schuldfrei kann sich hierbei niemand sprechen (außer natürlich der verletzte Timo Hübers). Die in Gladbach spielende Viererkette, bestehend aus Ostrzolek, Anton, Elez und Korb, war zwar körperlich anwesend, der nötige Biss war aber nicht zu erkennen. Wir unterstellen keinesfalls, dass die Spieler nicht alles versuchen, allerdings reicht die Qualität aktuell einfach nicht aus.

In dieser Saison meist einen Schritt zu spät – 96 Kapitän Waldemar Anton

Bestes Beispiel für das eher suboptimale Abwehr-Management der letzten Transferperiode ist der Transfer von Kevin Wimmer. Über den Österreicher sagte André Breitenreiter im Sommer: „Neben seinen sportlichen Qualitäten hat uns Kevin bei unserem Treffen in England auch charakterlich überzeugt. Er hat richtig Bock auf unseren Fußball, möchte bei 96 Verantwortung übernehmen und zu alter Leistungsstärke finden“.
Aktuell würde er eine solche Aussage wohl nicht tätigen – Wimmer hängt seinen sportlichen Bestleistungen meilenweit hinterher und in seinen letzten Einsätzen hat er nicht wirklich das Bild vermittelt, als würde er unbedingt zum Führungsspieler reifen wollen. Aktuell ist er nur ausgeliehen, dass 96 die Kaufoption, welche im zweistelligen Millionenbereich liegt, ziehen wird, scheint derzeit eher unrealistisch.

Fehlender Impulse in der Offensive
Wie eingangs bereits erwähnt, bekommen die Stürmer kaum Unterstützung aus den hinteren Reihen, dennoch müssen wir auch sie in die Pflicht nehmen. In der abgelaufenen Saison waren Hannovers Angreifer dafür bekannt, dass sie über die volle Distanz ackerten, egal ob nach vorne oder nach hinten – derzeit kann man von solchen Eigenschaften nur träumen. Sicherlich hat man mit Martin Harnik einen unermüdlichen Kämpfer verloren, dennoch hat man sich einen so großen Leistungsabfall nicht vorhersehen können. Allen voran die Form von Niclas Füllkrug lässt die Fans, die Verantwortlichen, aber garantiert auch ihn selbst verzweifeln. Fülle wartet seit über 400 Minuten auf ein Erfolgserlebnis, die Torflaute ist jedoch nicht das einzige Manko. Sein gesamter Spielstil wirkt behäbig und man sieht ihm an, dass sein Selbstbewusstsein schwindet. Ich glaube ganz Hannover würde keinem Spieler ein Tor mehr gönnen!

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Niclas Füllkrug findet nicht zur alten Stärke zurück – das dringend benötigte Erfolgserlebnis lässt noch auf sich warten

Aber auch Neuzugang Bobby Wood ist nicht die erhoffte Verstärkung. Zwar war er bereits dreimal erfolgreich, bis auf seine Treffer strahlt er für einen Angreifer jedoch relativ wenig Gefahr aus. Auch in Sachen Spielübersicht und Ballverarbeitung gibt es in seiner preislichen Klasse besser Spieler. Der 26-jährige steht derzeit noch bei Hamburg unter Vertrag, ob Hannover die Kaufoption zieht, sollte zumindest gut durchdacht werden.


Hannovers Transferpolitik

Die Transferpolitik von Hannover 96 ist aktuell wohl der größte Kritikpunkt in den sozialen Netzwerken. Die Tatsache, dass aktuell der teuerste Kader der Vereinsgeschichte aufläuft, heizt die Diskussion zusätzlich an. Dass die Anhänger mit den Transfers von Wimmer, Haraguchi, Asano und Wood nicht vollends zufrieden sind, ist absolut verständlich – es ist jedoch kein Anlass, zum Rundumschlag gegen Manager Horst Heldt auszuholen. Es gibt schließlich auch genug Gegenbeispiele: Wer hätte beispielsweise gedacht, dass der ehemalige „Skandalprofi“ Walace so perfekt einschlägt? Wir zumindest nicht. Wie wichtig der Brasilianer geworden ist, hat sein Fehlen in Gladbach gezeigt. Ohne den Defensivallrounder  läuft derzeit nichts mehr, die gezahlten 6 Millionen Euro sind ein wahres Schnäppchen.

Zweites Beispiel ist Youngstar Florent Muslija. Der 20-jährige kam von Drittligist (!) Karlsruhe und war in den ersten Spielen eine absolute Bereicherung (bereits zwei Treffer in 149 Spielminuten). Die meisten Manger von Bundesligisten schauen sich nicht einmal in der dritten Bundesliga um.
Es steht außer Frage, in der Winterpause muss sich personell etwas verändern – wir sind uns sicher, Horst Heldt wird bereits einige gute Kandidaten auf dem Zettel haben.

Die Kritik am Coach…
Auch die Kritik an Trainer André Breitenreiter wird immer lauter, teilweise wird sogar sein Rauswurf gefordert. An dieser Stelle muss man sich fragen, ob der reine Frust aus den Kritikern spricht, oder ob die Erwartungen an einen Trainer ins unermessliche steigen…
Natürlich läuft es derzeit nicht rund und das Spiel von 96 ist komplett zerfahren, dies jedoch am Trainer festzumachen, ist absolut belanglos. Immer wieder betonen die Spieler, wie gut die interne Stimmung ist und mit welchen Qualitäten Breitenreiter das Geschehen leitet.
96-Anhänger Paule Riewald hat diesbezüglich einen Kommentar veröffentlicht, dem wir uns zu 100 Prozent anschließen können…

Leute, kommt wieder runter. Sicherlich ist der Tabellenstand, die Spielweise, die Form einiger Spieler usw. usw. nicht so, wie es die meisten haben möchten.
Nur bei vielen Kommentaren bekomme ich einen Hals. 
Wenn es so viele angebliche Trainer und Manager hier gibt, dann frage ich mich, warum die Einschreibliste an der Sporthochschule Köln nicht schon 200m lang ist.
Jeder kann seine Meinung haben und auch äußern. Nur sollte man doch vom Fach sein. Ich hab noch nie erlebt, dass ein Tischler einem Banker sagt, was er zu machen hat…
Also Leute, es ist wie es ist. Nur lasst die Verantwortlichen ihren Job machen und macht ihr euren…
Forderungen wie 6 neue Spieler, MK und Breite weg usw. entspringen entweder krankhafter Denkweise oder mittelschwerer Hilflosigkeit.
Weder die Mannschaft noch die Verantwortlichen sind momentan zufrieden oder wollen absteigen. Nur lasst sie bitte in Ruhe weiter arbeiten und haut nicht mit unterirdischen Kommentaren noch auf sie ein.
Es wird sich etwas tun und der Abstieg wird kein Thema sein.
In diesem Sinne: “ Niemals allein“

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Es ist jedem bewusst, dass es zahlreiche Baustellen sind, die man gleichzeitig bearbeiten muss – jetzt aber zusätzliche Hektik reinzubringen, durch unzufrieden Anhänger und Panikmacherei, ist absolut kontraproduktiv. Wir sind überzeugt von den Qualitäten der Spieler und der Vereinsführung, dass man bei einer solchen Negativserie seinen Unmut zeigt ist aber völlig berechtigt. Dennoch braucht der Verein seine Anhänger in einer solchen Situation mehr denn je! In diesem Sinne, wir wollen alle das beste für Hannover 96, also lasst uns an einem Strang ziehen.

 

Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!

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