Freiburg-Fan Sven: „Die Ignoranz von Martin Kind überrascht mich.“

Die Freiburger Fans hoffen gegen 96 auf weitere Treffer ihrer Doppelspitze

Hannover – Am Mittwoch reist Hannover 96 zum SC Freiburg. Es ist Englische Woche in der Fußball-Bundesliga. Mit Sportclub-Fan Sven führen wir das Faninterview. Dabei lernen wir vieles über das schwere Jahr nach einer guten Saison.

Freiburg-Fans wollen gegen 96 feiern. Foto: Tobias Schwarz/AFP/Getty Images.

Freiburg ist anders

Stell dich doch bitte den Lesern kurz vor. Wer bist du und was machst du? Wie entstand dein Liebe zum Sportclub?

„Tagsüber Online Marketing, abends drei verrückte Weiber“, das steht in meiner Twitterbio. Und das trifft es eigentlich genau. Ich moderiere den Füchsletalk, den monatlichen Podcast zum SC Freiburg auf meinsportradio.de. Außerdem schaue und berichte ich noch viel über Eishockey und Ringen. Zum SC kam ich durch die übergeordneten Werte, für die der Verein steht. Die Ruhe, mit der gearbeitet wird, dass ein Trainer nicht bei einem Abstieg automatisch der Sündenbock ist. Dass man schon in den Neunziger erkannte, wie wichtig eine professionelle Jugendarbeit ist. Bei vielen führen all diese Dinge zu Sympathien für den SC, aus mir machten sie einen Fan und Vereinsmitglied, der trotz 200 Kilometer einfacher Fahrt viele Jahre eine Dauerkarte besaß.

Ihr habt erst zwei Punkte holen können. Am Sonntag gab es ein 0:4 in Leverkusen. Was läuft derzeit falsch?

Es fehlt momentan im Spiel nach vorne das Tempo und Überraschungsmoment. Es ist kein Spieler da, der die 1:1-Situationen gewinnen oder auflösen kann. Dadurch ist das Angriffsspiel zu statisch. Ja, es wurden neue Spieler geholt. Freiburg muss allerdings in Nischen suchen, wo man dann eben auch Spieler findet, denen wahlweise die Praxis oder die Physis oder eben beides fehlt. Hinzu kommt, dass das Spiel gegen den Ball unter Christian Streich extrem gut organisiert ist und vieler Automatismen bedarf. Dafür brauchen die Neuzugänge Zeit. Zeit, die sie beim SC bekommen, die sich aber in der Tabelle negativ niederschlägt.

Wie zufrieden bist du mit den getätigten Transfers?

Über den Transfermarkt in diesem Sommer ließe sich eine eigene Abhandlung schreiben. Da geht dann ein unbekannter junger Tüke wie Cengiz Ünder, mit dem der SC schon sehr weit war, auf einmal für 13,4 Millionen zum AS Rom. Die Nischen werden immer schwieriger zu finden sein, denn selbst, wenn der Verein die Ablöse zahlen kann, ist immer noch darauf zu achten, dass er sich das Gehaltsgefüge nicht ruiniert. Insofern hat man mit Philipp Lienhart, Bartosz Kaputska, Marco Terrazzino, Yoric Ravet und Ryan Kent wohl das Optimum herausgeholt. Nicht zu vergessen die nun fest verpflichteten Florian Niederlechner und Pascal Stenzel.

„Das wird ein schweres Jahr“

Wie ärgerlich war aus deiner Sicht das Ausscheiden in der Europa League Qualifikation?

Sportlich war es extrem ärgerlich, weil es einfach unnötig war, wenn man bedenkt, dass Petersen im Hinspiel einen Elfer verschoss. Mit Perspektive auf den für diese Saison zu erwartenden Abstiegskampf muss ich aber gestehen, dass der Schmerz nur sehr kurz anhielt.

Was für eine Saison erwartest du? Wohin wird die Reise gehen?

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Es wird ein verdammt schweres Jahr. Mit den Abgängen von Grifo und Philipp ging das offensive Herz des Teams. Mit den Aufsteigern Stuttgart und Hannover kamen Teams in die Liga, die in der finanziellen Nahrungskette vor dem SC stehen, so dass wir nun wieder das Armenhaus der Liga sind. Jeder Platz über Platz 16 wäre ein großer Erfolg.

In Hannover herrscht zwischen Führung und Fanszene ein Streit. Wie beurteilst du die Situation aus der Ferne?

Aus der Ferne erstaunt mich, dass dies gerade jetzt so eskaliert. Spätestens nachdem die Sonderregelung für Kind und Hopp geschaffen wurde, war absehbar, dass der Verein von ihm übernommen werden wird. Noch mehr erstaunt mich aber die Ignoranz, mit der Martin Kind auf die Proteste reagiert. Die Haltung „Fans haben das Team zu unterstützen…“ lässt sich ja wunderbar fortsetzen mit „..und ansonsten den Mund zu halten“.

Wie stehst du persönlich zu 50+1?

Ich würde mir wünschen, dass 50+1 abgeschafft wird. Nicht weil ich es für falsch halte, aber weil es längst durch jede Menge seltsame Ausnahmeregelungen ausgehöhlt wird. Zumal es ja noch ein paar Romantiker bedienen mag, dass es in erster Linie um den Sport geht, aber mit der Realität hat dies längst nichts mehr zu tun. Man hält also an einem Zustand fest, von dem man weiß, dass er rechtlich nicht haltbar ist, um den Fans zu zeigen, dass man auf ihrer Seite sei, was man längst nicht mehr ist. Erstaunlich, dass da immer noch so viele darauf reinfallen.

„Martin Kind fehlt das Verständnis für Fans“

Wie wird Martin Kind bei euch beurteilt?

Martin Kind wirkt, wie so viele erfolgreiche Wirtschaftsmenschen im Sport nach all den Jahren noch nicht beim Fußball angekommen. Es scheint, als wolle er permanent hören, wie toll er ist, und was er tut. Mag sein, dass er diese Form der Rückmeldung täglich in seiner Firma und von Horst Heldt gewohnt ist, aber so funktioniert der Fußball nicht, so funktionieren Fans nicht. Zumindest nicht in Vereinen, die auf eine gewachsene Historie zurückblicken können.

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An ihm scheiden sich die Geister: 96-Klubchef Martin Kind Foto: pixathlon/pixathlon/SID/Oliver Behrendt.

96 ist sehr gut gestartet. Was traust du ihnen im Laufe der Saison zu?

Ich hoffe doch sehr darauf, dass 96 im Laufe der Saison noch die Rolle einnimmt, die ich ihnen vor der Saison zugetraut habe – einen der Plätze hinter dem SC einzunehmen.

Deine Botschaft an die 96-Fans?

Die Botschaft kann nur sein: „Entschuldigung für den grausigen Gästeblock. Im neuen Stadion wird alles besser. Versprochen!“

Wenn du dir einen Spieler aus Hannover aussuchen könntest, welchen würdest du wählen und warum?

Ihlas Bebou wäre der Spieler meiner Wahl. An dem war der SC nämlich auch dran, bis eben Hannover kam und wohl zwei Hörgeräte mehr bot.

Sorgte mit dem 2:0 für die Entscheidung gegen den HSV: Ihlas Bebou. Foto: Selim Sudheimer/Bongarts/Getty Images.

Wie geht das Spiel am Mittwoch aus? Dein Tipp, bitte.

Bei allem Respekt vor Eurer bisherigen Leistung, aber es bleibt ein Heimspiel gegen einen Aufsteiger. Und die muss man gewinnen, wenn man die Klasse halten will. Mir würde ein dreckiges 1:0 vollkommen reichen.

 

Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!

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2 Kommentare

    • Nach dem Fan vom Kühne SV kann ich gar nicht erwarten von den AGlern aus Dortmund oder den Traditionalisten aus Leipzig zu erfahren wie gefährlich Kind für unseren Sport ist.

      Wie wär's auch noch mit Beiträgen aus Leverkusen oder Wolfsburg? 

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