Das steckt hinter dem Banner in der Nordkurve

Werden Martin Kinds Pläne bereits in der kommenden Woche durchkreuzt? Foto: Martin Rose/Bongarts/Getty Images.

Hannover – Während des Spiels gegen den BVB (4:2) hängt am Samstag im Oberrang der Nordkurve ein rätselhaftes Banner. In Richtung lokaler Presse richtet sich der Vorwurf, über beim Landgericht Hannover anhängige Verfahren in Bezug auf Hannover 96 bewusst nicht zu berichten. Das steckt dahinter.

Friede, Freude, Eierkuchen?

Martin Kind spricht in Bezug auf die Gesellschafter von Hannover 96 gern vom „Hannover-Modell“. Dabei geht es vor allem darum, dass nur lokale Investoren bei dem Bundesligisten tätig sind. Damit einhergehend wird stets eine Verbundenheit mit der Region Hannover und besonders auch untereinander betont. Entspricht das denn überhaupt den Tatsachen?

Volle Unterstützung für Kind?

Das Verhältnis zwischen Martin Kind und Dirk Roßmann auf der einen sowie Gregor Baum und Matthias Wilkening auf der anderen Seite gilt bestenfalls als abgekühlt. Die Einigkeit untereinander muss daher aber nicht nur deshalb ernsthaft in Zweifel gezogen werden. Nicht alle Gesellschafter sind mit dem jetzt eingeschlagenen Kurs von Kind einverstanden. Das ist rund um den Maschsee ein offenes Geheimnis. Besonders die Pläne des Klubchefs, die alleinige Kontrolle über den Profifußball zu übernehmen, stoßen im Kreise der anderen Investoren immer mehr sauer auf.

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Das Konstrukt Hannover 96

  • Hannover 96 GmbH & Co. KGaA: Hierbei handelt es sich praktisch um das Profifussball-Unternehmen. Die Firma ist seit 1999 auch Lizenznehmer bei der Deutsche Fußball-Liga. Zu ihr gehört auch das neue Nachwuchs-Leistungs-Zentrum in der Eilenriede. Geschäftsführer sind Martin Kind und Björn Bremer.
  • Hannover 96 Sales&Service GmbH & Co. KG: In dieser Gesellschaft sind die Investoren mit ihren Anteilen vertreten (Martin Kind: 52,73 Prozent, Dirk Roßmann: 19,76 Prozent, Gregor Baum: 16,11 Prozent, Matthias Wilkening: 11,4 Prozent). Die Sales&Service hält 100 Prozent der Anteile an die Profigesellschaft. Die Gesellschaft ist als Dienstleister für das Profifussball-Unternehmen tätig. So ist sie zum Beispiel zuständig für Merchandising und Ticketing. Geschäftsführer sind Martin Kind und Björn Bremer.
  • Hannover 96 Management-GmbH: Diese Gesellschaft war bisher das Bindeglied zwischen Verein und Profifussball. Sie ist außerdem die persönlich haftende Gesellschafterin der KGaA. Die Management-GmbH befindet sich zu 100 Prozent in Vereinsbesitz. So ist die 50+1-Regel in Hannover formell erfüllt. Geschäftsführer ist Martin Kind. Der Verkauf von 51 Prozent der Anteile an Martin Kind wurde in diesem Jahr von der Vereinsführung beschlossen und vom Aufsichtsrat mit 3:2-Mehrheit Ende Juli genehmigt. Der Verkauf an den 73-Jährigen kann allerdings erst nach Erteilung einer Ausnahmegenehmigung von der DFL erfolgen. Denn dadurch wäre die 50+1-Regel in Hannover abgeschafft.

Klage gegen Kind?

So sollen mehrere Klagen aus dem Gesellschafterkreis gegen den Klubchef anhängig sein. Knackpunkt sei die angestrebte alleinige Übernahme der Management-GmbH durch den Hörgeräteunternehmer, heißt es hierzu aus dem Umfeld von Hannover 96. Denn Kind würde zwar das alleinige Sagen haben, bezahlen müssten die Zeche aber hinterher die Gesellschafter. Denn im Gegenzug zu dem Verkauf von 51 Prozent der Anteile wurden dem Verein kräftige Zugeständnisse gemacht.

Zugeständnisse an den e.V.

„Die tatsächlichen und wirtschaftlichen Vorteile für den 96 e.V. überwiegen weit und beträchtlich den Verzicht auf das Mehrheitsstimmrecht in der Management GmbH. Der Verein erhält durch eine Ergänzung des bestehenden Grundlagenvertrages, Patronatserklärung und Fördervereinbarung ein stabiles wirtschaftliches Fundament für die Zukunft“, ließ Hannover 96 Ende Juli per Pressemitteilung wissen. Außerdem geht es um eine Patronatserklärung der S&S in Höhe von 5 Millionen Euro und eine über 20 Jahre lang jährliche Spende von 75 000 Euro, insgesamt also 1,5 Millionen Euro.

Platzt nächste Woche die Bombe?

Eine (Vor-)Entscheidung könnte laut den uns vorliegenden Informationen bereits in der kommenden Woche erfolgen. Den eingereichten Klagen werden von Beobachterseite gute Chancen eingeräumt. Und genau auf diese Klagen wurde mit dem Banner am Samstag Bezug genommen. So könnte es einer der Mitgesellschafter tatsächlich schaffen, die Pläne von Martin Kind zur alleinigen Übernahme zu durchkreuzen. Eine Wendung, mit der man rechnen konnte.

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