
Lange Zeit war die Frage nach dem „Wann“ die dominierende Frage im noch jungen Jahr 2023, inzwischen ist es die Frage nach dem „Ob“. Nach einer überzeugenden Hinrunde verpatzten die Roten mit den Niederlagen gegen Kaiserslautern (1:3) und Pauli (0:2) den Start in die Rückrunde, doch auch im vergangenen Jahr startete man erst nach dem dritten Spieltag durch – die Pferde im schwarz-weiß-grünen Rennstall blieben ruhig. Doch nur vier Wochen später sieht die Situation gänzlich anders aus und Hannover 96 wird in Bayern zum Krisenduell gebeten.
Gegen Paderborn (3:4) und Magdeburg (1:2) setzte es empfindliche Pleiten, auch beim 1:1 gegen Regensburg fehlte der erhoffte Funke. Jetzt ist es nicht mehr die Frage nach dem „Wann“, sondern nach dem „Ob“. Ob Hannover 96 die Kurve bekommt, wird sich am Sonntag zeigen. Ab 13.30 werden die Roten zum Krisengipfel gegen Greuther Fürth gebeten, der Tabellen elfte empfängt den neunten.
Beide Teams sind aktuell weit entfernt von Gut und Böse, aber insbesondere für die Gäste ist das viel zu wenig. Insgeheim hatten die 96er nach den ersten 18. Spieltagen in Richtung Aufstieg geschielt, jetzt ist man schlagartig in der Realität angekommen. Anstatt auf Tabellenplätze und Punkte zu achten, geht es jetzt vielmehr darum, den sportlichen Wendepunkt einzuleiten – im Idealfall gekrönt mit drei Punkten. Eine besondere Rolle kommt dabei dem neuen Hannoveraner Doppeljoker für kleeblättrige Angelegenheiten zu.

Die Rede ist von Trainer Stefan Leitl und Stürmer Havard Nielsen. Zusammen brachten sie sieben Jahre Fürth-Erfahrung an den Maschsee, höchste Zeit dieses Ass auszupacken. Leitl kennt den Großteil der Fürther Truppe, schaffte mit ihnen den Aufstieg und hat das taktische Kalkül der ehemaligen Weggefährten geprägt. Über 120 Spiele coachte er an der Seitenlinie, die Ausrichtung des Absteigers ist Leitl mehr als präsent. Im Hinspiel machte sich diese Vergangenheit bezahlt. Beim 2:1-Heimsieg stimmte der 45-Jährige seine Roten gut auf das Spiel schnelle Spiel der Kleeblätter ein, vor allem die Außenbahnen bereitete er gut auf Quartett Hrgota – Ache – Sieb – Abiama ein. Für den Auftritt am Sonntag ist mindestens die gleiche taktische Vorbereitung notwendig, denn Coach Alexander Zorniger saß bei der jüngsten Niederlage der Bayern noch nicht auf der Bank. Die Ausstrahlung von Dominanz auf der Trainerbank wird unverzichtbar sein, Stefan Leitl wird Knallgas geben müssen!
Knallgas geben muss auch Havard Nielsen. Der Stürmer hat zwar bereits sieben Saisontreffer und zwei Vorlagen auf seiner Habenseite, doch zuletzt lief er seiner Leistung arg hinterher. Sein letztes Erfolgserlebnis feierte der 29-jährige Anfang November gegen Düsseldorf, seither war tote Hose angesagt. Gegen seine alten Teamkameraden dürfte der Norweger besonders motiviert sein, insbesondere weil sein Wechsel monatelang für umstrittene Diskussionen im Fürther Umfeld sorgte. Stefan Leitl gewann den Kampf um seinen Liebling – ein Treffer am Sonntag kann diese Liebe neu entfachen. Der 14-fache Nationalspieler gilt im Sturm als gesetzt, in der Hoffnung auf die lange Zeit erwartete Belebung.

Verzichten muss Leitl hingegen auf die Dauerbrenne Derrick Köhn und Fabian Kunze, beide müssen eine Karten-Sperre absitzen. Für sie dürften Jannik Dehm und Enzo Leopold oder Max Besuschkow in die erste Elf rutschen. Motivation kann Hannover 96 aus dem 2:1-Hinspielsieg schöpfen, zudem dürfte die erwarteten 1.100 Roten aus der alten Messestadt im Sportpark Ronhof ein ordentliches Feuer entfachen – Respekt an jeden, der die knapp 1000 Kilometer lange Reise auf sich nimmt. Bringt drei Punkte mit!
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