Freitagabend, Flutlicht, volles Niedersachsenstadion. Beste Voraussetzungen, um die nächste Chance am Schopfe zu packen. Um 20.30 Uhr erwartet Hannover 96 die unbequemen Teufel vom Betzenberg. Unbequem werden sie auch auf unserem Geläuf aufspielen wollen, denn der 1. FC Kaiserslautern kämpft gegen den Abstieg.
Dass die Schrift auf dem Papier im Fußball nichts wert ist, haben uns spätestens die Spiele gegen den VFL Osnabrück (0:1) und Wehen Wiesbaden (1:1) gezeigt. So bringt es uns auch nichts, dass mit Kaiserslautern ein nächster abstiegsgefährdeter Verein auf dem Programmplan steht. Die elf Punkt Differenz (28 zu 39), dass 21 Tore bessere Torverhältnis (-9 zu +12) und die zehn Plätze bessere Platzierung (Tabellenplatz 15 zu 5) sind nichts wert.
Elementar wichtig ist es, dass wir zu unserem Spiel der ersten 47 Tage in diesem Jahr zurückfinden. In diesem Zeitraum schlug man Nürnberg, Rostock, den HSV, Greuther Fürth und holte einen Punkt gegen quirlige Elversberger.
Was uns in dieser Zeit ausgezeichnet hat, waren vor allem unsere offensiven Vorstöße. Dreizehn Treffer gelangen uns in jener Zeitspanne – durchschnittlich 2,6 Tore pro Spiel. In den jüngsten drei Duellen (0:1 gegen Osnabrück, 2:2 gegen Düsseldorf, 1:1 gegen Wiesbaden) ging diese Quote drastisch zurück. Mit durchschnittlich einem Treffer belegen wir in dieser Formtabelle nur Platz 15! Die Lauterer haben in dieser Spanne doppelt so oft eingenetzt.
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Umso wichtiger ist es, dass wir uns auf unseren Instinkt berufen – denn mit 46 Treffern stehen wir an für sich voll im Saft. Logisch wäre es daher, unseren zehn-Tore-Mann Cedric Teuchert zurück in die Startelf zu holen. Nach über vier Monaten. Nach seiner überstandenen Verletzung hätte ich ehrlicherweise schon gegen Wiesbaden mit seinem Startelf-Comeback gerechnet. Er kam nicht und es fehlte lange Zeit die Durchschlagskraft. Im Spiel gegen Lautern, die mit 50 Gegentreffern die löchrigste Defensive der Liga haben, braucht es seine Raffinesse im gegnerischen Sechszehner.
Persönlich würde ich die Doppelspitze auf mindestens einer Position umbauen – Nielsen würde ich am Samstag die Rolle des Edeljokers überlassen. Andreas Voglsammer, der uns in den letzten Wochen gleich mehrfach gerettet hat, würde ich im Übrigen nicht von Beginn an bringen. Spielerisch hätte er es sich allemal verdient, doch taktisch sind seine Wucht und Abschlussstärke in den Endzügen deutlich wertvoller. Gegen Wiesbaden haben wir alle erneut gesehen, dass die ausgelaugte gegnerische Defensive mit einem agilen Voglsammer nicht mehr mithalten kann. Gegen die angesprochene schwache Defensive ein legitimes und aussichtsreiches Mittel.
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In den eigenen Hinterreihen braucht es vor allem eins: Konzentration und Konsequenz. Viermal musste Ron Robert Zieler in den letzten 260 Minuten hinter sich greifen, dies entspricht 11,8 Prozent aller Gegentore der bisherigen Spielzeit. Die beiden Tore in Wiesbaden resultierten aus individuellen Fehlern, seit den Umbrüchen auf den Außenbahnen lassen wir uns zu leicht auseinanderzerren und zu viele Räume im Zentrum werden frei. Dann sind auch Bright Arrey-Mbi und Phil Neumann chancenlos.
Trotz der holprigen Verfassung steht ein erneutes Big-Point-Match an. Mit einem Sieg gegen die roten Teufel könnte Hannover 96 den Rückstand auf den HSV und Düsseldorf egalisieren – und im Optimalfall zwei Plätze in der Tabelle gutmachen. In erster Linie müssen wir dafür aber unsere Hausaufgaben machen und die Blicke nach links und rechts ausblenden. Zuletzt holte auch den großen HSV von 1896 das Syndrom des kleinen HSV ein: Steht viel auf dem Spiel und winkt ein Platz im Aufstiegskarussell, flattern die Nerven. Siehe Osnabrück und Wiesbaden. Wenn wir in der Doppelspitze neuen Schwung etablieren – vorzugsweise durch Teuchert – und einer potentiellen Veränderung im Mittelfeld gegenüber offen sind (z.B. Oudenne von Beginn an), rechne ich uns sehr gute Chancen aus. Der HSV hat an diesem Wochenende Wiesbaden zu Gast, die Fortuna trifft auf Osnabrück. Hier kann man schon einmal stolpern.
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