Niclas Füllkrug: „Schon ein bisschen Pipi in den Augen“

Der Ligabetrieb ruht, die Europameisterschaft ist in vollem Gange. Der 5:1-Auftaktsieg gegen Schottland hat die Euphorie im Land angekurbelt, sodass auch der Letzte mit Herzblut dabei sein sollte. Aus dem aktiven Kader von Hannover 96 ist bei der EM zwar niemand dabei, doch einen gewissen Anteil am DFB-Erfolg haben wir auch – in Person von Niclas Füllkrug. Und er ist es, der bei mir den ersten Gänsehaut-Moment verursacht hat.

Vorweg sei eins verraten: Ich bin in erster Linie Vereinsfan und meine Liebe für Hannover 96 ist absolut unantastbar. Unter normalen Umständen bin ich auch kein Freund von Länderspielpausen – doch wenn der Liga-Ball ruht, kann man mit einem Turnier sehr gerne das Sommerloch füllen. In meinem persönlichen Fall gibt es dann noch einen kleinen Haken: Da die Hälfte meiner Familie aus den Niederlanden stammt, bin ich in Sachen Nationalmannschaft ohnehin zwiegespalten. Und dennoch hat es der DFB geschafft, die ersten Emotionen in mir zu wecken.

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Passiert ist das in der 63. Minute, als die Nummer von „unserem“ Niclas Füllkrug auf der Anzeigetafel in München erstrahlte. Mit der Einwechslung für Kai Havertz ging aber nicht nur ein Traum für „Fülle“ in Erfüllung. Ich weiß von vielen 96-Fans, dass sie bei den ersten EM-Schritten von Füllkrug Gänsehaut bekamen. So war es auch bei mir der Fall. Der Grund ist ganz einfach: Füllkrug galt nie als Überflieger wie beispielsweise ein Musiala oder Wirtz. Er hat aber nie aufgesteckt, lässt sein Herz immer auf dem Platz und hat sich schlicht nach oben gekämpft. Ein Kampf, der jetzt belohnt wurde.

Mit dem, was dann folgte, hat aber niemand gerechnet. Nur fünf Minuten nach seiner Einwechslung ist Füllkrug im Sechszehner aufmerksam, schnappt sich einen von Gündogan vertändelten Ball und haut ihn mit dem rechten Schlappen in den oberen rechten Knick! Ein Schuss mit einer derartigen Power, dass ich ihn im ersten Moment gar nicht richtig realisiert habe. Ich rieb mir etwas verdutzt die Augen, die Kinnlade fiel nach unten und mir entwich ein lautes „WHAT?!“. Ich konnte beobachten, wie mir sogar etwas Pipi in die Augen schoss – Emotionen, die ich letztmals beim WM-Gewinn hatte!

Dass dieser Moment sehr hoch einzuschätzen ist, gab mir dann meine Freundin zu verstehen. Ihr Interesse für die Nationalmannschaft ist schwindend gering – doch selbst sie ließ dieser Moment nicht kalt: „War das Fülle? Krass!“. Hoffen wir, dass diese Party gegen Ungarn weitergeht. Ich bin gespannt, welche Emotionen Niclas Füllkrug dann in uns weckt.