Totaler Stimmungsboykott: Die Mannschaft wird darunter leiden

Gestern Abend hat die aktive Fanszene beschlossen, die Stimmung bei Hannover komplett zu boykottieren. Das heißt: Kein Support der Mannschaft, von Anpfiff bis Abpfiff. 

Im Unterschied zu 2014/2015, als es schon einmal einen Stimmungsboykott der aktiven Fanszene gab, soll dieses Mal auf Pöbeleien gegenüber dem Vorstand um Martin Kind verzichtet werden. Das heißt: Keine „Kind muss weg“-Rufe. Stattdessen soll es „kreativen Protest“ geben. Das haben die Fans bei ihrem Treffen gestern Abend beschlossen (eine lesenswerte Zusammenfassung von gestern Abend hier).

Im Folgenden meine persönliche Ansicht dazu. Es handelt sich dabei um einen Kommentar, also eine rein subjektive Sicht der Dinge.

Zwei Bemerkungen vorweg zu der „Ultra-Diskussion“ der letzten Tage:

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  1. Hannover 96 hat der aktiven Fanszene viel zu verdanken: Man denke an großartige Abende wie gegen Atlético Madrid, als eine Choreographie von der aktiven Fanszene gestaltet wurde, die bis heute für Gänsehaut sorgt. Ein Foto dieser Choreo findet sich zum Beispiel auch auf dieser Internetseite ganz oben wieder. Weitere großartige Choreographien – wie jene zum Abschied von Altin Lala oder letztes Jahr zum 120-jährigen Jubiläum des Hannoverschen Sportvereins von 1896 – sind einzig und allein der aktiven Fanszene zu verdanken.
  2. Ich finde es sehr befremdlich, wie in den letzten Tagen (sowohl in den sozialen Medien als auch bei einer großen Boulevardzeitung) tausende friedliche Fans in einen Topf mit den wenigen gewalttätigen Randalierern beim Auswärtsspiel in Burnley geworfen worden. Das Verhalten der Randalierer in Burnley ist aufs Schärfste zu verurteilen. Gewalt und Aggression haben nichts, aber auch gar nichts beim Fußball zu suchen. Deshalb gehören diese 30-50 Randalierer auch aufs Schärfste bestraft. Es ist richtig, dass Hannover 96 eng mit den britischen Polizeibehörden zusammenarbeitet, um diese Randalierer zu identifizieren. Es ist hingegen falsch, diese Randalierer (ich bezeichne sie hier nicht als „Fans“) mit den tausenden Anhängern von Hannover 96 gleichzusetzen, die Heimspiel für Heimspiel in der Nordkurve ihr Bestes geben, um die Mannschaft zu unterstützen. Und das ohne jegliche Gewalt – seit Jahren gab es keinen gewalttätigen Vorfall in der Nordkurve. Und auch in puncto Pyrotechnik wurden die Stadionbesucher in den letzten Jahren verantwortungsbewusster. Der Einsatz von Pyrotechnik im letzten Heimderby gegen Eintracht Braunschweig war maßvoll und hat keine dritte Personen gefährdet – das hat auch Präsident Martin Kind nach dem Spiel anerkannt. Umso unverständlicher ist es nun, dass die Randalierer von Burnley mit den tausenden friedlichen Fans der Nordkurve gleichgesetzt werden.

So viel vorweg. Es sollte klar geworden sein, dass die aktive Fanszene kein randalierender Haufen ist, sondern sich in den letzten Jahren auch große Verdienste um Hannover 96 erworben hat.

Jetzt kommt der Stimmungsboykott. Er wird von der Fanszene weitestgehend mit der Ablehnung der Abschaffung der 50+1-Regel begründet. Doch ist dieser Stimmungsboykott die logische Konsequenz? Seit Jahren (!) war es klar, dass der Vorstand um Martin Kind die Abschaffung von 50+1 anstrebt. Jahrelang gab es die Möglichkeit, die Abschaffung der 50+1-Regel in Hannover aufzuhalten und durch eigene Initiativen in andere Wege zu leiten – ganz ohne Stimmungsboykott.

Zum Beispiel: Wären auf der letzten Mitgliederversammlung statt kümmerlichen 263 Befürwortern der 50+1-Regel nur 59 (!) Personen mehr erschienen – die Abschaffung der 50+1-Regel in Hannover hätte aufgehalten werden können. Deshalb ist es jetzt ein Stück weit ein doppelmoralischer Schachzug, einen Stimmungsboykott zu initiieren. Denn der Stimmungsboykott trifft vor allem die Mannschaft. Die Abschaffung der 50+1-Regel hätte man auf der Mitgliederversammlung stoppen können. Doch dort bequemten sich nur 263 Personen der aktiven Fanszene hin. Und das, obwohl die Tragweite jener Mitgliederversammlung lange vorher bekannt war.

Auf der Mitgliederversammlung hätte die Fanszene die Abschaffung von 50+1 mit Leichtigkeit verhindern können. Mit einem Stimmungsboykott werden sie das nicht schaffen. Unterm Strich bewirken sie damit nur eins: Sie schaden denjenigen, die am wenigsten für die verworrene Situation etwas können. Sie schaden den Spielern und der Mannschaft.

Die nächste Saison wird hart werden für Hannover 96. Es gibt keine vorprogrammierten Absteiger wie Darmstadt oder Ingolstadt. In solchen Situationen ist der „zwölfte Mann“ oft ausschlaggebend. Von der Unterstützung der Fans hängt es oftmals ab, ob ein Verein auf Platz 14 oder Platz 16 die Saison beendet.

Sollte die aktive Fanszene deshalb für die komplette Saison am Stimmungsboykott festhalten, wird Hannover 96 enge Spiele vielleicht nicht gewinnen können, die für den Klassenerhalt ausschlaggebend sein können.

Natürlich ist niemand zum Anfeuern verpflichtet. Auch Ultras dürfen die Spiele schweigend schauen, wie so viele andere Besucher auf der Ost- oder Südtribüne auch. Dennoch wird die Mannschaft unter dem Stimmungsboykott leiden. Das ist keine Anklage – es ist eine nüchterne Feststellung.

Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!

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17 Kommentare

  1. Den Kommentar zum Derby kann ich so nicht nachvollziehen bzw. akzeptieren. In der Halbzeitpause des Derbys haben sich schwarzgekleidete und vermummte Personen aus N16/N17 über die ganze Nordkurve verteilen (wollen) und entsprechend Pyro zünden. Ist nicht ganz nachzuvollziehen, weil man ja schließlich eigentlich keinen Zutritt zu den Blöcken haben sollte. Sind nicht (teurer) bezahlt worden. Aus den Blöcken (ungefähr) ab N14 bis hin zur Westkurve wurde diesen Personen eindeutig mitgeteilt, dass Sie dort nichts zu suchen und schon gar nicht zu zündeln haben. Daraufhin wurde von diesen Personen mit Gewalt gegenüber einzelnen in den Blöcken reagiert. Abschließend zogen sich die vermummten unter ihre Plane in N16/N17 zurück und eine Reihe Ordner stellte sich zwischen Block N13/N12..  Also schlussendlich: maßvoller Einsatz von Pyro und keine Gewalt kann ich nicht restlos bestätigen.

    • Anonymous 

      Vollkommen korrekt. Der Einsatz von Pyro ist nicht maßvoller geworden. Und beim Derby hat es genau deswegen mehrere Schlägereien unter den Fans gegeben. In der Nordkurve!

      Hannover 96 ist nicht ohne Grund Strafenspitzenreiter in der letzten Saison gewesen.

      • Genau. Die meisten davon von "Normalos" provoziert. Stichwort: Maske runterreißen. Das ist Denunziation. Die Ultras sollen sogar gefragt haben, ob sie nicht kurz machen dürfen. Es wäre doch auch in der ersten Reihe, keiner hätte und hat sich verletzt. Dann die Ultras anzupöbeln und Masken runter zu reißen geht gar nicht.

        Fazit: Keine Gewalt, ja. Maßvoll Pyro? Subjektiv.

  2. Hier sollte vielleicht auch bemerkt werden wievielen Leuten die Mitgliedschaft verweht wurde, um an der Abstimmung teilzunehmen. Das ist auch ein sehr großer Teil warum es zu dem Boykott kommt. 

  3. Hallo,
    danke für Deinen Kommentar. Ich war gestern auch auf dem Fan-Treff und muss sagen, dass ich den Boykott jetzt als den letztmöglichen Strohhalm sehe.Vielleicht noch nicht einmal mehr, um etwas zu retten, aber um zu zeigen, dass man sich nicht von vorne bis hinten verar… lassen kann.

    Ich muss auch den Text hier korrigieren. 30 Leute mehr zu mobilisieren hätte auf der JMV nicht gereicht. Du benötigst eine 2/3-Mehrheit. Wenn Du mehr Leute mobilisierst, dann sind mehr vor Ort und die Grenze für die benötigte 2/3-Mehrheit steigt an. Bei gleichbleibender Zahl von Nein-Stimmern habe ich errechnet, dass es 107 mehr Ja-Stimmen hätte geben müssen.

    Das traurige ist, dass durch das kuriose Abstimmungsverfahren womöglich sogar die Wahl verfälscht wurde. Warum wurden die Enthaltungen nicht konsequent gezählt, sondern Enthalter sollten den Saal verlassen.

    Der Vorstand hat alles getan, um durch solche Winkelzüge eine Sperre des Kind-Antrags auf Ausnahmeregelung zu verhindern. Eine Entscheidung auf der JMV den Antrag noch einmal vorzustellen und dann darüber abstimmen zu lassen wurde übergangen.

    Martin Kind muss jetzt mit drastischeren Maßnahmen angegangen werden, wenn es über den sportlichen Erfolg der 1. Mannschaft geht, dann sei es – von mir aus – so.

    • Hallo Jan, gerne. Und danke für deine Korrektur, das habe ich im Text geändert. Auf der Mitgliederversammlung waren es 263 von 424 Stimmen, die für eine Beibehaltung der 50+1-Regel waren. Ich habe gerade nochmal nachgerechnet: Es hätten 59 weitere Personen für eine Zweidrittel-Mehrheit mobilisiert werden müssen (dann hätte man 322 Stimmen von 483 gehabt). Angesichts der Größe der Szene wären 59 weitere Stimmen wohl sicher ohne Probleme machbar gewesen…

      Rote Grüße,

      Dennis

      • Hallo Dennis, wenn man 424 zu Grunde legt, dann stimmt es mit 59 mehr Ja-Stimmen. Ich habe mit 448 als Gesamtzahl gerechnet.

        Ich finde im übrigen das Wort "kümmerlichen" in dem Satz, der sich auf die 263 Befürwortet nicht gut gewählt. Denn die Nicht-Befürworter haben ja noch weniger Leute ins Feld geführt. Bei 424 Gesamtstimmen also mega-kümmerliche 161 Befürworter der Kind-Seite.

        Des Weiteren fehlt mir immer noch die Beleuchtung des personalisierten Stimmverfahrens, die einseitge Einflussnahme des Vorstands per Brief jedes Mitglied anzuschreiben bei gleichzeitger Verweigerung dem Antragssteller das gleiche zu ermöglichen. Nicht zählen der Enthaltungen, Verweigerung einer geheimen Abstimmung etc. pp.

        Aber ist ja Dein Kommentar…

        • Moin Jan,

          ich finde, da muss man die Relation sehen. Beim Fantreffen am Freitag, als der Boykott beschlossen wurde, kamen mehr als 500 Anhänger. 

          Dieser Boykott wird der Mannschaft schaden (und wie im Kommentar gesagt, das ist keine Anklage, nur eine Feststellung). Der Boykott wird aber die Abschaffung von 50+1 nicht aufhalten können. Bei der Mitgliederversammlung hätte man 50+1 aufhalten können! Doch da kam gerade mal die Hälfte an Fans.

          Sprich: Da, wo man etwas hätte erreichen können (Mitgliederversammlung), kommen 263. Da, wo man einen Boykott beschließt, kommen mehr als 500. Anscheinend lockt ein Stimmungsboykott mehr als eine Mitgliederversammlung.  

          Wenn sich die 500, die den Boykott wollen, einfach nur zur Mitgliederversammlung bewegt hätten, würde sich diese ganze Diskussion erübrigen. 

          Und da finde ich es in der Tat traurig und bekümmernd, dass nur 263 kommen, wenn es um die Sache an sich geht, aber 500 kommen, wenn es um einen Boykott geht.

          • Das stelle ich auch gar nicht in Abrede. Es wurde auf dem Treffen der Fanszene ja auch festgestellt, dass genau dies der Fall gewesen wäre. Ob das wirklich 500 Leute waren, lasse ich jedoch mal dahin gestellt. Für mich sah der Saal nicht so aus als könnte er 500 Leute fassen.

            Jetzt gilt es aber weiterhin alles zu versuchen, um noch eine Versasmmlung herbeizuführen, und wenn es nur über einen Stimmungsboykott geht, dann ist das eben so. Das dies u.U. der Mannschaft schadet wird dafür in Kauf genommen. Lieber mit dem Hannover 96 e.V. niederklassig spielen als mit dem Eigentum von Martin Kind in der 1. Liga ist so ziemlich der Tenor.

            Für mich kommt eben noch hinzu, dass ich ob nun offizeller Boykott oder inoffizieller überhaupt keine Lust mehr habe meine Stimme für Hannover 96 zu geben. Dafür fühle ich mich ob der undurchsichtigen Abstimmungen, dem selektierenden Auswahlverfahren, dem Einfluss nehmenden Vorstand, der Empfehlungen für die Wahl ausspricht einfach hintergangen.

            Martin Kind hat den Ärger selbst hervorgerufen, jetzt muss er damit leben, dass das nicht von der aktiven Fanszene abgenickt wird und so getan wird als wäre nichts gewesen und alles i.O.

  4. Danke, für diesen sehr lesenswerten Kommentar.

    Allerdings sehe ich es nicht so das der Einsatz von Pyro maßvoller geworden wäre.
    Verstehe mich nicht falsch ich finde es noch immer bedauernswehrt das damals die Gespräche um einen sicheren Umgang mit Pyro abgerochen wurden.
    Da es aber nun mal so ist, sollte man soweit es geht ganz darauf verzichten und stattdessen darum kämpfen das die Gespräche noch einmal aufgenommen werden.

     

    Was den Stimmungsboykott angeht, sehe ich das zu 100% so wie du.

  5. Anstatt darüber nachzudenken wie die von Kind angesprochenen 500 Gewalttäter ausgrenzen kann sprichst Du davon das alle in einen Topf geworfen werden. Das stimmt doch so nicht.

     

    • Es sind keine 500 Gewalttäter, es gibt ca. 500 Ultras. Davon sind vllt ca 50 nicht Gewalt abgeneigt. Ergo werden alle in einen Topf geworfen.

  6. Stimmungstechnisch ist bei uns eh nicht viel los, bis auf ein paar besondere Spiele (Sevilla, Stuttgart) sind wir doch nur knapp über Wolfsburg. Ist nicht so, dass die Mannschaft sich gross umstellen muss.

    Ich sitze oben in der Nord nahe der West und da kommt schon nichts vom Fanblock an, man versteht nur die Auswärtsfans. Hier überschätzen einige Fans ihre "tolle Stimmung" wahnsinning.

    Von Naja zu Nichts ist es kein weiter weg. Ich hoffe immerhin wieder auf mehr spielbezogene Stimmung wie es sie in den unteren Ligen in England gibt.

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