Kein Spießrutenlauf: Kind, Slomka und Rote Kurve für fairen Umgang mit Jatta

Martin Kind: "Wenn man die menschliche Seite betrachtet und an den Spieler denkt, sollten wir eigentlich keinen Protest einlegen." Foto: SID

Vor dem Nordduell zwischen dem Hamburger SV und Hannover 96 ist der Fall Bakery Jatta das beherrschende Thema. Die Roten werden wohl keinen Protest einlegen – es wäre ein klares Zeichen.

Volksparkstadion. Über 50.000 Zuschauer. Sonntag. 13.30 Uhr. Ein bisschen Normalität in all dem Trubel, und endlich mal nur Fußballspielen. Nach dem Spießrutenlauf von Karlsruhe und den vielen neuen Schlagzeilen um seine Identität darf Bakery Jatta auf einen gewöhnlichen Arbeitstag hoffen.

„Bakery Jatta verdient sportlich und menschlich unseren Respekt. Pfiffe gegen ihn, wie es sie zuletzt gegeben hat, lehnen wir entschieden ab“, sagte Martin Kind, Klubchef von Hannover 96, der HAZ vor dem Nordduell der Niedersachsen beim Hamburger SV am Sonntag (13.30 Uhr/Sky).

Natürlich werden die Augen wieder auf Jatta gerichtet sein. Doch eine feindliche Stimmung von den Rängen dürfte es nicht geben. Fans von Hannover riefen am Donnerstag zu einem fairen Umgang mit HSV-Angreifer Bakery Jatta auf. In einem Schreiben wirbt der mächtige Supporters-Verband „Rote Kurve“ dafür ein Zeichen zu setzen – „in die Liga und in die Gesellschaft“.

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Rote Kurve will Zeichen setzen

„Lasst Pfiffe oder Beleidigungen aufgrund dieser Thematik sein und konzentriert Euch auf die Unterstützung unseres Hannoverschen Sportvereins von 1896“, heißt es in einer Mitteilung: „Vor allem rassistische Beleidigungen haben bei uns keinen Platz!“ Solange keine Rechtsprechung erfolgt sei, gelte die „Unschuldsvermutung“, sagte 96-Trainer Mirko Slomka: „Ich bin kein Mitarbeiter der Bundesbehörde für Passangelegenheiten und kein Anwalt, daher sind die juristischen Thematiken für mich nicht relevant.“ Slomka rief alle Fans auf, sich „sportlich fair“ zu verhalten.

Kind: „Wir sollten eigentlich keinen Protest einlegen“

Die „Rote Kurve“ hat im Vorfeld der Partie nach Informationen der Hamburger Morgenpost sogar bei Geschäftsführer Kind vorgesprochen und dafür plädiert, keinen Protest gegen die Wertung des Spiels vorzunehmen. „Wenn man die menschliche Seite betrachtet und an den Spieler denkt, sollten wir eigentlich keinen Protest einlegen“, sagte Kind. Man befinde sich zwar noch in der Diskussion und werde „die formal-juristische Seite wohlwollend prüfen“, aber generell sprach er von einer „sehr guten Beziehung zum HSV, das darf man nicht vergessen. Das spielt in unseren Überlegungen sicher auch eine Rolle.“

Die Geschichte des Flüchtlings, der sich zum Fußballprofi hocharbeitet, sorgte für Schlagzeilen. Zuletzt wurde Jatta von gegnerischen Fans ausgebuht und mit Schmähgesängen beleidigt. Foto: Getty Images

Zu einem klaren Urteil kamen die drei letzten HSV-Gegner: Der 1. FC Nürnberg (0:4), der VfL Bochum (0:1) und der Karlsruher SC (2:4) legten Protest gegen die Wertung ihrer Niederlagen ein. Nürnberg benannte laut Sport Bild gar einen Kronzeugen, der am 9. September vor dem DFB-Sportgericht aussagen und die falsche Identität Jattas beweisen soll.

Die Diskussion um Jatta, dessen Fall auch das Bezirksamt Hamburg-Mitte beschäftigt, beherrscht seit Tagen die 2. Liga wie kein anderes Thema. Nun soll dem HSV nach Informationen des Hamburger Abendblatts die von gambischen Behörden beglaubigte Geburtsurkunde von Jatta vorliegen. Neben seinem Reisepass soll auch dieses Dokument Jattas Identität bestätigen.

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