„Ich freue mich auf das Gastspiel im Niedersachsenstadion“ – Tim im Faninterview vor dem Heimspiel gegen Bielefeld

Fans aus Bielefeld reisen zahlreich zu ihren Freunden nach Hannover. Foto: Thomas Starke/Bongarts/Getty Images.




Hannover – Am Samstag ist die Arminia aus Bielefeld zu Gast bei Hannover 96. Beide Fanlager sind sich freundschaftlich verbunden. Das verspricht eine tolle Atmosphäre. DSC-Fan Tim beantwortet vor dem Spiel unsere Fragen im Faninterview. 

Fans aus Bielefeld reisen zahlreich zu ihren Freunden nach Hannover. Foto: Thomas Starke/Bongarts/Getty Images.



Hallo Tim, vielen Dank für Deine Zeit. Stell Dich den 96 Freunde-Lesern doch bitte kurz vor.

Gern. Ich bin 24 Jahre alt und von Kindesbeinen an Armine. Mein Papa hat mich mit vier oder fünf Jahren schon ab und zu mit ins Stadion genommen. Ich hatte also keine andere Wahl (lacht). Seit 2006 gehe ich selbst regelmäßig ins Stadion und habe jetzt seit zehn Jahren eine Dauerkarte im Oberrang der Süd.

Leider war es nicht immer nur lustig als Bielefeld-Fan, oder?

Wer die grobe Geschichte des DSC Arminia kennt, der weiß, dass diese Zeit besonders turbulent war und alle Höhen und Tiefen des Fußballs geboten hat. Jeder Aufstieg und jeder Abstieg waren auf ihre Weise besonders. Der absolute Tiefpunkt war jedoch das Rückspiel der Relegation gegen Darmstadt 98 in der Saison 2013/2014. Das Hinspiel in Darmstadt wurde souverän mit 3:1 gewonnen, dementsprechend groß waren die Hoffnungen für das Rückspiel. Dort jedoch setzte der damalige Drittligist alles auf eine Karte und nach 90 Minuten stand 1:3. In der Nachspielzeit gelang es Arminia zunächst durch Przybylko auf 2:3 zu verkürzen. In der zweiten Minute der Nachspielzeit gelang Da Costa dann ein Sonntagsschuss zum 2:4, was unseren Abstieg besiegelte. Ich habe die komplette folgende Saison gebraucht, um dieses Spiel zu verarbeiten.

Wie ist es Dir letztlich gelungen?

Geholfen hat mir mein bisher schönstes Erlebnis mit Arminia. Das Halbfinale zuhause gegen den VfL Wolfsburg im DFB-Pokal vor vollem Haus bereitet mir bis heute Gänsehaut. Ich habe die Alm nie zuvor und auch bisher nicht wieder so laut und so euphorisiert erlebt. Allen war vorher klar: das ist nur ein Bonusspiel, wir brauchen eine unmenschliche Leistung für das Weiterkommen und unser Traum von Berlin darf nur ganz klein sein. Wolfsburg setzte sich sportlich auch deutlich durch, aber interessiert hat das niemanden. Trotz Gegentor blieb das Stadion konstant laut und machte weiter. Selbst die Wolfsburger Spieler wirkten nach dem 2. oder 3. Tor irritiert, weil es sich für sie nicht nach einem Auswärtstreffer anhörte und -fühlte. Der Gästeblock wirkte ebenfalls arg beeindruckt und war nie wahrnehmbar. Arminia hat an diesem Abend auf dem Platz und den Rängen bundesweit und vielleicht auch darüber hinaus gezeigt, was in ihr steckt. Ich habe mir auch Tage nach dem Spiel wiederholt die vollen 90 Minuten der Fernsehübertragung angesehen. Auf diesen Abend darf man schon stolz sein, das war etwas wirklich besonderes. 

„Ich hab die Alm nie so euphorisiert erlebt“, Tim zum DFB-Pokalhalbfinale gegen Wolfsburg. Foto: Stuart Franklin/Bongarts/Getty Images

Kommen wir zur aktuellen Situation: Nur ein Sieg nach der Winterpause. Plötzlich Vorletzter. Wie gefährlich ist die Situation für die Arminia?

Die Situation ist brandgefährlich. Jeder ist sich bewusst, dass ein erneuter Abstieg massive Konsequenzen hätte und uns weit zurück wirft. Arminia ist weiterhin verschuldet und der Sanierungsprozess hat dieses Jahr bedeutende Fortschritte gemacht. Ein Abstieg würde wohl einen weiteren Neuanfang fordern. Zudem gibt es ab nächster Saison mehr TV-Gelder, die wir ebenfalls gut gebrauchen könnten. Es geht um sehr viel, dementsprechend angespannt sind wir. Die letzten Leistungen waren leider auch nicht sonderlich vielversprechend. Dem Kader mangelt es offensichtlich an Qualität und Breite. Wir brauchen jetzt dringend Siege, am Besten schon am Samstag. 

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Du hast nach dem Spiel gegen St. Pauli Deinen Unmut über die Leistung geäußert. Was genau stört Dich im Moment am meisten?

Mich stört vor allem, dass die Mannschaft so wenig Selbstvertrauen ausstrahlt. Der Auftritt gegen Berlin war eine einzige Enttäuschung. Man kann in Berlin verlieren, aber nicht so. Gegen St. Pauli war es ähnlich. Die Mannschaft hat zu keinem Zeitpunkt gewirkt, als könne oder wolle sie das Spiel gewinnen. Da stimmte die Einstellung meines Erachtens nach nicht. Fabi Klos hat dies auf Facebook auch angesprochen. Im Abstiegskampf erwarte ich von jedem Spieler auf dem Platz, dass er alles gibt. Das fehlte in den letzten Partien. 

In der letzten Spielzeit habt ihr als Aufsteiger die Saison mit 42 Punkten als Zwölfter abgeschlossen. Warum läuft es in dieser Spielzeit schlechter?

Dass wir mit Norbert Meier einen guten Trainer verlieren, war allen klar. Dass der Verlust jedoch so eklatant ausfallen würde, damit hatte keiner gerechnet. Die Verpflichtung von Rüdiger Rehm war meines Erachtens ein vermeidbarer Fehler. Ich möchte Rehm keinerlei Kompetenzen absprechen, aber er passte weder von seiner Person noch von seiner Spielphilosophie zu der Mannschaft und dem Verein. Ich glaube, er hat sich selbst auch einfach überschätzt. Seine Art, mit erwartbarer Kritik umzugehen, war völlig daneben. Statt in der Vorbereitung auf dem Fundament der Arbeit von Meier aufzubauen, hat Rehm das Mannschaftsgefüge zerstört und Misstrauen unter den Spielern gesät. Fabian Klos hat die Mannschaft als Kapitän irgendwie zusammengehalten, was ich ihm hoch anrechne. Jedoch wird es sich zeigen, ob die Qualität am Ende reicht, um den verpatzten Saisonstart auszubügeln. Unser offensichtliches Problem ist die Defensive, welche in der Vorsaison unser Prunkstück war. Wir bekommen zu viele einfache Gegentore. Wenn wir das abstellen und zu alter Sicherheit zurück finden können, wäre uns sehr geholfen. 

Wie zufrieden bist Du mit den Winterneuzugängen, Sören Brandy und Reinhold Yabo?

Yabo hat im Testspiel in Osnabrück überzeugt, in der Liga würde ich das auch gern sehen. Er könnte uns noch sehr weiterhelfen. Brandy war gegen St. Pauli ein Phantom, sonst war er oft angeschlagen und wirkt bisher leider etwas verloren. 

Jürgen Kramny ist seit zehn Spielen im Amt. Dabei gelangen Euch 13 Punkte. Das ist doch eine Bilanz, oder nicht?

Jürgen Kramny leistet vor allem ruhige und unaufgeregte Arbeit, das gefällt mir. Seine Bilanz ist definitiv nicht schlecht. Am Ende zählt aber nur, ob wir über dem Strich stehen oder nicht. Dann wird man seine Arbeit erst richtig beurteilen können. 

Was ist für Euch diese Saison noch drin?

In der Liga geht es offensichtlich nur noch um den Klassenerhalt. Dort liegen auch unsere Prioritäten. Nächste Woche spielen wir allerdings auch im Viertelfinale des DFB Pokals in Frankfurt. Im Pokal ist immer alles möglich, schauen wir einfach mal. 

„Am Ende zählt nur, ob wir über dem Strich stehen“, Tim über Coach Jürgen Kramny. Foto: Thomas Starke/Bongarts/Getty Images.

Freust Du Dich auf das Gastspiel in Hannover?

Ja, sehr. Hannover war mein erstes Auswärtsspiel damals und ich freue mich sehr, endlich wieder mit Arminia im Niedersachsenstadion zu Gast zu sein. 

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Im Hinspiel habt ihr nach 30 Minuten 2:0 geführt und erst in der Nachspielzeit das 3:3 bekommen. Hätte ihr diese Partie gewinnen müssen?

Ja, das wäre wohl nicht unverdient gewesen. Allerdings war ich mit dem Punkt auch zufrieden. Gegen ein Spitzenteam muss man das auch. 

Wie beurteilst Du die in den bisherigen Partien gezeigte Leistung von Hannover 96?

Ich glaube, dass 96 eine ordentliche Punktausbeute hat und dem herrschenden Druck bisher standhält und Spiele gewinnt bzw. nicht verliert, die ein Spitzenteam ausmachen. Mein Eindruck ist, dass viele mit dem spielerischen teilweise nicht so richtig zufrieden sind. Um das zu beurteilen, habe ich zu wenige Spiele von Hannover und zu viele von Arminia gesehen. Die Einstellung stimmt bei 96 auf jeden Fall und man merkt, dass die Spieler aufsteigen wollen. 

Steigt 96 auf?

Ja. Hinter Stuttgart und nicht ohne ein wenig Drama, letztlich aber doch souverän. 

Was erwartest Du von Samstag? 

Ich hoffe auf eine tolle, freundschaftliche Atmosphäre. Es reisen, soweit ich weiß, über 4000 Bielefelder an. Ich hoffe, dass auch der Rest des Stadions voll wird und wir ein ebenso unterhaltsames Spiel erleben wie in der Hinrunde.

Wie lautet Dein Tipp?

Auch wenn ich mir einen dringend benötigten Sieg für die Blauen wünsche, tippe ich auf einen deutlichen 3:1 Heimerfolg der Roten. 

Vielen Dank für das angenehme Gespräch.





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