Das Heldt-Theater: Eine Tragödie in zwei Akten mit Zugabe.

Die Leistung der Mannschaft wurde nicht genug gewürdigt - weder von den Fans noch von der breiten Öffentlichkeit. Foto: Stuart Franklin/Bongartz/Getty Images.

„Ich sehe der neuen Saison mit gemischten Gefühlen entgegen. Vor allem in Sachen Horst Heldt bleibt ein blödes Gefühl“, schreibt unser Kolumnist Frank Meyer in seiner neuen Kolumne Frank sieht rot. Viel Spaß beim Lesen!

In meiner letzten Kolumne habe ich geschrieben, dass sich Horst Heldt und André Breitenreiter  nun ganz auf die Planung der neuen Saison konzentrieren können. Nur konnte damals noch niemand ahnen, welches Gewitter sich über dem Niedersachsenstadion zusammenbraut. Auf einmal hieß es, Heldt ist bei Wolfsburg „im Gespräch“ (nachdem er ja auch zuvor bei Hamburg „im Gespräch“ war). Da konnte man noch denken: „Na klar, wer gute Arbeit macht, ist für andere Vereinen interessant“ – aber mehr auch nicht. Doch was sich dann innerhalb von wenigen Tagen daraus entwickelt hat, sprengte meine Vorstellungskraft. Da liest man, Horst Heldt trifft sich zu Geheimgesprächen mit Vertretern von Wolfsburg – und zur Krönung, ganz als ob Heldt seinen derzeitigen Arbeitgeber verhöhnen wollte, in Peine Ost!

Und als Kind dann sinngemäß sagte: „Wenn Wolfsburg sich meldet, können wir reden“  – da war mir der Ernst der Lage so langsam klar. Als dann die Meldung kam, dass man sich über den Preis nicht einigen könne, war mir klar, dass Heldt nur noch weg wollte und sich praktisch mit dem VfL Wolfsburg einig war. Wenn man Kinds Äußerungen im Doppelpass deutet , war nur der Zeitpunkt des Wechseltheaters nicht der richtige, denn beide Vereine stecken in der entscheidenden Phase der Saison. Hätte Wolfsburg sich am Saisonende gemeldet, wäre Kind wohl nicht abgeneigt gewesen.

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Es liegt nahe, das Handeln von Präsident Martin Kind als konsequent hinzustellen. Auf den ersten Blick liest es sich als Erfolgsnachricht, dass Heldt nun hierbleibt und (wieder) voll in seine Arbeit einsteigt. Aber für mich bleibt bei der ganzen Sache ein blödes Gefühl: Mir scheint es nur eine Frage der Zeit, dass das ganze Theater von vorne losgeht, sobald ein halbwegs renommierter Verein auf der Suche nach einem Sportdirektor ist. Aufschlussreich fand ich einen Rückblick in die Vergangenheit: Heldt fädelte seinen Wechsel von Stuttgart nach Schalke auf ähnliche Weise ein. Hinter dem Rücken des Stuttgarter Vorstands sprach er – trotz laufendem Vertrag – mit Schalke und hat einen Teil der Ablösesumme angeblich selbst bezahlt. Reisende soll man nicht aufhalten, heißt es so oft. Ich finde, wenn Horst Heldt wirklich weg will, dann soll er gehen. Da kommt wieder die Frage „Was sind Verträge heute noch wert“ hoch (diesem Thema habe ich meine letzte Kolumne gewidmet). Fakt ist: 96 braucht jetzt einen Sportdirektor, der sich voll reinkniet und für die neue Saison die richtigen Spieler holt, mit denen man den nächsten Schritt machen kann. Ob Horst Heldt sich wirklich voll reinkniet, wenn er gedanklich schon mit einem VW Golf als Dienstwagen durch die niedersächsische Provinz fährt, ist fraglich.

Von daher sehe ich der Planung für die neue Saison mit sehr gemischten Gefühlen entgegen. Da ist Heldt, der eigentlich keinen Bock mehr auf die Roten hat. Da ist der Aufsichtsrat Andermatt, der bei mir bisher keinen guten Eindruck hinterlassen hat (siehe sein Veto beim Bebou-Transfer, den Heldt zum Glück durchgedrückt hat).

Was die ganze Saison fast gar nicht gewürdigt wurde (leider auch nicht von den Fans), ist die grandiose Leistung unserer Mannschaft. Was unsere 96-Spieler die Saison unter den gegebenen Voraussetzungen geleistet haben, das war erste Sahne. Man ist als Absteiger Nummer 1 in die Saison gestartet. Selbsternannte Experten – wie eine gewisse Boulevard-Zeitung mit den vier Buchstaben – haben uns verspottet. Und dann legt die Mannschaft trotz dem ganzen Theater – von Stimmungsboykott bis Heldt – eine hammer Hinrunde hin. 1:0 gegen Schalke, 4:2 gegen Dortmund, 2:0 gegen Hoffenheim, 4:4 gegen Leverkusen. Chapeau, Hut ab! Dass dann mal eine Schwächephase wie in der Rückrunde kommt, ist völlig normal.

Ein ausführliches Saisonfazit gibt es von mir am Ende der Saison – wenn 96 die Klasse gehalten hat und und die Radkappen vielleicht bald in der zweiten Liga spielen. Beim Saisonfazit, da könnt ihr euch schon mal drauf freuen, werde ich keine Seite verschonen, die für dieses Theater in Hannover verantwortlich ist.

Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!

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